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13. Juli 2008 7 13 /07 /Juli /2008 07:41
Das Gedicht „Stufen“ von Hermann Hesse muss bei so mancher Schulabschlussfeier für eine Ansprache herhalten. Die zu verabschiedenden Schüler werden  von Jahrgang zu Jahrgang unruhiger.
Deshalb stelle ich hier nun einen Neuversuch vor:
Stufen

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
Stolpersteine

Mensch, wie rast die Zeit dahin!
Verborgen bleibt dein Lebenssinn.
Kaum bist du aus den Windeln raus,
ist auch schon der Ofen aus!
Drum bloß nicht auf der Stelle kleben!
Pack’s ruhig an, geht’s auch daneben!
Leb’ eher kurz und intensiv
als in Gebrechlichkeit und Mief!
Und haut’s dich auf die Fresse hin,
Kannst lässig du in Drogen flieh’n!

Dort kannst du Raum um Raum durchschreiten,
deine Traumwelt kräftig weiten,
frei wie ein Vogel abwärts fliegen,
die Todesangst beim Absturz kriegen,
Gefühle, hoch und tief, erleben,
bis du wirst am Boden kleben.
Verpiss’ dich nur! Zieh’ ein den Schwanz!
Mach die Fliege, aber ganz!

Drum, Würstchen, gib den Löffel ab!
Lass dich verscharr’n im Massengrab!
Dort hast du endlich deine Ruh’

und wenn du Glück hast, schaut Gott zu.

                                            Hermann Hesse von mir

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1. Mai 2008 4 01 /05 /Mai /2008 16:54
Wenn einer geht,
gibt es andere, die bleiben.

Wenn einer heimgeht,
gibt es andere, die dort nicht zu Hause sind.

Wenn einer zu seinem Vater geht,
gibt es andere, die auf einen solchen Vater hoffen.

Wenn einer zu Gott geht,
bleiben andere zurück,
um in seinem Namen von diesem Vater zu sprechen.

Die Einstimmung darauf feiern Christen am Fest "Christi Himmelfahrt".
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27. April 2008 7 27 /04 /April /2008 15:34
 
 
   Du Morgen,
  Beginn neuen Lebens in der Hand des Herrn,
  Was wirst du mir bringen, was hältst du mir fern?
  Was auf mich zukommt, lass mich bestehen.
  Ist heut' mein letzter Schritt, lass mich ihn gehen.
  Bieten sich neue Wege mir an,
  Lass sie mich prüfen und schreiten voran.
  Geschehen darf alles, nur eines nicht:
  lass mich nicht vergessen,
  Du, Herr, sei mein Licht!




  Henri Marie Dat: Sonnenaufgang bei La Franqui
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12. April 2008 6 12 /04 /April /2008 10:37
Die Wolke bricht auf. Es leuchtet der Himmel.
Schwül drückt der Föhnwind auf schmutzigen Schnee.

Gesunkener Harsch. Es schwellen die Wasser.
Treibende Schollen im lehmigen Fluss.

Voll Würze die Luft. Wie unfern die Berge!
Lichtblinde Augen in stechender Stirn.

Der Boden teils frei. Noch brauntrüb die Erde.
Stetiges Keimen im morschen Gesträuch.

Ein Druck im Gehör. Ein zages Verlangen.
Sanft weckt die Sonne Bedürfnis nach Schlaf.

Das Bild stammt von Brigitte Herberth aus ihrem Zyklus „Vier Jahreszeiten“.
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12. April 2008 6 12 /04 /April /2008 09:53

Bleich war der Strand,
verlassen das Land,
der Salzwind heulte: „Gefahr!“
Zungen fraßen den Sand
und Leben verschwand,
das eben noch Leben gebar.

Die Flut, sie traf
die Bewohner im Schlaf,
überraschte das Vieh im Stall.
Mit Leidenschaft und wühlender Kraft
brachte sie Deiche zu Fall.

Mit wildem Gebraus umschlang sie das Haus.
Angstvoll brüllte das Rind.
Sie drückte das Dach auf das Schlafgemach,
ertränkte Eltern und Kind.

Durchtränkt war der Strand,
verwüstet das Land.
Es wich die Zungenschar,
leckte sachte den Sand
und Leben entstand,
das wiederum Leben gebar.

Die Insel Nadière bei Sturmflut malte Henri Marie Dat.

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7. April 2008 1 07 /04 /April /2008 13:18

Vorbei des Tages volle Last,
vorüber Hektik, Stress und Hast.
Über alles senkt sich Stille.
Müde Glieder, matter Wille,
Augenlider schwer wie Blei,
doch die Seele wird nun frei,
schüttelt ab des Tages Qual
mit dem letzten Sonnenstrahl.

