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19. Februar 2010 5 19 /02 /Februar /2010 20:22
„Wie kommt es eigentlich, dass vielen von uns heute jede alte und auch neue, jede fremde und vor allen jede „Wellness“-Religion normaler und salonfähiger vorkommt als ein katholischer Orden? Dass ein Mönch aus Tibet geradezu sexy wirkt, einer aus Birma beinahe wie Che Guevara, ein Franziskaner aber wie ein fleischgewordener Anachronismus?“. „Was ist mit uns passiert?“, fragt die Dokumentarfilm-Regisseurin Susanne Aernecke in ihrem unterhaltsamen und lesenswerten Buch „Komm mit, ich liebe dich“ über Spiritualität in Deutschland, erschienen im Piperverlag München.

Herzerfrischend, geradlinig, manchmal rotzfrech beschreibt sie ihre Recherchen zu und ihre Besuche bei dieser „Parallelgesellschaft, ohne die der Großteil unserer heutigen Kultur, unseres Wissens und unserer Werte gar nicht vorstellbar wäre. Und die, auch wenn die meisten das gar nicht merken, nach wie vor mitten unter uns wirkt.“

Was sie in ihrem Buch alles so schreibt, verrate ich hier nicht, außer: „Abenteuerlich war, dass ich zwar als neugierige, aber innerlich unbeteiligte Chronistin gestartet bin und unterwegs gezwungen wurde, mich berührten zu lassen. Es ging  nicht anders.“

Für ganz Eilige einige Stationen ihrer Rundreise: St. Ottilien, Bingen, Stiepel, Marienstatt, Köln, Waldniel, Helfta, Würzburg, Berlin, St. Blasien, Heiligenkreuz, Christian Herwartz, Nauen, Stein am Rhein, Bruder Benno:
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15. Februar 2010 1 15 /02 /Februar /2010 20:05
Geographisch gesehen ist Europa kein Kontinent, sondern ein Wurstzipfel Asiens. Kulturell gesehen hatte Europa in seiner Geschichte der letzten 3000 Jahre immer mehr an Einfluss und Strahlkraft auf diesem Globus gewonnen, so dass man wohl zu Recht von einem Europa als kulturellem Kontinent sprechen kann, auch wenn es nicht immer zum Segen für die Menschheit dieses Planeten war. Trotz aller Spannungen und Gegensätze mit ihren inneren und äußeren Zerfleischungen wie Nationalkriege und Kolonialisierung war die wohl größte Triebfeder dieser Entwicklung das Christentum in seinen verschiedensten Ausprägungen. Kirchenbauten überall vom Atlantik bis zum Ural als steinerne Zeugen, viel sakrale Kunst und Malerei darin oder in Museen sind heute noch Anziehungspunkte für Touristen aus aller Welt. Erfindergeist und Technik läuteten die Industrialisierung ein und brachten einen ungeahnten Fortschritt und Wohlstand, wie es reinen Agrarkulturen unmöglich gewesen wäre.

Wer ahnt heute noch, dass hinter dieser Forschungsmentalität einst das Studium der christlichen Mönche stand mit ihrer Alphabetisierung zunächst der Oberschichten, dann der Landbevölkerung in den Klosterschulen? Große medizinische Fortschritte hatten ihre Wurzel in der Grundhaltung, dass alles dem Wohle und der Gesundung der Menschen diene, abgeleitet aus dem christlichen Gedanken der Nächstenliebe. Der Glaube an einen Gott, der in der Geschichte wirkt, ermöglichte lineares, auf Zukunft ausgerichtetes Denken und Planen im Gegensatz zu naturzyklischen Religionen, die nur das Überleben aus dem Augenblick und dem Erntezyklus kannten.

Heute haben wir ein Europa, das seine einstigen religiösen und sittlichen Grundlagen verneint. Noch lebt es und funktioniert seiner Auflösung entgegen, wie einst das Römische Reich innerlich zerfallen ist. Gottes- und Nächstenliebe sind durch Eigenliebe, die im Gewand angeblicher Freiheit und Selbstbestimmung daherkommt, ersetzt. Kinder werden nicht mehr als Zukunft und Geschenk, sondern als Belastung gesehen. Sie sind zum Armutsrisiko verkommen.

Ein überaltertes Europa wird sich von jungen Menschen, die von woanders herkommen und ihre eigenen Wertvorstellungen mitbringen, pflegen und ernähren lassen müssen, vorausgesetzt, diese übernehmen gegen Entgeld diesen Dienst und bemächtigen sich nicht, sobald sie zahlenmäßig überlegen sind, einfach der vorhandenen materiellen Ressourcen und Güter, indem sie um ihres eigenen Nachwuchses willen die alteuropäischen Alten, Kranken, Kinderlosen und gleichgeschlechtlichen Paare dem vorzeitigen Tod ausliefern, da diese für Europas Zukunft ja doch keine Rolle mehr spielen.

Wäre es nicht besser, das Europa der Zukunft besänne sich wieder auf seine christliche Vergangenheit? Vielleicht hilft wirklich nur noch beten.
prayerbox
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15. Februar 2010 1 15 /02 /Februar /2010 16:05
Wer hat sie nicht schon einmal gesehen, jene Männer auf öffentlichen Plätzen mit dem orientalischen Aussehen? Ihre Hand umspielt eine schwarze Perlenkette, die sie unablässig durch Daumen und Zeigefinger gleiten lassen. Anfangs hielt ich das für eine Beschäftigung gegen den Stress in der Fremde und zugleich für ein Signal zur Ausschau nach seinesgleichen.

Erst später erfuhr ich, dass diese Kette 33 Perlen umfasst und dreimal durch die Finger gleitet, um die 99 Namen Allahs mit den Händen zu beten. Den hundertsten Namen weiß Allah allein. Ob die Männer mit der Kette sich überhaupt der Bedeutung ihres Perlenspiels bewusst sind? Ich habe bis heute jedenfalls keinen Moslem kennen gelernt, der mir die 99 Namen seiner Perlen aufsagen konnte. Keinem war es wichtig, sie vom Kopf her zu wissen. Sie begnügten sich mit der betenden Absicht, Allah zu preisen. Irgendwie habe ich sie darin verstanden. Wo Hände zärtlich streicheln, braucht es ja auch keinen intellektuellen oder philosophischen Vortrag, um verstanden zu werden.

Eine Gebetsperlenkette kennt auch die Katholische Kirche, den Rosenkranz. Fragt man einen praktizierenden Katholiken danach, bezeichnet er den Rosenkranz meist spontan als Mariengebet, als Gebet zur Gottesmutter Maria.

Befasst man sich jedoch genauer mit seinem Inhalt, so stellt man fest, dass hier in einem festen Schema die Botschaft über Jesus Christus kurz zusammengefasst ist. Im Mittelpunkt der kleinen Merksätze stehen nämlich immer das Leben und die Verkündigung Jesu Christi. Jeweils in fünf mal zehn Wiederholungen werden die zentralen Geschehnisse aus dem Leben Jesu und ihre Bedeutung für ein christliches Leben meditiert. Der Rosenkranz ist somit im tieferen Sinn ein Christusgebet.

Ein marianisches Gebet ist er nur insofern, als hier das Leben und die Bedeutung Jesu Christi eingebettet ist in den fünf mal im Zehnerblock wiederholten marianischen Gruß des „Ave Maria“, man also Christus gleichsam aus dem Blickwinkel Mariens betrachtet, wobei jeder Zehnerschritt mit einem Lobpreis auf den dreifaltigen Gott abschließt.

Wohl niemand wird Jesus und seine Bedeutung besser gekannt haben als seine eigene Mutter Maria. Ob deshalb wohl vor allem Frauen dieses Gebet besonders andächtig beten, weil hier mütterlich-weibliche Spiritualität den Zugang zu Jesus Christus als dem lang erwarteten und endlich gekommenen Messias aufbereitet?
rosenkranz1
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14. Februar 2010 7 14 /02 /Februar /2010 20:52

 

„Lieber kurz und intensiv gelebt, als lange Zeit gedarbt! Leben ohne Spaß ist kein Leben!“, höre ich so manchen Jugendlichen dahinsagen. Schlagartig anders wird das, wenn plötzlich eine ernst zu nehmende Krankheit oder gar der Tod ihn selbst oder einen nahestehenden Freund bedroht und ihm mit voller Wucht bewusst macht, wie brüchig und endlich doch Leben, auch das eigene, ist. „Das kann doch nicht alles gewesen sein! Da hätte es doch mehr und anderes geben müssen!“, bekomme ich dann zu hören.

Formulierung wie „nicht alles“ oder „mehr und anderes“ verraten eine tiefe Sehnsucht nach etwas, das über den augenblicklichen Kick hinausgeht, was beständiger ist, inneren Frieden und Erfüllung bringt, Kraft und Trost fürs Loslassen, für den Abschied aus dem irdischen Dasein, für einen Übergang ins Unbekannte spendet.

Diese innere Unruhe begleitet den Menschen ein Leben lang, auch wenn er sie zeitweilig im Trubel der Geschäftigkeit, in der Ablenkung dieser Welt gar nicht spürt, ja nicht einmal vermisst. Nur wer Langeweile und Stille aushalten lernt, wird diese Erfahrung machen.

Christen sind überzeugt, dass diese innere geistige Unruhe einen Grund, eine Ursache, genauer einen Verursacher hat, also von jemandem herkommt, der eben diesen Menschen gewollt ihn ins Leben gerufen hat und ihn vorbehaltlos liebt. Dieses unstillbare Verlangen, das der dadurch beunruhigte Mensch in sich spürt, ist für Glaubende das im Menschen durch einen „Schöpfergeist“ eingelagerte Echo einer anderen Sehnsucht, der Sehnsucht eines „unendlichen Gottes“ nach gerade diesem Menschen ganz persönlich.

Jesus von Nazaret – Sohn der Maria nennt ihn der Koran der Moslems und die Christen bekennen ihn als den Christus, den Messias, den Erlöser - hat diesem Phänomen den Namen „Vater“ gegeben und den Menschen verkündet, dass es das Wichtigste ist, diese Wahrheit zum zentralen Inhalt des eigenen Lebens werden zu lassen. Christen glauben, dass er um dieses Geheimnis des unstillbaren Verlangens nach diesem Vater deshalb so gut Bescheid weiß, weil er in einmaliger, unverwechselbarer Art und Weise ganz auf dessen Seite gehört, vollkommen durchdrungen von dessen göttlichem Geist.

Christen bekennen ihn daher als „Sohn Gottes“ und beten ganz ungeniert etwas verkürzt: „Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit. Amen.“ Theologisch genauer müsste es allerdings heißen: „Ehre sei dem Vater durch den Sohn im Heiligen Geist ...“; denn für Christen ist Christus ihre Verbindung im Geist zum Vater.
christus

 

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6. Januar 2010 3 06 /01 /Januar /2010 11:31
ratte10.jpgDie Spur im Schnee auf der Terrasse verrät, dass eine Ratte an der warmen Kellerhauswand ihre Höhle haben muss.

Die Spuren in meinem Leben, die sich als ungefährer roter Faden herauskristallisierten, lassen mich ahnen, dass es eine Absicht mit mir persönlich außerhalb meiner selbst gibt.

Das Christentum bekennt sich seit Jesus Christus zu einem persönlichen Gott, zu dem man Vater sagen kann. Ob Jesus wirklich so daneben lag, wie heute viele glauben?
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28. Dezember 2009 1 28 /12 /Dezember /2009 21:55

johannesWenn es einen Menschen gibt, mit dem ich nicht tauschen möchte, dann ist das Johannes, genannt der Täufer.

Welchem Erwartungsdruck seiner Eltern musste er wohl schon als Kind standhalten? Hatte es seinem Vater, dem Priester Zacharias, doch gewaltig die Sprache verschlagen, als ihn Gott erfahren ließ, dass er und seine Frau Elisabet auf ihre alten Tage noch einen Sohn bekommen würden mit großartiger Zukunft: "Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott bekehren. Er wird mit dem Geist und der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit machen." Welch ein Glück, dass Johannes "Wein und andere berauschende Getränke" nicht zu sich nahm, er wäre unter diesem hohen seelischen Druck höchstwahrscheinlich davon abhängig geworden.

So blieb ihm nur der Rückzug in die Einsamkeit der Wüste, vor der sengenden Sonne des Tages, der Eiseskälte der Nacht und dem Fauchen des Sandsturmes geschützt durch ein raues Gewand aus Kamelhaaren, vor dem Verhungern bewahrt durch Heuschrecken und wildem Honig, bis ihn der Auftrag Gottes einholte, Vorläufer für den Messias zu sein, ein Leben, das alles andere als auf Rosen gebettet verlief.

Niemand hatte ihm in der Wüste einen höflichen Umgangston beigebracht. Dass er überhaupt welche zum Neuanfang mit Gott zu überzeugen vermochte und diese sich von ihm zum Zeichen ihres Neubeginns sogar taufen ließen, wundert mich. Beschimpfte er sie doch als Schlangenbrut und drohte mit den ewigen Feuer als Strafe Gottes. Einen solchen Spinner hätte ich schwätzen lassen, ohne mich darum zu kümmern.

Einer von denen, die er damals schrecklich genervt hat, war Herodes Antipas, der damalige Landesherr von Juda. Angestiftet von seiner zweiten Frau Herodias und empfindlich getroffen von dem Vorwurf, dass er unrechtmäßig seine erste Frau verstoßen habe, um Herodias, die Frau seines Bruders, zu heiraten, hat er Johannes kurzerhand ins Gefängnis gesteckt, schreckte jedoch vor seiner Hinrichtung zurück, weil er sich insgeheim vor ihm fürchtete, ihn für einen heiligen und gerechten Mann hielt. Darum deckte er ihn, besuchte ihn heimlich, auch wenn es ihn "unruhig und ratlos machte, und doch hörte er ihm gerne zu"(Mk 6,20b).

Wie war es Johannes im Kerker wohl zumute, Gefangener und Seelsorger zugleich, oft einsam und voller Zweifel über sich und seinen Auftrag? Hatte ihn sein Gespür, er habe den lang ersehnten Messias vor sich, getrogen, als er Jesus am Jordan taufte? Jemand musste ihm die Nachricht in die Haft geschmuggelt haben, dass Jesus sich nach Galiläa zurückgezogen hätte. Hatte Jesus Angst, selbst verhaftet zu werden? War Jesus überhaupt der Messias? Hatte er, Johannes, sich bloß in ein Wahnbild verstrickt? Es gelang ihm, über zwei seiner Anhänger Jesus zu fragen: "Bist du der, der kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten?" Doch Jesu Antwort: "Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt." war für den Zweifler im Gefängnis wohl alles andere als eindeutig. Dass Jesus ihn selbst höher als alle anderen Propheten einstufte und ihn als Erfüller der Heiligen Schrift sah, der dem Messias den Weg bahnen sollte, wie es der Prophet Maleachi schon verkündet hatte, das bekam Johannes nicht zu hören. Er blieb im Kerker ganz auf sich allein gestellt.

Schied er im Gottesfrieden oder in abgrundtiefer Verzweiflung, als sich die Gefängnistür zum letzten Mal für ihn öffnete und der Henker ihm den Kopf abschlug? Wusste er, welch lächerlicher Anlass ihn den Kopf kostete? Hatte sich der Henker an der Macht über den Verängstigten und Verzweifelten berauscht und den Hofklatsch vor ihm ausgebreitet?

Herodes war bei seiner Geburtstagsfeier vermutlich vom Wein ein wenig angeheitert gewesen, hatte zusammen mit seinen Gästen den Bauchtanz seiner leicht geschürzten Tochter genossen und sich dann vor allen Leuten leichtsinnig zum Schwur hinreißen lassen, er werde ihr jegliche Bitte gewähren, was Mutter Herodias sofort ausnutzte und ihrer Tochter den Wunsch einredete, den Kopf des Johannes zu fordern. Aus Angst, sein Gesicht zu verlieren, sprach Herodes das Todesurteil. Aber sein Gewissen muss ihn gehörig geplagt haben; denn als ihm die Taten Jesu zu Ohren kamen, befürchtete er, Johannes sei auferstanden. So wurde der geradezu lächerlich armselige Tod des Johannes zum Zeichen, dass Gott sich nicht mundtot machen lässt.

