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24. Juni 2013 1 24 /06 /Juni /2013 11:22

Laut Meinungsforscher träumen etwa neunzig Prozent der Heranwachsenden von einer lebenslangen Partnerschaft, wenn möglich mit Kindern, wohl wissend, dass solche Träume jäh zerplatzen können. Doch wer nicht wagt, auch nicht gewinnt.

In diesen Horizont der Sehnsucht knallt die neue Orientierungshilfe der EKD mit einer geradezu brutalen Nüchternheit und denkt die Ehe von ihrem möglichen Ende her: „In einem Traugottesdienst feiern wir mit dem Paar, mit Freunden und Familie, dass die beiden ‚sich getraut’, sich den gemeinsamen Weg zugetraut und ihr Leben anvertraut haben, und bitten um Gottes Segen für diese Entscheidung und die gemeinsame Zukunft – nicht mehr, aber auch nicht weniger.” Nicht mehr? Wirklich? Offen bleibt obendrein, ob es sich dabei überhaupt um ein heterosexuelles Paar handelt.

Da verschlägt es mir als katholischem Christ schlichtweg die Sprache. Wer demnächst vor den evangelischen Traualtar tritt, kann unbekümmert das Eheversprechen ablegen, auch wenn der Pastor sagt „bis dass der Tod euch scheidet“, ist das nicht länger wirklich ernst gemeint. Am besten ist, der Pastor lässt die bisherige Formulierung nun einfach ganz weg.

Warum verkündet die EKD eigentlich nicht gleich : „In einem Traugottesdienst feiern wir mit der Gruppe, mit Freunden und Anhang, dass die Gruppenmitglieder ‚sich getraut’, sich den gemeinsamen Weg zugetraut und ihr Leben anvertraut haben, und bitten um Gottes Segen für diese Entscheidung und die gemeinsame Zukunft – nicht mehr, aber auch nicht weniger.” ? Schließlich könnte doch jede Kommune mit Gruppensex das gemeinsame, fürbittende Gebet zu Gott gut gebrauchen, dass die Truppe um der gezeugten Kinder willen lange genug beisammen bleiben möge. Wie will die EKD denn biblisch die bloße Zweierzahl begründen, wenn sie schon auf die Mann-Frau-Beziehung keinen Wert mehr legt?

Ich kann die EKD darin verstehen, dass sie Menschen mit einer gescheiterten Beziehung nicht allein lassen, ihnen innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft einen Neuanfang ermöglichen und sie daher nicht ausgrenzen will. Das ist seelsorgerisch sicher sehr lobenswert, aber bei einer Orientierungshilfe muss man Kante zeigen, Ideale vorgeben, sonst wird sie bedeutungslos, weil irgendeinem augenblicklichen Zeitgeist unterworfen. Wenn als „Ehe“ alles gilt, wo mehr oder minder stark Liebe und sexuelles Verlangen, vielleicht ja nicht einmal das, auftaucht, gibt es nichts mehr, was laut Bibel und selbst im Sinne unseres Grundgesetzes als „Ehe und Familie“ ausformuliert ist.

Gingen doch die Verfasser des Grundgesetzes wie selbstverständlich davon aus, dass die meisten Ehen in eine Familie mit Kindern münden und eine Minderheit sich halt mit Kinderlosigkeit abfinden muss, die sie zur Not mit einer Adoption ausgleichen kann. Auch heute noch werden die meisten Kinder nach wie vor in Ehen geboren. Eine Trauung, und sei sie auch nur auf dem Standesamt besiegelt, ist also noch immer für die meisten das entscheidende Symbol für eine erstrebte Sicherheit, entgegen allem Gerede über die Vorzüge der Patchwork-Familie. Sie bleibt zweite Wahl.

„Ich bin lieb, du bist lieb, Gott ist lieb“, mit dieser Kuscheltheologie, die nicht mehr urteilen, sondern nur noch verstehen will, scheint mir der neue evangelische familienpolitische Leitfaden einen Wertewandel einzuleiten, der nicht einmal mehr die muslimische Polygamie ausgrenzen kann, so sehr strotzt er vor aufgeweichter Anteilnahme und Nächstenliebe. Die EKD zeigt viel Mitgefühl für jene, die in neuen Familienkonstellationen leben, allen voran die Alleinerziehende, laut SPIEGEL die „Madonna des deutschen Sozialstaats“.

Mit keinem Wort erwähnen die Autoren die Verantwortungslosigkeit, die junge Frauen in diese Situation bringt, die in dem Leitfaden so wortreich beklagt wird. Nur am Rande ist von den seelischen Wunden der Kinder bei einer Scheidung die Rede, um ja nicht Gefühle bei Geschiedenen allzu sehr zu verletzen.

Viele Frauen schieben ihren Kinderwunsch auf, weil sie Zweifel an der Verlässlichkeit des Partners haben. Wo bleibt hier der Appell an die männliche Treue und Verantwortung? Mit der obigen schwammigen Ehe-Formulierung stellt die EKD den Männern gerade zu einen Freibrief aus, sich vom Acker zu machen. Wenn es mit der einen über kurz oder lang zu wenig funkt, dann halt mit der (oder dem ?) nächsten. Der Pastor wird es ja erneut absegnen.

„Die Ehe ist ein weltlich Ding“ erklärte schon Martin Luther. Die EKD übernimmt das: „Die Ehe ist kein Sakrament, nicht von Jesus selbst eingesetzt und damit keine absolute Ordnung.“ Dennoch ging ich als katholischer Gast bei evangelischen Trauungen bisher immer davon aus, dass das (heterosexuelle!) Hochzeitspaar sich gegenseitig versprach, den anderen zu lieben wie sich selbst, durchaus in dem Bangen, dass das menschlich eigentlich überfordert, aber in dem festen Vertrauen darauf, dass Gott diese Ehe gewollt hat und dass Christus dem Paar deshalb helfen wird, diesem Ideal in seinem weiteren Leben näher zu kommen und dass die beiden hoffentlich bis zum Ende ihres Lebens ein Ehepaar bleiben werden. Der Segen des Pastors und das fürbittende Gebet der mitfeiernden Gemeinde dienten dazu als äußere Zeichen eines göttlichen Geschenkes.

Auch ich mit meinem katholischen Verständnis von Ehe als Sakrament konnte dabei von ganzem Herzen mitfeiern und mitbeten. Aber jetzt? Zeitgeist-Zirkus vor dem Traualtar, nein danke! Eine offizielle evangelische Kirche, die die klassische Ehe dermaßen herabwürdigt, wie dies in der jetzigen „Orientierungshilfe“ geschieht, spricht sicher auch vielen evangelischen  Christen nicht mehr aus deren Herzen.