Tiefer Friede macht sich breit.
Still zu stehen scheint die Zeit,
stimmt ein auf Ruhe für die Nacht;
denn das Tagwerk ist vollbracht.
Zufrieden schweift der Blick zurück
und gönnt sich Feierabendglück.

Das Bild „Barke bei den Salinen“ malte Henri Marie Dat.

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3. April 2008 4 03 /04 /April /2008 17:41

Wasser tosend mich umschlingt.
Dumpfe Angst würgt in der Kehle.
Der Zweifel, ob Erfolg gelingt,
dass ich mein Tagwerk nicht verfehle,
drückt mir auf Stimmung und auf Magen,
lässt meinen Pulsschlag schneller jagen;
bin nah daran, voll zu verzagen,
kann nicht mal mehr mich selbst ertragen,
will aus Pflichten nur noch raus,
mein ganzes Leben scheint ein Graus:

„Ich halte das nicht länger aus!“

Da bin ich plötzlich aufgewacht,
um mich herum noch dunkle Nacht!
Warm eingemummt im Gänseflaum
durchzuckt es mich: „Ach, nur ein Traum?“

Erleichert fällt mein Schrecken ab.
Mein Kreislauf ist ja schon auf Trab.
Beschwingt ich meinen Tag angeh’
Mit Frühstückszeitung und Kaffee.

Das Bild ist von Henri Marie Dat: zerissenes Fischnetz.
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9. Februar 2008 6 09 /02 /Februar /2008 15:17
fabiela86.jpg    
  


   Niemand zweifelt ernsthaft dran,
   dass ich den Erdball drehen kann.
   Der Weltraum tickt nach meiner Uhr.
   Wo wer nicht spurt, schalt' ich auf stur.
   Kommt einer quer, dem drohe ich:
   "Mein starker Bruder haut auch dich!"
   Schließlich sieht doch jedermann,
   was dieser Mann so alles kann!
   Mein großer Bruder ist ein Held!
   Dank ihm beherrsche ich die Welt!
 
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31. Januar 2008 4 31 /01 /Januar /2008 07:44
nanne1966.jpg

Ich lernte als Kleinkind, was Großmutter weiß:
„Wenn’s dem Esel zu wohl wird, geht er auf’s Eis.“
So rügte sie immer, wenn ich was riskierte,
Neuland betrat oder Neues probierte.
Ihr Leben verlief in geordneten Bahnen.
Die Herzensgute konnte nicht ahnen,
wie sehr ich mich nach Freiheit sehnte,
mit allen Tricks meine Freiräume dehnte.

Sie lebte ständig in Sorge um mich,
in Angst, die mein eigenes Herz beschlich.
So kostete es Jahre an innerer Kraft,
bis auch ich mir erlaubte die Leidenschaft,
neugierig laufen ließ Triebe und Liebe,
ungeachtet der Seitenhiebe.

Der Preis dafür waren Narben und Wunden.
So sehr hatte ich mich selber geschunden.
Oft wollte ich mit dem Kopf durch die Wand,
was Großmutter überhaupt nicht verstand.

Doch nach vielen Ausrutschern sah sie ein:
„Auf Eis kann man stehen! Auf einem Bein!“
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27. Januar 2008 7 27 /01 /Januar /2008 15:49

„Sie ist frei. Sie kann ihr Kind ja wegmachen lassen“, 

  sagte der Partner und ging seines Weges.
 

„Sie ist frei. Sie kann ihr Kind ja wegmachen lassen“,  

sagte die werdende Großmutter und vereinbarte einen Arzttermin.  


„Sie ist frei. Sie kann ihr Kind ja wegmachen lassen“,
 

sagte der Vermieter und vermietete an einen anderen.  


„Sie ist frei. Sie kann ihr Kind ja wegmachen lassen“, 
 

sagte der Arbeitgeber und gab ihren Arbeitsplatz einem Mann. 


„Bin ich frei?“, klagte die werdende Mutter. 
 

„Ich muss mein Kind ja wegmachen lassen!

Ich sehe keine andere Wahl!"


Nachtrag:
Frau Dr. Frauke Höllering provoziert mit ihrem Artikel vom 27. Januar 2008 Abtreibung: Billiger als Pille?

In meinem eigenen Engagement zu diesem Thema bei der INITIATIVE CRAILSHEIMER CHRISTEN  entstand obiges Gedicht, das mehrere, selbst erlebte Schicksale zusammenfasste.
vgl. auch: http://www.mariaundihrekinder.de/

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  • : Blog von Winfried Schley
  • : Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.
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  • Winfried Schley
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
 Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt ! Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.

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