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1. Januar 2010 5 01 /01 /Januar /2010 13:06
salzstein20.jpgNeujahrsvorsätze sind in Mode. Oft steckt dahinter ein unbewusstes Unbehagen, das auf den ersten Blick gar nicht zum gefassten Entschluss passt.

Verdrängte angestaute Wut, stummer Groll und vorwurfsvoller Hader machen das Herz krank, schwächen das Immunsystem und überschwemmen den Körper mit Stresssubstanzen. Wer nicht vergeben kann, verschleißt seelische Energie in Zorn, Auflehnung, Rachegefühlen, Bitterkeit bis hin zum blanken Hass. Vergeben wirkt heilend.

Also nichts wie raus aus der Opferrolle! Sich den Schatten und Kränkungen aus der Vergangenheit stellen! Keine faule Ausrede wie „halb so schlimm!“ Die verdrängten Gefühle eingestehen, aussprechen und sie loslassen lernen!

Das sind wichtige Zwischenschritte zum echten Verzeihen. Erst danach kann man eigene Fehler und Schwächen eingestehen und sie damit auch anderen zugestehen. Erst dann fällt der Stein von der Seele und befreit zum Vergeben, zum Neuanfang. Erst dann herrscht Friede im Herzen, ist man neu dem Leben zugewandt.

Die Katholische Kirche bekennt im Sakrament der Buße und Beichte, dass Gott jedem Menschen vergibt und ihm einen Neuanfang gewährt, wenn der Mensch nur ernsthaft vorhat, sich zu ändern und - soweit möglich - Verschuldetes wieder gut zu machen. Wer eine solche seelische Befreiung erfährt, tut sich mit dem Verzeihen leichter. Ein erster Schritt zur eigenen Heilung ist getan.

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28. Dezember 2009 1 28 /12 /Dezember /2009 21:55

johannesWenn es einen Menschen gibt, mit dem ich nicht tauschen möchte, dann ist das Johannes, genannt der Täufer.

Welchem Erwartungsdruck seiner Eltern musste er wohl schon als Kind standhalten? Hatte es seinem Vater, dem Priester Zacharias, doch gewaltig die Sprache verschlagen, als ihn Gott erfahren ließ, dass er und seine Frau Elisabet auf ihre alten Tage noch einen Sohn bekommen würden mit großartiger Zukunft: "Viele Israeliten wird er zum Herrn, ihrem Gott bekehren. Er wird mit dem Geist und der Kraft des Elija dem Herrn vorangehen, um das Herz der Väter wieder den Kindern zuzuwenden und die Ungehorsamen zur Gerechtigkeit zu führen und so das Volk für den Herrn bereit machen." Welch ein Glück, dass Johannes "Wein und andere berauschende Getränke" nicht zu sich nahm, er wäre unter diesem hohen seelischen Druck höchstwahrscheinlich davon abhängig geworden.

So blieb ihm nur der Rückzug in die Einsamkeit der Wüste, vor der sengenden Sonne des Tages, der Eiseskälte der Nacht und dem Fauchen des Sandsturmes geschützt durch ein raues Gewand aus Kamelhaaren, vor dem Verhungern bewahrt durch Heuschrecken und wildem Honig, bis ihn der Auftrag Gottes einholte, Vorläufer für den Messias zu sein, ein Leben, das alles andere als auf Rosen gebettet verlief.

Niemand hatte ihm in der Wüste einen höflichen Umgangston beigebracht. Dass er überhaupt welche zum Neuanfang mit Gott zu überzeugen vermochte und diese sich von ihm zum Zeichen ihres Neubeginns sogar taufen ließen, wundert mich. Beschimpfte er sie doch als Schlangenbrut und drohte mit den ewigen Feuer als Strafe Gottes. Einen solchen Spinner hätte ich schwätzen lassen, ohne mich darum zu kümmern.

