Der moderne Mensch sucht mehr oder weniger bewusst nach innerer Ausgeglichenheit und tiefem Seelenfrieden. Er ahnt, dass der Besitz von Geld zwar ungemein beruhigt, aber letztendlich nicht glücklich macht. Vordergründige Quellen wie Konsum, Genuss, Besitz oder Anerkennung werden irgendwann schal und können die Grundsehnsucht der menschlichen Seele nicht befriedigen. Meist uneingestanden sucht der Mensch nach dem Größten, dem Erhabenen, dem Heiligen, dem Erlösenden, was die Mystiker als Vereinigen mit Gott bezeichnen.
Menschen, die sich auf die Suche nach diesem Letzten machen, brauchen in einem ersten Schritt die Erfahrung von Geliebtsein. Christen sind überzeugt, dass eine solche Erfahrung für alle Menschen existiert, dass jeder Mensch willkommen, angenommen und geliebt wird, nämlich von Gott. Wer als Suchender solches erfährt, spürt, wie seine innere Würde wiederhergestellt wird, wie er Kraft bekommt, Unvermeidliches zu ertragen, sich Hemmnissen in seinem Leben zu stellen, anzuerkennen, wo er schuldig wurde und befreiend zu vergeben, wo andere ihm gegenüber schuldig geworden sind.
Christen begegnen in einem zweiten Schritt auf ihrer Suche nach diesem Letzten der erlösenden Liebe Gottes in Jesus Christus. Innerlich dadurch berührt von Gott keimt Hoffnung auf Heilen innerer Verwundungen und auf Befreiung von Ängsten, Zwängen und Abhängigkeiten auf. Diese Hoffnung will gepflegt sein, am besten von und mit Menschen, die darin einen Informations- und Erfahrungsvorsprung haben und damit neuen Lebensmut, neue Lebensfreude wecken. Gläubige Christen sind überzeugt, dass nur von Gott geschenkt bekommene Lösungen dies ermöglichen. Sie sprechen hierbei von Gnade und öffnen sich der Liebe Gottes im persönlichen und fürbittenden Gebet für sich und andere.
In einem dritten Schritt wird dieses zarte Pflänzchen geistigen Lebens genährt und gestärkt im Feiern der kirchlichen Sakramente, in Gottesdiensten und im Einsatz für andere in tätiger Nächstenliebe.
In der römisch-katholischen Kirche ist Mitte dieses geistigen Lebens Jesus, der Christus.
Ihm begegnet der römisch-katholische Christ vorrangig in der Liturgie der Eucharistiefeier. Ihm vertraut er sich an. Von ihm lässt er sich leiten, damit er leibhaftig erfährt, dass Gott jeden einzelnen Menschen väterlich liebt. Ihm will er es nachtun, indem er Nächstenliebe übt und sich gemäß den 10 Geboten und der Bergpredigt verhält.
In früheren Zeiten wurden um die Gotteshäuser herum Kindergarten, Seniorenheim und Krankenhaus errichtet. Damit machte man auch baulich sichtbar, dass Gottesdienst und Dienst am Menschen untrennbar zusammengehören. Heutige Gemeindezentren lassen noch ein wenig von diesem Grundgedanken ahnen.
Gott hat die Menschen mit verschiedenen Begabungen ausgestattet und beauftragt, sie im Laufe ihres begrenzten Lebens zum Wohle der Welt und der Menschheit zu entfalten und zu pflegen.
Kein Mensch muss alles können, jeder darf Grenzen haben. Erst im Zusammenspiel von vielen dieser Kräfte und Begabungen zeigt sich, dass Gott - ganz im Geiste Christi - ein Reich des Wohlwollens beabsichtigt. Menschen sind nur Vorboten dieses geistigen Willens, Mosaiksteine und Spuren des Guten am Aufbau einer heilen Welt.
Die römisch-katholische Kirche sieht sich als wesentlicher Bestandteil dieses göttlichen Heilsplanes. Vollenden aber wird ihn Gott allein, wann er es selbst für richtig hält.
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