Aller Augen warten auf Dich,
und Du gibst ihnen ihre Speise
zur rechten Zeit.
Du tust Deine Hand auf
und sättigst alles,
was lebt
mit Wohlgefallen.
Altes Testament in der christlichen Bibel,
Psalm 145,15-16
(Leider waren die Amsel und die Drossel. die sich an den mit Schnee bedeckten Äpfeln labten, schon wieder weg, als ich mit dem Fotoapparat zurückkam.)
Zum zehnten Mal hat die Fachstelle Medien der Diözese Rottenburg-Stuttgart mit ihrem „echten“ Nikolaus dem Weihnachtsmann die Stirn geboten. 40.000 Schokoladenfiguren in Form eines Bischofs mit Bischofsstab und Mitra sind zwischen Anfang September und Ende November im Onlineshop bestellt worden.
Die Nikolausaktion ist gemeinnützig und sollte ein Gewinn erwirtschaftet werden, so wird er wie jedes Jahr an eine soziale Organisation gespendet.
Vgl. auch "Ich bin nicht euer Weihnachtsmann" .
Als Jesus am Jakobsbrunnen eine Samariterin um Wasser bittet, lehnt diese zunächst ab. Worauf ihr Jesus entgegnet: "Wenn Du wüsstest, worin die Gabe Gottes besteht, und wer es ist, der zu Dir sagt: Gib mir zu trinken!, dann hättest Du ihn gebeten, und er hätte Dir lebendiges Wasser gegeben. Wer von gewöhnlichem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von jenem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zur sprudelnden Quelle werden, deren Wasser ewiges Leben schenkt." (Joh 4, 7 ff)
Woher stammt das Wasser, von dem Jesus spricht? Jesus hat es selbst erfahren: Vom Abba, vom Vater. Er ist die nie versiegende Quelle, der Ursprung, der uns nährt und am Leben erhält, aus dem wir Kraft und Trost schöpfen.
Quellwasser versickert, wenn niemand die Quelle fasst und einen Brunnen darum bildet. Wer ist dieser Brunnen für lebendiges Wasser? Es ist Jesus Christus, der Sohn. Über ihn gelangen wir zum Vater, durch ihn haben wir Zugang zur Quelle, zum Vater. Der Sohn ist sein Gefäß, sein Brunnen. Aus seinen Worten und Taten sollen wir schöpfen, dann sind wir dem Vater nah und erhalten jenes lebendige Wasser, das unermüdlich aus der Quelle, aus dem Vater sprudelt, nämlich den Geist. Wasser bewirkt Leben, der Geist bewirkt Kraft, durchtränkt unseren Lebensmut, des Vaters Spuren in uns. Geschenkt vom Vater, überreicht durch den Sohn belebt der Geist uns, die Menschen. Nur trinken müssen wir noch selbst, sich seiner bedienen. Dann leben wir im Namen des Vaters, durch den Sohn im Heiligen Geist, wie es die Ostkirche so treffend betet.
Beim Ausmisten stieß ich auf einen Text, den ich vor über dreißig Jahren geschrieben habe. Überrascht stellte ich fest, dass er noch heute für mich gültig ist:
Ich glaube,
dass vor ca. zweitausend Jahren ein Mann lebte, genannt Jesus von Nazaret, der ein einzigartiges Verhältnis zu Gott hatte. Er nannte ihn seinen Vater und predigte, dass alle Menschen zu Gott Vater sagen dürfen. Er fühlte sich von diesem Vater total angenommen und in ihm geborgen.
Diese Sicherheit gab ihm Kraft, für alle Menschen da zu sein, auch für die Ausgestoßenen, Kranken und Minderwertigen seiner Zeit. Er zeigte damit, wie nahe Gott uns, den Menschen, bereits ist, und er erklärte, dass Gott noch näher kommen werde. Er forderte die Menschen auf, sie sollten umdenken und neu anfangen, ihr Leben auf Gott auszurichten. Er half ihnen dabei, indem er ihnen ihre Sünden vergab. Er stieß auf Widerstand und musste mit dem Schlimmsten rechnen. Dennoch hielt er daran fest, nach Gottes Willen zu leben, und scheiterte zunächst. Er starb am Kreuz.
