Overblog
Folge diesem Blog Administration + Create my blog
19. Juli 2009 7 19 /07 /Juli /2009 06:51
Frei nach Gen 1 - 2,3:
Ich bin ein Zwitter. Ich habe väterlich männliche und mütterlich weibliche Züge. Ich teile sie unter euch auf in Männer und Frauen, damit ihr Freude an eurer Vermehrung empfindet.

Ich bin der Wille, der Ordnung ins Chaos bringt, damit ihr vom Regelwerk des Universums fasziniert seid und euch selbst Regeln gebt, eure Welt zu ordnen und zu gestalten.

Ich bin die Kraft, die Natur und Leben schafft. Ich leihe sie euch als Geschenk und Aufgabe zugleich. Geht verantwortungsvoll damit um. Erfreut euch an Himmel und Erde, an Landschaften, Pflanzen und Tieren. Nehmt davon, was ihr braucht, aber nicht mehr. Haltet Maß.

Ich vereine in mir Zeit und Zeitlosigkeit. Vergesst das nie und gönnt euch regelmäßig schöpferische Ruhepausen.

Ich bin, der ich bin, der immer für euch da sein wird. Nennt mich einfach Gott.
Diesen Post teilen
Repost0
14. Juli 2009 2 14 /07 /Juli /2009 20:51
Frei nach Joh 15,1-17:
Ich, Jesus, den ihr den Christus nennt, bin angenabelt an den persönlichen Urgrund meines Seins. Ich habe ihm den Namen Vater gegeben. Wer sich an mir festmacht, sich in mir verankert, darf darauf vertrauen, dass er von mir und zugleich von meiner mit mir verbundenen väterlichen Quelle zehrt. Wer sich an mir ausrichtet und mich in sein Herz lässt, kann sicher sein, dass er nicht aufs falsche Pferd gesetzt hat. Er wird seine, der Welt wohltuende, Wirkung entfalten. Wer sich mir verschließt, igelt sich ein in Angst und Eigenliebe, die der Welt nicht dienlich ist. Er wird abgelehnt und bekämpft werden, ist der Niederlage, dem Verschleiß, dem Untergang verfallen.

Wendet euch im Gebet getrost an mich oder meinen Vater. Dann strahlt ihr aus, was die Welt Schritt für Schritt zum Guten hin verändern wird. Ihr könnt euch dieser inneren Kraftquelle sicher sein, weil ich euch zugewandt bleibe. Wenn ihr mein Ansinnen beherzigt, bin ich immer in euch, so wie ich die Anliegen meines Vaters verinnerlicht habe und darum mit ihm eins bin.

Seid froh, dass es mich gibt, der euch in dieses Geheimnis des Vaters eingeweiht hat, und bleibt in dieser Freude, auch wenn euch die Last des Tages und des Lebens zu verzehren scheint. Es wird nicht vergebens sein, solange ihr euch frei dafür entscheidet; denn wer sich nur sklavisch verpflichten lässt, wird darunter leiden.

Glaubt mir, es ist kein Zufall, dass ihr auf mich gestoßen seid. Dahinter verbirgt sich mein und meines Vaters Wille. Seid dankbar dafür und bleibt aus dieser Dankbarkeit heraus einander zugetan.
Diesen Post teilen
Repost0
12. April 2009 7 12 /04 /April /2009 07:48

Wird ein Kind geboren, durchbricht es den bergenden, aber dunklen Mutterschoß und stellt sich dem neuen Leben im Licht.
So lehrt es die Natur.


Will jemand sich finden, muss er die gut nährenden, aber versklavenden Fleischtöpfe Ägyptens verlassen und den Weg durch die Wüste wagen.
So lehrte Gott das Volk Israel.


Seit Christus auferweckt wurde, wissen Christen um eine begleitende Kraft, um ein Licht im Dunkeln auf dem Weg ins Ungewisse.
Den Auftakt dazu feiern sie an Ostern  als Fingerzeig Gottes in einer bedrohlichen Welt.
Diesen Post teilen
Repost0
17. Januar 2009 6 17 /01 /Januar /2009 19:51
Der Alltag hat mich wieder. Der Christbaumschmuck ist im Keller verstaut. Die Krippefiguren sind auf den Dachboden geräumt.  Die Weihnachtstanne wartet darauf, dass sie im Gartenkamin während einer lauen Frühlingsnacht wärmend in den Flammen lodert.