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Kommentare

M
<br /> Ja diesen Traum haben viele, den hatte ich auch mal. Wenn man älter wird, wird man eines bessern belehrt.<br />
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W
<br /> „Warum darf ein gleichgeschlechtliches Paar, das sich mit großem Ernst Liebe und Treue verspricht, bis dass der Tod sie scheide, nicht unter Gottes Segen gestellt werden?“, wurde ich gefragt.<br /> Gegenfrage: „Warum dürfen viele andere Lebensformen, die treu und verantwortungsbewusst oft lebenslang für einander sorgen, laut EKD nicht ebenfalls in einem Traugottesdienst unter Gottes Segen<br /> gestellt werden?“ Wie oft übernehmen in Notlagen nahe Verwandte Pflege im Krankheitsfall oder finanzielle Unterstützung. Die treu sorgenden Versorgungsgemeinschaften reichen von Geschwistern, die<br /> ein Leben lang zusammenbleiben, ihren Unterhalt verdienen und teilen, bis hin zu Onkel und Tanten oder gar zu Ordensgemeinschaften. Auf sie treffen alle Kriterien zu, die dem Zeitgeist<br /> entsprechend ausnahmlos für die gleichgeschlechtliche Zweierbeziehung herhalten müssen, denen man die Eigenschaften treu, fürsorgend, kinderlieb und erwerbsfähig zuordnet, was sicher für viele<br /> dieser Menschen durchaus zutrifft. Dass jedoch auch andere Lebensformen treu, fürsorgend, kinderlieb und erwerbsfähig sein können, bleibt in dieser augenblicklichen Wertediskussion vollkommen<br /> außer acht. Unhinterfragt ist die gleichgeschlechtliche Zweierbeziehung die einzige Zielgruppe, die der klassischen Ehe gleichgestellt wird, wofür es juristisch wie theologisch keinen tieferen<br /> Grund gibt, ebenso wenig dafür, dass andere treu sorgende Lebensformen außen vor bleiben. Unbeantwortet bleibt von der jetzigen Politik, Justiz und auch von der EKD daher die Frage, warum das<br /> Splitting nur für Paare gelten soll; denn alle mir bekannten Argumente, die für die Erweiterung des Ehegattensplittings herhalten müssen, sind nicht an die Zahl 2 gebunden.<br /> <br /> Leben drängt danach, Leben weiterzugeben. Das ist die Hauptlinie der Schöpfungsordnung, alle andere sind Nebenlinien, von Gleichwertigkeit keine Spur. Alle Kulturen regeln diese Hauptlinie in<br /> einer heterosexuellen, festen, durch feierliche Rituale bestätigten Einordnung. Selbst die islamische Polygamie passt besser in diesen Naturkreislauf als die modische Homoehe. So fordert z.B. in<br /> Frankreich der Conseil Français du Culte Musulman, dass der französische Staat nun nach der Einführung der Homoehe die Polygamie freigeben müsse, weil ein Mann sehr wohl mehrere Frauen lieben,<br /> sie also auch heiraten kann. Der Rat der frz. Muslime will damit bis vor den europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gehen.<br /> <br /> (Aus meiner Sicht wird er dort gewinnen; denn die Kriterien für die Homoehe, die der französische Staat definiert hat, sind auch für andere Lebensformen gültig. Obendrein ist es für einen<br /> gläubigen Moslem eine tödliche Beleidigung, dass er weniger wert sein soll als ein Homosexueller, der aus seiner Sicht den Willen Allahs verfehlt. Für ihn ist das neue frz. Homoehengesetz<br /> Rassismus pur und weit entfernt von der durch Frankreichs augenblickliche Regierung propagierten "Gleichheit für alle".)<br /> <br /> Doch zurück zum „christlichen Abendland“, das schon längst aufgehört hat, in dieser Form zu existieren. Der Weg von der gottgewollten Ehe als Versorgungssystem und als weitgehend behüteter Ort<br /> des Nachwuchses hin zur Liebesheirat war weit. Sie ist in unser abendländisches Bewusstsein etwa seit knapp zweihundert Jahren immer tiefer eingedrungen. Doch auch die Liebesheirat wählte den<br /> gesellschaftlich und religiös festen Rahmen der Institution Ehe, die erwartungsgemäß in eine Familie mit Kindern als Ausdruck dieser Liebe münden sollte, auch wenn dieser Wunsch nicht immer<br /> erfüllt wurde. Kinder galten als Geschenk und nicht als Rechtsanspruch. Gottes Wille galt der Zukunft, die sich in der nächsten Generation Ausdruck verleiht.<br /> <br /> So sieht das die Bibel und bis jetzt der christliche Glaube, aus dem die EKD nun ausschert. Nach ihr gilt Gottes Wille der augenblicklichen Gegenwart und dem Ausleben menschlicher Gefühle, ganz<br /> gleich ob homo- oder heterosexueller Art. Pädophile, inzestiöse, sodomistische oder gar triebverbrecherische Gefühle werden wie selbstverständlich (noch?) ausgegrenzt, obwohl sie ebenfalls<br /> existieren und nach der Logik der EKD daher göttlichen Ursprungs sein müssten. Doch soweit denkt die EKD wohl nicht. Sie unterwirft sich einem Modediktat, dass seit etwa siebzehn Jahren durch die<br /> westliche Medienwelt geistert, die die Homoehe (und nur diese!) als gleichwertig zur klassischen Ehe hochjubelt, jeden Andersdenkenden mit dem Modewort „Homophobie“ niedermacht und perfekt den<br /> damit automatisch erstellten Gegenbegriff der „Heterophobie“ ausklammert. Wer hat hier die fast absolute Medienkontrolle? Mit welcher Absicht? Mit welchem Ziel? Wem soll das nützen? Wer wünscht<br /> den Untergang unserer jetzigen Gesellschaft, die sich mangels ausreichendem Nachwuchs irgendwann selbst auflösen und sich zwangsweise einer anderen Kultur unterwerfen wird? Wer wird unsere<br /> Landstriche einst besiedeln?<br /> <br /> Wir werden in einem multikulturellen Europa lernen müssen, gewisse Wertemuster auch mit den Augen anderer Kulturen zu sehen und nicht nur durch die ideologische Zwangseinheitsbrille der gängigen<br /> Presselandschaft, die alles mit der Diskriminierungskeule niedermacht, was nicht in ihr (verordnetes?) Weltbild passt und dem sich die EKD sklavisch unterwirft, wenn sie sich nicht auf ihre<br /> christlichen Wurzeln zurückbesinnt.<br /> <br /> <br />
Antworten
W
<br /> Hier einige Diskussionsbeiträge kurz zusammengefasst<br /> <br /> <br /> http://www.idea.de/detail/thema-des-tages/artikel/die-kirche-surft-sich-endgueltig-ins-abseits.html<br />
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  • : Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.
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  • Winfried Schley
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
 Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.
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