Christen feiern an Weihnachten das Geburtsfest jenes Mannes, auf den Johannes, der Täufer, zeigt. Davor liegt die Adventszeit, die Zeitspanne des Johannes, die "Ankunfts"zeit mit ihrem Kerzenschein. Adventskerzen und Johannes haben eines gemeinsam: Wer Licht bringen will, muss herunterbrennen.

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26. Dezember 2009 6 26 /12 /Dezember /2009 10:44
Pantokrator  Johannes von Damaskus (7.Jh.):

"Wenn das Unsichtbare im Fleisch sichtbar wird, male die Ähnlichkeit des Unsichtbaren.
Wenn das, was aufgrund der Vortrefflichkeit seines Wesens weder einen Umfang, noch ein Maß, noch eine Größe hat, wenn der, der in Gestalt Gottes die Gestalt eines Sklaven annimmt und aufgrund dieser Entäußerung eben auch Umfang, Maß und andere Eigenschaften des Körpers annimmt, dann zeichne den, der zugestimmt hat, gesehen zu werden, auf deine Tafel und empfiehl ihn der Betrachtung an."







Christus Pantokrator (6.Jh.)
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24. Dezember 2009 4 24 /12 /Dezember /2009 16:46

Einmal im Jahr da strömen sie und füllen die christlichen Kirchen, Menschen, die sonst das ganze Jahr keine Kirche von innen sehen, es sei denn, sie befinden sich im Urlaub und besichtigen eine solche, wenn der Reiseführer ein Kirchengebäude als mehr oder minder markantes Urlaubsziel kennzeichnet.

Für die einen ist
der Höhepunkt des Festes die Christmette am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, für die andern der Festgottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag, dem 25. Dezember. Erst im Gottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag sind die üblichen Christen wieder unter sich.

Dass Weihnachten, Ostern und Pfingsten die drei Hauptfeste des christlichen Kirchenjahres sind, wissen viele dieser Kirchgänger nicht. Noch weniger sind darüber informiert, dass Weihnachten am 25. Dezember erst seit dem 4. Jahrhundert in Rom belegt ist und dass dieses Fest das Fest des römischen Sonnengottes Sol abgelöst und Christus zum eigentlichen „Licht der Welt“ gekürt hat. Zum Fest des gegenseitigen Beschenkens wurde es in der Zeit der Reformation. So es ist noch
heutzutage bei Christen und vielen Nichtchristen Brauch.

Schichtdienst in den Betrieben schieben in dieser Zeit meist Singles ohne Anschluss, Kommunisten, Oppositionelle zum gängigen gesellschaftlichen System oder Moslems.

Von der letzteren Sorte hatten wir kürzlich ein gläubiges moslemisches Paar bei uns zu Gast, das seit vielen Jahren in Deutschland wohnt, fast perfekt deutsch spricht und sehr engagiert am öffentlichen Leben unserer Stadt teilnimmt. Mit ihnen zusammen wollen wir ein Projekt gegen Rassismus zum Schuljahresende organisieren.

Angenommen hatte der Ehemann meine Einladung zum Abendessen zusammen mit seiner Gattin wohl deshalb, weil er wusste, dass ich als katholischer Religionslehrer gläubiger Christ bin, Angehöriger einer Buchreligion also, die der Prophet Muhammad (Mohamet auf türkisch) als tolerierbar und daher besuchbar einstuft. Nach der religiösen Einstellung meiner Frau zu fragen, kam ihm gar nicht erst in den Sinn. Zugestimmt hat er dieser Einladung auf einem Seminar der Volkshochschule, bei dem ausführlichst jüdische und islamische Speisegesetze vorgestellt wurden.

Er konnte somit sicher sein, dass das servierte Rindfleisch von einem nach den Regeln des Koran geschächteten Rindes stammte, dass wir Salatdressing und Brühwürfel für die Bratensoße im Türkenladen gekauft hatten und daher weder alkoholhaltiger Essig im Salat noch Fettspuren vom Schwein dem Essen beigemengt waren. Den Käse zum Abschluss haben beide nicht angerührt, angeblich, weil sie keinen mögen.
Der wahre Grund aber war, wie wir schnell im Internet am Tag danach recherchierten, dass die hierzulande üblichen Käsesorten Magenlab von Rindern enthalten, die natürlich nicht korrekt geschächtet waren. (Darüber hatte das Seminar leider nicht informiert.)

So herzlich die Atmosphäre war, zeigte sich in dem Gespräch doch, wie weit unsere Kulturen auseinander liegen. Natürlich verstanden wir ihre Sorge, wenn der schon volljährige attraktive Sohn mit Gleichaltrigen in die Diskothek zieht, sich auf Partys mit Mädchen abgibt und seine Freunde
dort wie selbstverständlich Alkohol trinken oder gar kiffen. Wir ahnten ihr Glück, wie sie voller Stolz berichteten, dass ihre Tochter kurz vor dem Abitur stehend ihnen solche Probleme nicht bereitet. Minarettverbot, wie jetzt in der Schweiz geschehen, verletzt ihre Ehre. Sich einer demokratischen Mehrheitsentscheidung zu beugen, ist außerhalb ihrer Vorstellungswelt.

Während nun, wie alle Jahre, unsere schon erwachsenen Kinder sich bei uns im Wohnzimmer mit Krippe und Weihnachtsbaum einfinden, wandern meine Gedanken dieses Jahr doch immer wieder zu diesem netten türkischen Ehepaar. Da feiern wir daheim ein Familienfest und zumindest für mich auch das Fest, dass Christus geboren wurde, um als Retter und Erlöser die Menschen der ganzen Welt zu Gott zu führen. Der ganzen Welt? Welcher Welt? Wie lange noch?

 

 

libanikoneIkone aus dem Libanon

 

 

 

 

 

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15. November 2009 7 15 /11 /November /2009 14:50
Koh 3,1-8:
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7. November 2009 6 07 /11 /November /2009 13:28

"Wenn ich so weiter wachse wie bisher, wird es mir hier im Mutterleib bald zu eng.", ging das Baby seinen Gedanken nach. "Wenn ich die Hülle, die mich jetzt umgibt, endgültig überall hauteng berühre, wachse ich dann vielleicht nicht mehr weiter? Oder sprenge ich diese Hülle mit meiner Körpergröße? Was ist, wenn sie nicht nachgibt? Werde ich dann kläglich und schleichend zusammengepresst und zerdrückt? Ist es nicht besser, wenn ich jetzt, wo es noch geht, mich so oft um meine eigene Achse drehe, bis die Nabelschnur sich verheddert oder verknotet, so dass meine Lebensader abstirbt?"

Doch irgendwann später:
"Hilfe! Was geschieht da? Ein gewaltiges Pressen drückt mir die Beine ins Eingeweide und schiebt meinen Kopf in eine viel zu enge Röhre! Da habe ich niemals Platz! Mein Schädel wird verschoben und gepresst! Das halte ich nicht lange durch! Das überlebe ich nicht!" Panik steigt hoch, würgende Todesangst.

Gleißende Helle blendet seine Augen. Ein scharfer Luftzug durchzieht und dehnt schmerzhaft seine Lunge. Laut schreit es in seiner Hilflosigkeit und Einsamkeit auf.

Doch da
dringt an seine Ohren freudiges Lachen. Liebevolle Hände reinigen und umsorgen es. Seine Lippen verspüren verführerisch feine Haut und begierig beginnt es zu saugen. Eine ganz neue Nahrung füllt seinen Magen. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, vollkommen anders als der bisherige, völlig anders. Zuversicht erfüllt es, dass es weiterleben und sich weiter entwickeln darf bis zu seinem Tod.

Und danach? Hat der Mensch einen erneuten Umzug in einen weiteren Lebensabschnitt vor sich? Auszuschließen ist eine solche, ganz andersartige Neugeburt nicht.

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  • : Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.
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  • Winfried Schley
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
 Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.
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