Dass unsere Reisegruppe außer einem jungen Paar nur aus Rentnern bestand, war wohl zu erwarten. Sie hatten sicher alle in ihrer Jugend griechische Götter- und Heldensagen verschlungen und waren daher entsprechend vorbelastet. Es sieht ja auch nach Kulturtripp aus, wenn Delphi, Mykene, Olympia, Mystras, Sparta, Epidauros und Nauplia auf unserem Reiseprogramm vom 06.03. bis 13.03.2023 stehen. Überrascht hat mich dann doch, dass wir Schulklassen aus Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland begegneten. Offensichtlich gibt es in ganz Europa noch Lehrer, die ihren Schülern die hellenistische Kultur aufs Auge drücken. Wir werden dies mit dem Griechenlandalbum, das meine Frau angefertigt hat, unseren Gästen ebenfalls antun. Die meisten Fotos davon kann man sich heute im Internet anschauen. Deshalb will ich den Internetleser damit verschonen, nicht ohne mir den Spott zu verkneifen, dass ihm damit die Vorstellung von der wahren Größe dieser Bau- und Kunstwerke verloren geht. Aber das kann er ja nachholen, wenn er in Ehren ergraut ist und das nötige Kleingeld dafür übrig hat.
Entlarvend war für mich der Ausspruch meiner elfjährigen Enkelin, die auf WhatsApp entdeckte: „Da ist ja Opa!“ Die wesentlich älteren Steine und Tempelreste um mich herum waren wohl nicht in ihrem Wahrnehmungsmuster.
Prokinitaria, die kleine Kirche am Straßenrand oder im Garten. Ursprünglich verrichteten die Menschen davor ihre Tagesgebete oder gedachten ihrer Unfallopfer. Im Innern sind meist ein Öllämpchen und Heiligenbilder.
Was dem Naturliebhaber in Griechenland ins Auge sticht, ist die strahlende Schönheit der im Frühjahr noch schneebedeckten Gipfel, während im Tal sich schon recht farbenprächtig Blumenteppiche entfalten.
Uralte knorrige Olivenbäume, überladen wirkende Orangen- und Zitronenbäume beeindruckten mich tief.
Gewöhnungsbedürftig war für mich, dass das Toilettenpapier nicht perforiert war und in einen Eimer neben der Kloschüssel geworfen werden musste. Mir wurde mit einem Schlag bewusst, wie pingelig wir Deutschen in solchen Kleinigkeiten des Alltags doch vorgeprägt sind. Ein Deutscher will auch wissen, wie kalt das Wasser im Golf von Korinth sich Anfang März anfühlt. Die Füße meiner Frau tippten auf 17°. Dass Abfall irgendwo in der Natur entsorgt wird, erregte meinen Widerwillen. Da die beobachtete Menge sich in Grenzen hielt, muss es irgendwann wohl immer wieder Heinzelmännchen geben, die korrigierend eingreifen.
Außerhalb des Hotels mit seinem auserlesenen und hervorragenden Essen war das Leben an einer Dorfdurchgangsstraße schon schlichter. Zum griechischen Mokka, dem Ellenikos, gibt es eine kleine Flasche Wasser, einfachst belegte Brötchen oder eine Art Toastbrot mit Käse und Schinken. Die Biersorten Mythos und Alpha brauchen den Vergleich mit deutschen Bieren nicht zu scheuen. Wer auf Plastikstühlen im Freien in der wärmenden Frühjahrsonne sitzt, ist Tourist. Griechen bevorzugen Schatten und laute Geselligkeit. Gyros in Bratwurstform, industriell vorgefertigt mit Pommes Frites, überlebt man überraschend gut. Choriatiki, der griechische Bauernsalat, ist genauso schmackhaft und reichlich wie in einem Griechenlokal in Deutschland, ebenso die traditionelle Hausmannskost wie gemischte Platte mit Tzatziki, falls sie überhaupt angeboten wird.
Zum Abschluss Athen einmal anders: