Wenn jemand krank ist, lässt er sich vom Arzt ein Rezept ausstellen, besorgt sich das Medikament in der Apotheke, nimmt es ein und hofft auf Heilung. Fertig. So war mein Weltbild - bis vor kurzem.
Da flimmerte eine Nachricht über den Bildschirm, dass zwei katholische Kliniken in Köln einer vergewaltigten Frau die Behandlung verweigerten, weil sie die „Pille danach“ nicht verabreichen dürfen. Voller Entrüstung sah ich vor meinem geistigen Auge eine durch diese Vergewaltigung an den Genitalien verletzte Frau, die hilflos auf der Trage liegend dieser unchristlichen Ablehnung ausgeliefert war, obendrein noch von einem katholischen Krankenhaus, was für mich gegen alle Prinzipien christlicher Nächstenliebe verstieß.
Stutzig machten mich erst zwei nachgereichte Sätze, nämlich dass diese Frau ja bereits ein Rezept für die „Pille danach“ von der einweisenden Ärztin hatte, also dafür gar nicht mehr zur Klinik musste, und der Fall obendrein schon vier Wochen zurücklag. Oh, ein Fake? Wofür? Mit welcher Zielrichtung?
Meine Nachforschungen über mehrere Fernsehkanäle und Internetartikel ergaben ein ganz anderes Bild. Da war eine junge Frau, die irgendwo auf einer Parkbank erwachte und vermutete, dass man sie über K.O.-Tropfen gefügig gemacht habe und sie vielleicht geschwängert wurde. Ob sie dann tatsächlich schwanger war, habe ich nirgends herausgefunden. Da war die Kriminalpolizei, die eine forensische Untersuchung, also eine klinische Spurensicherung einer möglichen Vergewaltigung einforderte, vermutlich als Reaktion auf eine eingegangene Anzeige. Von wegen „Wunsch nach Hilfe“. Da waren zwei katholische Kliniken, die für diese Untersuchung laut Klinikleitung keine behördliche Erlaubnis hatten und folgerichtig diese Spurensicherung ablehnten.
Was veranlasste die einweisende Ärztin, die so etwas eigentlich wissen müsste, dass sie sich zuerst zwei katholische Kliniken aussuchte und sich erst dann eine nicht-katholische Adresse wandte? Ganz zu schweigen von der Idee, erst mit vier Wochen Verspätung an die Öffentlichkeit zu gehen. War dieser zeitliche Abstand als Vorbereitungszeit für medialen Rummel nötig? Selbst in der Talk-Show bei Günther Jauch wurden diese Fragen der anwesenden Ärztin und der ebenfalls anwesenden NRW-Gesundheitsministerin gegenüber bewusst (?) ausgelassen.
Treu und brav folgte man dort auch jetzt noch dem anfänglichen Muster: Seit dem 17.1.2013 kocht in den bundesdeutschen Medien ein 'Kölner Klinikskandal' hoch, bei dem der Katholischen Kirche vorgeworfen wird, dass sie einer mutmaßlich vergewaltigten Frau keine ärztliche Hilfe zukommen ließ. Prompt und folgerichtig - oder muss ich sagen: bewusst berechnet? – hört man auf diese gezielten (?) Fehlinformationen allenthalben eilige Entschuldigungen von kirchlichen Stellen und den betroffenen Kliniken und schwere Beschuldigungen gegen Ärzte, die Kirche und deren Haltung zur Sexualität.
Der Katholik Lohmann, der sehr gut kurz das katholische Verständnis einer christlichen Ehe skizzierte, wurde von schallendem Gelächter unterbrochen, als er ansatzweise anzudeuten versuchte, dass eine schwangere Frau für zwei Menschen entscheiden muss, für sich und das Kind, also in einer äußerst schwierigen und heiklen Güterabwägung steckt. Ist das unsere moderne, angeblich so tolerante mediale Diskussionskultur? Oder geht es hier nur um ein Vorführen und nicht um eine Diskussion? Freies Töten für freie, moderne Bürger gegen einen hinterwälderischen Ewiggestrigen? Man muss die von Herrn Lohmann geäußerte Meinung ja nicht teilen, aber wie lange ist es in diesem, unserem angeblich so freien Land noch zulässig, der „Pille danach“ ablehnend gegenüberzustehen?
Nochmals deutlich zur Klarstellung. Herr Lohmann steht nicht allein mit seiner Meinung:
Zitat:
Die katholische Ärztevereinigung BKÄ und die European Pro-Life Doctors lehnen die „Pille danach“' aus berufsethischen, religiösen und medizinischen Gründen strikt ab. Nicht nur wegen der Hormondosis, sondern vor allem wegen der potentiell frühabtreibenden Wirkung ist dieses Medikament für die junge Frau, aber auch für den Arzt und Apotheker unannehmbar. Die „Pille danach“ ist also keinesfalls harmlos, sondern - das muß deutlich gesagt werden - wird rein in der Absicht verordnet, abgegeben und eingenommen, um ungeborene Menschen in ihrem frühesten Stadium zu töten.
Zitatende.
Nachtrag:
"Martin Lohmann ist nicht mehr Dozent an der Macromedia Hochschule für Medien und Kommunikation in Köln", heißt es nun in einer offiziellen Erklärung der Hochschule vom Anfang Februar. Nach seinen Äußerungen (gemeint: zur Homo-Ehe) habe man entschieden, ihn nicht mehr weiter in der Lehre einzusetzen. Die offizielle Begründung: "Die Hochschule vertritt in ihren Grundwerten ein Menschenbild, in dem verschiedene sexuelle Orientierungen respektiert werden. Sie lehnt jegliche Art von Diskriminierung ab."
Nun ist es noch (!) so, dass Herr Lohmann mit seinem Nein zur Homo-Ehe nur die geltende Rechtslage darstellt. Es gibt keine Homo-Ehe in Deutschland. 2001 regierte Rot-Grün und führte nur die Lebenspartnerschaft, nicht die Homo-Ehe ein, weil man zur Einführung der Homo-Ehe nicht die Mehrheit hatte. Man hat die Mehrheit ja noch immer nicht und manche Medien und Gruppierungen tun einfach so, als sei sie schon eingeführt. In Frankreich demonstrieren Tausende von Menschen gegen die Homo-Ehe und hier bei uns wird man trotz Recht auf freie Meinungsäußerung entlassen!
Welche Glaubensgemeinschaft ist diese Hochschule denn, dass sie als Grundwert ein gemeinsames Menschenbild hat, in dem „verschiedene sexuelle Orientierungen respektiert“ werden? Hat dieses Gremium schon einmal darüber nachgedacht, dass mit ihrem Wertesystem, es genüge nur die „Liebe“ zwischen zwei Wesen, in Zukunft jeder Standesbeamte die Zwangsehe eines 60-jährigen (muslimischen) Marokkaners mit einer Vierzehnjährigen, jede (hinduistische) Kinderehe und jede Partnerschaft einer einsamen alten Frau mit ihrem Hund wegen ihres einmaligen Treueverhältnisses als Ehe beurkunden muss? Ab wann dieser neue Ehebegriff dieses Hochschulgremiums grenzwertig wird, hat es wohl nicht zu Ende gedacht und auch nicht überlegt, dass jeder, der außerhalb dieser Grenzen sein Leben organisiert, sich diskriminiert fühlen und dies lautstark verkünden kann.
Kurz, die öffentlichen Medien haben offensichtlich noch nicht ausdiskutiert, welche Werte sie vertreten wollen und welche nicht. Nur in einem scheint man sich einig zu sein. Es dürfen auf keinen Fall katholische Werte sein. Sie werden als altmodisch empfunden, auch wenn keiner so recht weiß, warum.