Einer von denen, die er damals schrecklich genervt hat, war Herodes Antipas, der damalige Landesherr von Juda. Angestiftet von seiner zweiten Frau Herodias und empfindlich getroffen von dem Vorwurf, dass er unrechtmäßig seine erste Frau verstoßen habe, um Herodias, die Frau seines Bruders, zu heiraten, hat er Johannes kurzerhand ins Gefängnis gesteckt, schreckte jedoch vor seiner Hinrichtung zurück, weil er sich insgeheim vor ihm fürchtete, ihn für einen heiligen und gerechten Mann hielt. Darum deckte er ihn, besuchte ihn heimlich, auch wenn es ihn "unruhig und ratlos machte, und doch hörte er ihm gerne zu"(Mk 6,20b).

Wie war es Johannes im Kerker wohl zumute, Gefangener und Seelsorger zugleich, oft einsam und voller Zweifel über sich und seinen Auftrag? Hatte ihn sein Gespür, er habe den lang ersehnten Messias vor sich, getrogen, als er Jesus am Jordan taufte? Jemand musste ihm die Nachricht in die Haft geschmuggelt haben, dass Jesus sich nach Galiläa zurückgezogen hätte. Hatte Jesus Angst, selbst verhaftet zu werden? War Jesus überhaupt der Messias? Hatte er, Johannes, sich bloß in ein Wahnbild verstrickt? Es gelang ihm, über zwei seiner Anhänger Jesus zu fragen: "Bist du der, der kommen soll oder müssen wir auf einen anderen warten?" Doch Jesu Antwort: "Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt." war für den Zweifler im Gefängnis wohl alles andere als eindeutig. Dass Jesus ihn selbst höher als alle anderen Propheten einstufte und ihn als Erfüller der Heiligen Schrift sah, der dem Messias den Weg bahnen sollte, wie es der Prophet Maleachi schon verkündet hatte, das bekam Johannes nicht zu hören. Er blieb im Kerker ganz auf sich allein gestellt.

Schied er im Gottesfrieden oder in abgrundtiefer Verzweiflung, als sich die Gefängnistür zum letzten Mal für ihn öffnete und der Henker ihm den Kopf abschlug? Wusste er, welch lächerlicher Anlass ihn den Kopf kostete? Hatte sich der Henker an der Macht über den Verängstigten und Verzweifelten berauscht und den Hofklatsch vor ihm ausgebreitet?

Herodes war bei seiner Geburtstagsfeier vermutlich vom Wein ein wenig angeheitert gewesen, hatte zusammen mit seinen Gästen den Bauchtanz seiner leicht geschürzten Tochter genossen und sich dann vor allen Leuten leichtsinnig zum Schwur hinreißen lassen, er werde ihr jegliche Bitte gewähren, was Mutter Herodias sofort ausnutzte und ihrer Tochter den Wunsch einredete, den Kopf des Johannes zu fordern. Aus Angst, sein Gesicht zu verlieren, sprach Herodes das Todesurteil. Aber sein Gewissen muss ihn gehörig geplagt haben; denn als ihm die Taten Jesu zu Ohren kamen, befürchtete er, Johannes sei auferstanden. So wurde der geradezu lächerlich armselige Tod des Johannes zum Zeichen, dass Gott sich nicht mundtot machen lässt.

Christen feiern an Weihnachten das Geburtsfest jenes Mannes, auf den Johannes, der Täufer, zeigt. Davor liegt die Adventszeit, die Zeitspanne des Johannes, die "Ankunfts"zeit mit ihrem Kerzenschein. Adventskerzen und Johannes haben eines gemeinsam: Wer Licht bringen will, muss herunterbrennen.

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26. Dezember 2009 6 26 /12 /Dezember /2009 10:44
Pantokrator  Johannes von Damaskus (7.Jh.):

"Wenn das Unsichtbare im Fleisch sichtbar wird, male die Ähnlichkeit des Unsichtbaren.
Wenn das, was aufgrund der Vortrefflichkeit seines Wesens weder einen Umfang, noch ein Maß, noch eine Größe hat, wenn der, der in Gestalt Gottes die Gestalt eines Sklaven annimmt und aufgrund dieser Entäußerung eben auch Umfang, Maß und andere Eigenschaften des Körpers annimmt, dann zeichne den, der zugestimmt hat, gesehen zu werden, auf deine Tafel und empfiehl ihn der Betrachtung an."







