Ein Baby mit Stallgeruch und einer Lebenserwartung von knapp über dreißig Jahren ist nicht der Stoff, aus dem unsere Träume gezimmert sind. Geboren in einem Kaff, von dem sich niemand ernsthaft vorstellen konnte, dass von dort was Rechtes kommt, aufgewachsen ohne fließendes Wasser und Stromanschluss, sämtlichen Kinderkrankheiten ausgeliefert, die seine Dorfkontakte ihm anboten, aber eingebettet in eine elterliche Fürsorge und Liebe, die in ihm den Traum von einer letzten, endgültigen Liebe keimen ließ, einer Liebe, die kein Mensch bieten kann, die vom Urgrund seines Seins herkam und der er sich vorbehaltlos anvertraute.
Er nannte diese Quelle „Vater“. Ein besserer Name fiel ihm nicht ein. Aber für seine jüdischen Zeitgenossen war das schon eine Nummer zu intim. Es sprengte ihre Denkmuster und jagte ihnen solche Angst ein, dass sie sich nicht anders zu helfen wussten, als ihn ermorden zu lassen. Schließlich macht, wer etwas auf sich hält, seine Hände nicht selbst schmutzig. So etwas überlässt man lieber einem dummen römischen Statthalter namens Pontius Pilatus.
Hatte dieser wirklich keine Ahnung, was er als Hinrichtungsgrund schreiben ließ: „Jesus von Nazaret, König der Juden“? War er unbewusst ein Werkzeug Gottes?
Wie dem auch sei, seit vielen hundert Jahren feiern Christen an Weihnachten, einem heute weltbekannten Fest, die Geburt dieses Mannes als ihren Erlöser, der sie seit seiner Auferweckung vom Tod auf ein ewiges Leben bei Gott hoffen lässt. Manche basteln in der Vorbereitungszeit zu diesem Fest, der Adventszeit, eine Krippe und gestalten damit eine Szene nach, angelehnt an das Evangelium nach Lukas, wo erzählt wird, dass Maria ihren Sohn Jesus in einem Stall zur Welt brachte und ihn in eine Futterkrippe bettete, während himmlische Wesen den Schafhirten auf dem Felde die Geburt eines göttlichen Friedenbringers verkündeten, worauf diese Hirten, geführt von einem Stern, sofort zum Viehstall eilten, um das Neugeborene anzubeten.
Viele, auch Nichtgläubige, lassen sich von diesem Vorweihnachtszauber, dieser adventlichen Stimmung, anstecken und feiern mit. So ist Weihnachten als Fest der Geburt Christi vielleicht doch der Stoff, aus dem unsere Träume sind, Träume von einem Gott, der für alle da ist, vorrangig für die Armen und Benachteiligten auf der ganzen Welt.