Ich glaube,
dass Gott ihn zu sich nahm und ihn in einer neuen Daseinsweise weiterleben und weiterwirken lässt. Seine Jünger konnten dies erfahren und begriffen nun, dass er der lang erwartete Messias, der Christus war. Sie begannen, in Christi Sinne zu leben und verkündeten ihn als denn zukünftigen Herrn der Welt. Sie hofften nun, selbst einmal bei Gott weiterleben zu dürfen. Sie fanden viele Anhänger, die diesen Glauben lebten und weiterverkündeten bis auf den heutigen Tag. Diese Glaubenden, zu denen auch ich mich zähle, bilden eine Gemeinschaft, Kirche genannt.
Ich glaube,
dass Christus in dieser Kirche weiterhin wirkt.
Ich glaube,
dass seine göttliche Kraft diese Kirche begleitet und nie im Stich lässt in guten wie in schlechten Zeiten.
„Im Anfang war der Laut, und der Laut war A-U-M. Durch die Schwingung des A-U-M ist alles entstanden“ liest man in der hinduistischen Weisheitsschrift Chandogya Upanischad. (7. Jh. v. Chr.)
„Alles schwingt elektromagnetisch“ lehrt die moderne Teilchenphysik. (20. Jh.)
„Gottes Geist als Urschwingung vibriert in der Welt“ verkündet die christliche Dreifaltigkeitslehre. Göttliche Energie durchwaltet Schöpfung und menschlichen Geist, ausgesandt vom Ursprung allen Seins, Gott, dem Vater, vermittelt von Jesus, dem Christus, der ganz auf die Seite Gottes gehört, ein Geheimnis, das die christliche Tradition in den Titel Sohn Gottes fasst, so untrennbar sieht sie ihn mit Gott, dem Vater, zusammen verbunden im Heiligen Geist.
„Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott. Alles ist durch das Wort geworden, und ohne das Wort wurde nichts, was geworden ist. In ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen“ entfaltet das Evangelium nach Johannes, verhaftet in der Tradition griechisch-philosophischen Denkens, dieses Tiefengeheimnis. (100 n. Chr.)
Welches Gespür im Menschen, das dem Tier offensichtlich fehlt, veranlasst solche Einsichten? Ist das Menschengeschlecht von Natur aus, vielleicht gar genetisch, auf das Göttliche angelegt und ausgerichtet? Ist alle Energie und Lebenskraft göttlichen Ursprungs?
Gesetzesinitiativen für den Mutter- und Säuglingsschutz, die Aus- und Weiterbildung der Frauen, gleicher Lohn für Frauen und Männer muten wie moderne Gesetzentwürfe an. Stutzig wird man erst beim Gesetzesentwurf zu den Rechten der Hausgehilfinnen. Dann erst merkt man, dass es sich um Gesetzesinitiativen handelt, die vor etwa hundert Jahren die einzige Frau der österreichischen Nationalversammlung eben dort eingebracht hat. Soweit war sie ihrer Zeit in ihrem Empfinden für Gerechtigkeit voraus. Als Abgeordnete setzte sie mit sozialpolitischen Mitteln fort, was sie zuvor über verschiedene Vereine karitativ angepackt hatte, nämlich Frauen und Kinder aus der Heimarbeit befreien, Mädchen, die aus reiner Not zur Prostitution getrieben wurden, eine Ausbildung ermöglichen. Klar sah sie die Schuld der wohlhabenden, großbürgerlichen Schicht, zu der sie selbst gehörte: „Nur zu oft ist es die wohlhabende Frau, die die Kaufleute zwingt, zu unmöglichen Bedingungen zu liefern, und dies geschieht immer auf Kosten der armen Heimarbeiterinnen.“
Aufgewachsen ist Hildegard Burjan in einem religionslosen jüdischen Elternhaus. Mitte zwanzig ließ sie sich katholisch taufen, weil sie, die schwer Erkrankte, die aufopfernde Pflege der Schwestern nachhaltig beeindruckte: „So etwas wie diese Schwestern kann der natürliche, sich selbst überlassene Mensch nicht vollbringen.“ So war ihr eigenes soziales Engagement von einem tiefen Glauben an einen Gott geprägt, der sich den Menschen zuwendet, die bereit sind umzukehren und neu anzufangen. Das färbte auch auf ihren Ehemann ab, der sich ebenfalls taufen ließ. Ihr Gottvertrauen war so groß, dass sie entgegen dem Rat der Ärzte ihre Tochter unter Lebensgefahr zur Welt brachte.