Keine Weihnachtsverzierung beleuchtet mehr die Straßen. Niemand vermisst sie, obwohl die Nächte in der Nachweihnachtszeit auch nicht kürzer sind als davor. Nicht die Länge der Nächte, sondern die Hoffnung auf länger werdende Tage lässt unser Gemüt auf den Lichterglanz der Vorweihnachtszeit verzichten.

Zehrt die Seele unbewusst von vorangegangenen Festesfreuden? Hallt im Herzen nach, welcher Trost in der Weihnachtsbotschaft steckt, nämlich der, dass Gott in Jesus sich ganz den Menschen zugewandt hat und alle Menschenwege durch Höhen und Tiefen mitgeht, so wie er dieses Kind von seiner Geburt in der Krippe durch seinen Tod am Kreuz hindurch begleitet und danach zu sich heimgeholt hat?

Christen hoffen darauf. Sie schöpfen daraus Kraft für ihren Alltag.
Diesen Post teilen
Repost0
7. Januar 2009 3 07 /01 /Januar /2009 08:01

Es ist kein Sterbenswörtchen wahr
an Caspar, Melchior, Balthasar.
Niemals sie gegangen sind
nach Betlehem zum Jesuskind.

Es lässt der Mensch sich leiten gern
von diesem oder jenem Stern.
Der braucht auch nicht am Himmel schweben.
Er kann getrost auf Erden leben.

Stars und Sternchen und so fort
verehrt der Mensch von Kunst bis Sport.
An ihrer Strahlkraft er sich freut
und seine Sorgen so zerstreut.

Ein Stern geht auf, der andere unter.
Das Wechselspiel hält Medien munter.
Doch ist die Spannkraft überdehnt,
der Mensch sich nach dem Fixstern sehnt.

Wo ist das Leitbild für sein Leben?
Wer kann ihm immer Hoffnung geben?
Wo ist diese Lichtgestalt?
Wo findet er den letzten Halt?

Matthäus kurzerhand erfand
die Weisen aus dem Morgenland:
„Lasst euch auf Jesus Christus ein.
Nur er kann der Messias sein.“
Diesen Post teilen
Repost0
29. Dezember 2008 1 29 /12 /Dezember /2008 17:56
Mein Auto, mein Haus, mein Papst. Wie bitte? Ich besitze einen Papst? Mein Auto ist mein Auto, weil ich es bar bezahlt habe. Ich hatte lange genug dafür gespart. Mein Haus ist mein Haus, weil ich es mühsam Rate für Rate abgestottert habe und es jetzt laut Grundbucheintrag mir gehört. Aber mein Papst?

Meine Kinder, meine Frau, mein Papst. Dieses Wortspiel passt schon besser. Obwohl eigenständige Wesen, sind meine Kinder meine Kinder, weil ich sie gezeugt habe, meine Frau ist meine Frau, weil wir seit über dreißig Jahren irgendwie zusammengehören. Aber mein Papst?

Weniger als Theologie- denn als Mathematikstudent faszinierten mich in jungen Jahren während meiner Studienzeit in Tübingen zwei Theologieprofessoren in ihrem redlichen denkerischen Bemühen um Wahrheit und Klarheit ihrer Sichtweisen ganz besonders, Walter Kasper und Joseph Ratzinger. Der eine ist heute Kardinal, der andere Papst. Offensichtlich hatten beide Männer etwas an sich, dass nicht nur mir imponierte, sondern vielen anderen, viel bedeutenderen und einflussreicheren Menschen erging es ebenso; denn sonst wäre diese kirchliche Karriere so nicht möglich gewesen.

Was mich heute daran erstaunen lässt und mich in meiner Erinnerung an damals immer wieder neu berührt, war mein sicheres Gefühl dessen, was Qualität ausmacht, eine Empfindung, die in mir, dem jungen Studenten, so felsenfest verankert schien, dass es mir nach dreißig Jahren als Lehrer wie eine Bestätigung meines eigenen roten Fadens in meinem bisherigen Leben vorkommt, aller Meinungsverschiedenheiten zum Trotz.

Wenn ich im Vorwort von „Jesus von Nazareth“, dem neuen Bestseller von Papst Benedikt XVI., lese: „Ich bitte die Leserinnen und Leser um jenen Vorschuss an Sympathie, ohne den es kein Verstehen gibt.“, dann blitzt für mich jene Extraklasse auf, die ich schon als Student an ihm schätzte. Ich halte meinen ehemaligen Theologieprofessor Joseph Ratzinger für einen der scharfsinnigsten, umfassendsten und redlichsten Denker, denen ich in meinem Leben begegnet bin. In diesem Sinne ist Papst Benedikt XVI. für mich ganz persönlich mein Papst.
Diesen Post teilen
Repost0
27. Dezember 2008 6 27 /12 /Dezember /2008 13:48
Nur wer Rettung erfahren hat, weiß was Retten heißt und kann selbst Retter sein, vor allem dann, wenn er das Wort des Propheten Jeremia aus dem Alten Testament erfüllt: „Rahel weinte um ihre Kinder und wollte sich nicht trösten lassen.“