Christus Pantokrator (6.Jh.)
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24. Dezember 2009 4 24 /12 /Dezember /2009 16:46

Einmal im Jahr da strömen sie und füllen die christlichen Kirchen, Menschen, die sonst das ganze Jahr keine Kirche von innen sehen, es sei denn, sie befinden sich im Urlaub und besichtigen eine solche, wenn der Reiseführer ein Kirchengebäude als mehr oder minder markantes Urlaubsziel kennzeichnet.

Für die einen ist
der Höhepunkt des Festes die Christmette am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, für die andern der Festgottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag, dem 25. Dezember. Erst im Gottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag sind die üblichen Christen wieder unter sich.

Dass Weihnachten, Ostern und Pfingsten die drei Hauptfeste des christlichen Kirchenjahres sind, wissen viele dieser Kirchgänger nicht. Noch weniger sind darüber informiert, dass Weihnachten am 25. Dezember erst seit dem 4. Jahrhundert in Rom belegt ist und dass dieses Fest das Fest des römischen Sonnengottes Sol abgelöst und Christus zum eigentlichen „Licht der Welt“ gekürt hat. Zum Fest des gegenseitigen Beschenkens wurde es in der Zeit der Reformation. So es ist noch
heutzutage bei Christen und vielen Nichtchristen Brauch.

Schichtdienst in den Betrieben schieben in dieser Zeit meist Singles ohne Anschluss, Kommunisten, Oppositionelle zum gängigen gesellschaftlichen System oder Moslems.

Von der letzteren Sorte hatten wir kürzlich ein gläubiges moslemisches Paar bei uns zu Gast, das seit vielen Jahren in Deutschland wohnt, fast perfekt deutsch spricht und sehr engagiert am öffentlichen Leben unserer Stadt teilnimmt. Mit ihnen zusammen wollen wir ein Projekt gegen Rassismus zum Schuljahresende organisieren.

Angenommen hatte der Ehemann meine Einladung zum Abendessen zusammen mit seiner Gattin wohl deshalb, weil er wusste, dass ich als katholischer Religionslehrer gläubiger Christ bin, Angehöriger einer Buchreligion also, die der Prophet Muhammad (Mohamet auf türkisch) als tolerierbar und daher besuchbar einstuft. Nach der religiösen Einstellung meiner Frau zu fragen, kam ihm gar nicht erst in den Sinn. Zugestimmt hat er dieser Einladung auf einem Seminar der Volkshochschule, bei dem ausführlichst jüdische und islamische Speisegesetze vorgestellt wurden.

Er konnte somit sicher sein, dass das servierte Rindfleisch von einem nach den Regeln des Koran geschächteten Rindes stammte, dass wir Salatdressing und Brühwürfel für die Bratensoße im Türkenladen gekauft hatten und daher weder alkoholhaltiger Essig im Salat noch Fettspuren vom Schwein dem Essen beigemengt waren. Den Käse zum Abschluss haben beide nicht angerührt, angeblich, weil sie keinen mögen.
Der wahre Grund aber war, wie wir schnell im Internet am Tag danach recherchierten, dass die hierzulande üblichen Käsesorten Magenlab von Rindern enthalten, die natürlich nicht korrekt geschächtet waren. (Darüber hatte das Seminar leider nicht informiert.)

So herzlich die Atmosphäre war, zeigte sich in dem Gespräch doch, wie weit unsere Kulturen auseinander liegen. Natürlich verstanden wir ihre Sorge, wenn der schon volljährige attraktive Sohn mit Gleichaltrigen in die Diskothek zieht, sich auf Partys mit Mädchen abgibt und seine Freunde
dort wie selbstverständlich Alkohol trinken oder gar kiffen. Wir ahnten ihr Glück, wie sie voller Stolz berichteten, dass ihre Tochter kurz vor dem Abitur stehend ihnen solche Probleme nicht bereitet. Minarettverbot, wie jetzt in der Schweiz geschehen, verletzt ihre Ehre. Sich einer demokratischen Mehrheitsentscheidung zu beugen, ist außerhalb ihrer Vorstellungswelt.