Dass die Katholische Kirche sie am 29. Januar 2012 selig sprach, d.h. sie feierlich zum leuchtenden Vorbild erklärte, wie man Christi Willen in dieser Welt erfüllen kann, zeigt, dass man auch in der Politik als gläubiger Christ seinen Weg finden kann, ein Beispiel, dass sich so mancher moderne Politiker zu Herzen nehmen sollte. Als einziger Wehrmutstropfen für mich an dieser Ehrung bleibt, warum die Katholische Kirche so lange mit dieser Seligsprechung gebraucht hat.
Quelle: CIG Nr. 6/2012 S.64-65
Schon auf den ersten Seiten der jüdisch-christlichen Bibel liest man, dass der Mensch auf Gott hin angelegt ist und sein wahres Menschsein verfehlt, wenn er diese Beziehung nicht richtig pflegt.
Wie ein roter Faden durchzieht die Bibel die immer stärker ausgeprägte Hoffnung, dass eine vollkommene Beziehung zu Gott in einem ewigen Leben in seiner Gegenwart erreicht wird.
Wer in seinem irdischen Leben die Fähigkeit entfaltet, sich mit verantwortlich zu fühlen für sich selbst, für die Familie, für eine Gemeinschaft, für eine Gesellschaft, für ein Land, ja letzten Ende für die ganze Menschheit, dem liegt Gottes Schöpfung gemäß göttlicher Absicht am Herzen.
Seine persönliche Beziehung zu Gott stützt sich somit auf vier Wesenszüge.
Erstens, sich selbst als geliebtes Kind Gottes annehmen lernen.
Zweitens, anderen sich wohlgesonnen zuwenden lernen, weil auch sie gottgewollt sind.
Drittens, sich in Wort und Tat einsetzen für eine friedvollere und gerechtere Welt als Vorbote der kommenden Gottesherrschaft.
Viertens, die Natur hegen und pflegen, sich an ihr erfreuen als Schöpfung Gottes.
Wo Leben verneint wird, wird Gott verneint. Wo Leben bejaht wird, wird Gott bejaht. Wer sich diese vier Wesenzüge Schritt für Schritt aneignet, wird inneren Frieden finden und gelassen erledigen, was fällig ist. Alles, was er anpackt und wie er lebt, wird stillschweigend zum Gebet. Damit wird der Mensch in seinem tiefsten Kern zum betenden Wesen, auch dann, wenn er sich dessen nicht voll bewusst ist.
Alle Jahre wieder bekommen in der Vorweihnachtszeit die Journalisten ihr soziales Gewissen, beklagen den Einkaufsrummel und rufen zu Spendenaktionen für Bedürftige ihres Einzugsgebietes auf.
Aber nicht einer scheint die Vision des Propheten Jesaia zu kennen: „Ein Kind ist uns geboren, ein Sohn ist uns geschenkt. Die Herrschaft liegt auf seiner Schulter; man nennt ihn: Wunderbarer Ratgeber, Starker Gott, Vater in Ewigkeit, Fürst des Friedens. Seine Herrschaft ist groß, und der Friede hat kein Ende.“ (Jes 9, 5f).
Nirgends sonst spricht das Alte Testament von einem Menschen, genauer von einem Kind, und bezeichnet es als starken Gott, Vater in Ewigkeit. Was Jesaia sich dabei gedacht hat? Hatte er ein konkretes Kind im Blick? Die Bibel übernimmt hier eine Vision vom wahren und endgültigen Frieden, die weit über den historischen Augenblick hinaus in eine geheimnisvolle Zukunft reicht.
Das Evangelium nach Lukas im Neuen Testament greift diese Friedensvision erneut auf, spricht von einem gewickelten Kind in einer Futterkrippe, lässt Hirten, den Ärmsten der Armen in der damaligen Zeit, von Engeln verkünden: „Verherrlicht ist Gott in der Höhe und auf Erden Frieden den Menschen seiner Gnade.“ (Lk 2,14)
Der Apostel Paulus setzt diesen Gedanken in seinem Brief an Titus fort: „Als aber die Güte und die Menschenliebe Gottes, unseres Retters, erschien, hat er uns gerettet ... durch das Bad der Wiedergeburt und der Erneuerung im Heiligen Geist. Ihn hat er in reichem Maße über uns ausgegossen durch Jesus Christus, unseren Retter, damit wir durch seine Gnade gerecht gemacht werden und das ewige Leben erben, das wir erhoffen“ (Tit 3,4-7).