Das ist das Leitmotiv des Verfassers des Evangeliums nach Matthäus, wenn er den Fürsten Herodes in Betlehem und Umgebung alle Knaben unter zwei Jahren töten, zuvor aber Jesus als den Messias auf wundersame Weise gewarnt nach Ägypten entkommen lässt. Historisch gesichert ist dabei nur, dass jener Fürst Herodes sogar vor Verwandtenmorden nicht zurückschreckte, um seine Macht zu sichern. Von einem Massaker an Kleinkindern in Betlehem jedoch findet sich außerbiblisch keine Spur.

Wenn in einigen katholischen Diözesen Deutschlands am 28. Dezember, dem Fest der unschuldigen Kinder, die Kirchenglocken läuten, so steht das historisch auf einem wackligen Fundament, aber als symbolischer Protest gegen unsere perfekt durchorganisierte Tötungsindustrie, die seit der Änderung des § 218, als der Schwangerschaftsabbruch bis zur zwölften Woche für straffrei erklärt wurde, Millionen von Ungeborenen beseitigt und verwertet hat und es weiterhin tut, ist es allemal ein Signal, das zum Nachdenken anregt.

Diesen Post teilen
Repost0
24. Dezember 2008 3 24 /12 /Dezember /2008 08:28

 

„Hätt’ Maria abgetrieben, wärt ihr uns erspart geblieben!“, skandierte eine kleine Gruppe der Abtreibungslobby gegen einige Christen, die vor einer Abtreibungsklinik zum Schwangerschaftsabbruch entschlossene Mütter noch in letzter Minute umstimmen wollten.
 
Offensichtlich geht von dem Jesuskind in der Krippe eine solche, über 2 000 Jahre anhaltende Dynamik aus, dass es noch heute die Abtreibungsindustrie empfindlich stört, die sich bei uns zum blühenden Wirtschaftszweig mit menschlichem Nachwuchs als selbstnachwachsendem Rohstoff entwickelt hat.

So sieht vor allem die FIAPAC (Internationale Vereinigung von Fachkräften für Schwangerschaftsabbrüche und Kontrazeption) ihren Hauptgegner in der Katholischen Kirche mit deren unermüdlichen Eintreten für ein Recht auf Leben von der Zeugung an und sie definiert Schwangerschaft als gesundheitliche Bedrohung der Frau, der man durch Schwangerschaftsabbruch heilend begegnen kann, spricht erst dann vom Kind, wenn es geboren ist, also seinen Aufenthaltsort außerhalb des Mutterleibes erreicht hat. Vorher wird von „Produkt“, „Gewebe“, „Material“ oder „befruchtetem Ei“ gesprochen.

Sprache kann so entlarvend verschleiern. Man ist stolz auf ein neues, schon hunderttausendfach in alle Welt verkauftes Abtreibungsinstrument, das besonders gewebeschonend arbeitet und den Bedarf der Forschung nach möglichst unzerstörtem fetalen Gewebe deckt. Wirtschaftliche Verwertung um jeden Preis heißt die Devise.

Dieses Denkmuster erinnert fatal an die Ideologie der Nazi-Schergen, die vom Zahngold über Frauenhaar bis hin zu Menschenknochen für Leim und Seife und „medizinischen Versuchen zu Forschungszwecken“ alles Verwertbare ihrer KZ-Opfer in den Wirtschaftskreislauf zurückfließen ließen.

Inzwischen hat sich noch eine weitere Industrie entwickelt, die den Frauen zur Tröstung unbewusster Schuldgefühle täuschend lebensechte Babypuppen aus Vinyl unterjubelt. Vor allem jetzt in der Weihnachtszeit boomt das Geschäft mit diesem pflegeleichten Liebesersatz.

So viel ist in den Frauenherzen von der ursprünglichen Weihnachtsbotschaft wohl doch noch übrig geblieben, nämlich die, dass von einer Mutterliebe zu ihrem Kind eine Kraft ausgeht, die alle Unbill dieser Welt überstrahlt. Nicht nur das Kind in der Krippe, jedes Kind ist Botschafter dafür, dass Gott die Lust am Menschen noch nicht verloren hat (Rabindranath Tagore). Kann es etwas Schöneres geben als ein kleines, neues Leben?