Diese neue, tröstende Gewissheit in Gestalt eines Neugeborenen geschenkt bekommen, ist, kurz gefasst, das Wesen von Weihnachten.
Als im Jahr 1223 Franz von Assisi in Greccio Weihnachten feierte mit lebenden Krippenfiguren samt Ochs und Esel und mit einer mit Heu gefüllten Futterkrippe, wurde Weihnachten „das Fest aller Feste“, wie er es nannte. Er hatte damit in einer ganz neuen Tiefe das Menschsein Jesu entdeckt; denn für die alte Kirche war das Fest der Feste Ostern. In der Auferstehung hatte Christus die Türen des Todes aufgestoßen und so die Welt von Grund auf verändert. Der Mensch bekam seinen Platz in Gott. Die Auferstehung aber setzt die Menschwerdung voraus. Gottes Sohn als Kind, als wirkliches Menschenkind – das hatte Franziskus zuinnerst getroffen und Glaube zu Liebe werden lassen. Damit konnte man Gott gewissermaßen in dem Kind im Stall zu Bethlehem anfassen und liebkosen, einfach lieb haben. So erhielt das Kirchenjahr eine zweite Mitte im Weihnachtsfest als dem Fest des Herzens, als Gegenpol zu Ostern, dem Fest der Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott.
Ob irgendein Gott menschliche Sehnsüchte erfüllt, kann man mittels Vernunft weder belegen noch ausschließen.
Dennoch ist es vorteilhaft, wenn man auf die Existenz Gottes setzt. Man fühlt sich dann wohl und hält sich damit seelisch gesund, wenn man ein sittlich gutes und sinnerfülltes Leben führt, das an einem göttlichen Willen ausgerichtet ist. Sollte sich mit oder nach dem Tod herausstellen, dass Gott nicht existiert, hat man nichts verloren.
Setzt man umgekehrt darauf, dass Gott nicht existiert, misst man notgedrungen sein eigenes Handeln an sich selbst, weil man nicht anders kann, als sich am eigenen Gutdünken, an der eigenen Willkür auszurichten, will man nicht von woanders her fremdbestimmt sein und sich damit an einen Ersatzgottglauben hängen. Sollte sich mit oder nach dem Tod herausstellen, dass Gott wider Erwarten doch existiert und Rechenschaft einfordert, hat man alles verloren.
So ist es aus philosophischer Sicht vorteilhafter, damit zu rechnen, dass es Gott gibt. Nicht beantworten kann die Philosophie allerdings die Frage, welcher Art dieser Gott ist, wenn sie nicht von vornherein, von nirgends her begründete sittliche Modelle wählt. Damit trifft sie Vorentscheidungen, die man jederzeit hinterfragen und anzweifeln kann. Ein auf diese Weise philosophisch erschlossener Gott wird dem Menschen nur kurzfristig oder gar nie den inneren Frieden schenken. Der Zweifel wird immer an ihm nagen, ob es sich bei diesem Gott nicht doch nur um ein Hirngespinst seiner eigenen Gedankenwelt handelt.
Will der Mensch diesen Zweifel umgehen, muss er sich aus freiem Willen vertrauensvoll beschenken lassen, glauben, dass da jemand ist, der um ihn weiß und an den er sich jederzeit wenden kann. Er muss also die Gottesfrage theologisch und nicht philosophisch an sich heranlassen.
Jesus von Nazaret hat dies vorgemacht, indem er sich voll und ganz an jemanden außerhalb seiner selbst hängt, den er „Vater“ nennt, und dabei entdeckt, dass er ganz auf dessen Seite gehört. Davon sind auch seine Anhänger überzeugt und geben ihm daher die Namen Messias, Christus, Sohn Gottes oder Herr, je nach Horizont ihrer eigenen kulturellen Herkunft.
Vgl. „Auch angenabelt?”