Hätte Maria abgetrieben, könnten Christen nicht Weihnachten feiern als Fest der Geburt Christi. Sie können es nur deshalb, weil Maria aller widrigen Umstände zum Trotz ja gesagt hat zu ihrem Kind.

 

Heiligabend 2008
Diesen Post teilen
Repost0
21. Dezember 2008 7 21 /12 /Dezember /2008 12:09
Sein Stammbaum ist nicht gerade reinrassig. Vier anrüchige Frauen werden in dieser Männerliste aufgeführt und das in einer patriarchalischen Gesellschaft!

Tamar, die Ausländerin und kinderlose Witwe, die sich als Dirne verkleidet von ihrem eigenen Schwiegervater schwängern ließ, Rahab, die ausländische Gastwirtin und Dirne, die mit den Feinden ihrer Stadt gemeinsame Sache machte, um ihre eigene Haut und die ihrer Großfamilie zu retten, die noch junge Rut, ebenfalls Ausländerin und schon Witwe, die sich auf den Rat ihrer Schwiegermutter hin in eindeutiger Absicht einem entfernten Verwandten zu Füßen legte, die schöne und verheiratete Batseba, die sich mit einem König einlässt, der, als sie von ihm ein Kind erwartete, ihren Mann in den sicheren soldatischen Heldentod schickte. Sex and Crime pur.

Ganz unbefangen baut der Verfasser des Evangeliums nach Matthäus, dem ersten Buch des christlichen Neuen Testamentes, diese vier Frauen in eine dreimal vierzehn Generationen umfassende Ahnenliste ein und beendet sie mit den Worten: „ ... Jakob war der Vater von Josef, dem Mann Marias; von ihr wurde Jesus geboren, der der Christus (der Messias) genannt wird.“

Niemand schien damals daran Anstoß zu nehmen. Frauenlogik, die das Weiterleben der zukünftigen Generationen sicherte, fand offensichtlich Anerkennung. 14 als Zahl Davids, der als Urahn des Messias galt, verriet obendrein, wer dieser Jesus für ihn war, der dreifache David. Folgerichtig lässt er Sterndeuter aus dem Osten fragen: „Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“ Als Antwort darauf zitiert er ziemlich frei den Propheten Micha aus dem jüdischen Alten Testament: „Du Betlehem im Gebiet Juda bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten Judas; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.“

Dieser Karriere gedenken Christen in wenigen Tagen, wenn sie Weihnachten feiern, dem Fest der Zuversicht, dass für Gott auch aus missliebigsten Schicksalsschlägen und belastenden  Schuldverstrickungen ein Neuanfang durch Verzeihen und Versöhnen möglich ist.
Sonntag, 4. Advent
Diesen Post teilen
Repost0
6. Dezember 2008 6 06 /12 /Dezember /2008 11:35

Ob ich den Weihnachtsmann spielen wolle, rief mich als junger Vater einst die Kindergärtnerin unseres Dorfes an. „Ja, aber nur, wenn ich den echten Nikolaus, den Bischof von Myra aus dem 4. Jahrhundert vorstellen darf und nicht den rot gekleideten Knollennasenheini aus der früheren Coca-Cola-Werbung.“ Ich durfte.

Ich lieh mir eine Nikolausverkleidung aus einem katholischen Kindergarten und zog los. „Ich bin der Papa von Fabian“, stellte ich mich den Kindern vor. Damit war ihnen klar, wer ich war; denn Fabian, mein ältester Sohn, besuchte eben diesen Kindergarten und war ihr Spielkamerad.

Aus meinen Karton nahm ich vor ihren staunenden Kinderaugen ein weißes, weit geschnittenes Gewand und erklärte den Kindern, dass dies eine Albe sei, eine Art Untergewand, wie es die katholischen Priester heute noch bei jeder Messe unter dem eigentlichen Messgewand tragen. „Auch der heilige Nikolaus war als Bischof ein Priester, der ranghöchste Priester seiner Stadt.“, fuhr ich fort, während ich mich mit dem Zingulum, einem einfachen Leinengürtel, umschnürte und damit die Albe auf meine Körpergröße anpasste. Darüber zog ich ein rot-goldenes, ausgedientes Messwand, eine Kasel, setzte mir die Mitra auf, eine zweizipfelige Bischofsmütze mit einem goldgestickten Kreuz darauf, als Zeichen dafür, dass auch Sankt Nikolaus nicht aus eigener Vollmacht handelte, sondern sich als Stellvertreter Jesu Christi fühlte, der sich für die Armen, die Not Leidenden, die Hungernden, die ungerecht Behandelten einsetzt. Dann nahm ich den mit Goldband umwickelten Krummstab in die Hand und schritt langsam und feierlich den Sitzkreis, den die Kinder gebildet hatten, ab, so dass jeder St. Nikolaus aus nächster Nähe mitbekam.

Ich fügte mich in diesen Kreis ein, setzte mich bedächtig auf meinen Erwachsenenstuhl und erzählte nun in Ichform, was „ich“ als Heiliger so alles in
meinem Leben an Wohltaten vollbracht hatte, so dass „mich“ heute noch viele kennen. Ich erzählte, wie „ich“ drei verarmten Mädchen heimlich des Nachts Geld durchs Fenster warf, damit sie nicht betteln mussten, sondern als würdige junge Frauen heiraten konnten.

Gebannt lauschten die Kinder. Weg war Fabians Papa, verschwunden aus ihrem Gesichtskreis, nur der leibhaftig gegenwärtige Heilige zählte noch.

„ ... und dann kam eine große Hungersnot über meine Stadt Myra. Niemand hatte mehr etwas zu essen, als wie durch eine Fügung Gottes ein großes, für den römischen Kaiser bestimmtes Getreideschiff an unserem Hafen anlegte. Sofort eilte ich zum Hafen und überredete den Kapitän, seine riesige Angst vor dem mächtigen Herrscher in Rom zu überwinden und uns hundert Sack Getreide da zu lassen. Könnt ihr euch vorstellen, wie sich meine Leute in Myra darüber freuten?“ Lebhaftes Nicken ringsum bestätigte mir, wie sehr die Kinder diese Freude nachempfanden.

So mancher schielte schon auf meinen mitgebrachten großen Sack mit den Geschenken. Doch so schnell rückte ich damit nicht heraus und gab noch eine weitere, weniger bekannte Nikolauslegende zum Besten. Da hatte der Statthalter Bestechungsgelder angenommen und drei unschuldige Bürger zum Tode verurteilt. „Ich eilte zum Richtplatz, riss dem Henker das Schwert aus der Hand, befreite die Gefangenen und brüllte den Statthalter an: Du wagst es, Unschuldige zu töten?“ Meine zornige Stimme füllte den Kindergartensaal und als ich wütend meinen Hirtenstab auf den Boden stampfte, duckten sich zutiefst erschrockene Kinderköpfe. Geistliche Autorität, verkörperte Gerechtigkeit im Namen Gottes als höchstem Richter und letzte Instanz bestimmte die Atmosphäre, Zeit also, versöhnlichere Töne anzustimmen: „ ... und alle, denen ich geholfen habe, dankten Gott und gaben diesen Dank auch an ihre Mitmenschen weiter. Als Zeichen dafür bekommt jetzt jeder von mir aus diesem großen Sack ein kleines Geschenk.“

Die Spannung wich aus den Kinderseelen, machte Neugier und Freude Platz, als ich zusammen mit der Kindergärtnerin jedem Kind eine Orange und eine Schokoladentafel überreichte. Es konnte ihnen gar nicht schnell genug gehen. Ob sie überhaupt bemerkt haben, dass ich so ganz nebenbei in aller Stille meine Nikolausverkleidung wieder ablegte, sorgsam im Karton verstaute und als ganz normaler Familienvater den Kindergarten verließ?

Brauchtum pflanzt in Kinderseelen wichtige Wertvorstellungen. Nicht ich als Fabians Papa zählte dabei, sondern der im Mirakelspiel gegenwärtige St. Nikolaus, der „berühmte und überall bekannte Vater und Verteidiger der ganzen Welt, ihr Mittler und Retter, Abbild Christi und nachahmenswertes Vorbild der Christen“, wie es in einem Erzählbuch über ihn heißt.

 

 

06.12.2008, dem Fest des Heiligen Nikolaus

 

 

Diesen Post teilen
Repost0

  • : Blog von Winfried Schley
  • : Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.
  • Kontakt

Profil

  • Winfried Schley
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
 Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt ! Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.

Bookmarking, Blogbewertungen

BlogPingR.de - Blog Ping-Dienst, Blogmonitor  Bloggeramt.de Add to Technorati Favorites
fiid.de Overblog Suche  Blogverzeichnis 
Domainwert fuer winfried.schley.over-blog.net Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

follower 

 

Bookmark bei Mister Wong Bookmark bei Del.icio.us Bookmark bei Digg Bookmark bei Blinklist
Bookmark bei Technorati Bookmark bei Newsvine Bookmark bei Furl Icons von Blog-Marketing

 

Suchen