Während nun, wie alle Jahre, unsere schon erwachsenen Kinder sich bei uns im Wohnzimmer mit Krippe und Weihnachtsbaum einfinden, wandern meine Gedanken dieses Jahr doch immer wieder zu diesem netten türkischen Ehepaar. Da feiern wir daheim ein Familienfest und zumindest für mich auch das Fest, dass Christus geboren wurde, um als Retter und Erlöser die Menschen der ganzen Welt zu Gott zu führen. Der ganzen Welt? Welcher Welt? Wie lange noch?

 

 

libanikoneIkone aus dem Libanon

 

 

 

 

 

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15. November 2009 7 15 /11 /November /2009 14:50
Koh 3,1-8:
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7. November 2009 6 07 /11 /November /2009 13:28

"Wenn ich so weiter wachse wie bisher, wird es mir hier im Mutterleib bald zu eng.", ging das Baby seinen Gedanken nach. "Wenn ich die Hülle, die mich jetzt umgibt, endgültig überall hauteng berühre, wachse ich dann vielleicht nicht mehr weiter? Oder sprenge ich diese Hülle mit meiner Körpergröße? Was ist, wenn sie nicht nachgibt? Werde ich dann kläglich und schleichend zusammengepresst und zerdrückt? Ist es nicht besser, wenn ich jetzt, wo es noch geht, mich so oft um meine eigene Achse drehe, bis die Nabelschnur sich verheddert oder verknotet, so dass meine Lebensader abstirbt?"

Doch irgendwann später:
"Hilfe! Was geschieht da? Ein gewaltiges Pressen drückt mir die Beine ins Eingeweide und schiebt meinen Kopf in eine viel zu enge Röhre! Da habe ich niemals Platz! Mein Schädel wird verschoben und gepresst! Das halte ich nicht lange durch! Das überlebe ich nicht!" Panik steigt hoch, würgende Todesangst.

Gleißende Helle blendet seine Augen. Ein scharfer Luftzug durchzieht und dehnt schmerzhaft seine Lunge. Laut schreit es in seiner Hilflosigkeit und Einsamkeit auf.

Doch da
dringt an seine Ohren freudiges Lachen. Liebevolle Hände reinigen und umsorgen es. Seine Lippen verspüren verführerisch feine Haut und begierig beginnt es zu saugen. Eine ganz neue Nahrung füllt seinen Magen. Ein neuer Lebensabschnitt beginnt, vollkommen anders als der bisherige, völlig anders. Zuversicht erfüllt es, dass es weiterleben und sich weiter entwickeln darf bis zu seinem Tod.

Und danach? Hat der Mensch einen erneuten Umzug in einen weiteren Lebensabschnitt vor sich? Auszuschließen ist eine solche, ganz andersartige Neugeburt nicht.

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1. November 2009 7 01 /11 /November /2009 11:07

Wut

Lesenswerte wöchentliche Impulse schreibt Jesuitenpater Thomas Gertler auf www.update-seele.de .

Hier eine Kostprobe vom 11.08.2009:

Wut
 

Wut ist nicht gut. Sie reißt mich fort. Ich bin nicht mehr Herr meiner Gefühle und teilweise meiner Handlungen. Ich habe einen Wutanfall. Das macht mich innerlich unfrei. Ich wäre lieber ruhig und überlegen. Souverän. Aber wenn ich wütend bin, dann bin ich gerade das nicht mehr. Ich bin unbeherrscht im eigentlichen Sinne des Wortes oder beherrscht von meiner Wut.

Ich habe Probleme mit meiner Wut. Ich will sie nicht. Da ich sie nicht will, dränge ich sie weg. Tue so, als gäbe es sie nicht. Ich lächle nach außen hin und bin cool… Und merke erst nach Stunden, dass ich schlecht gelaunt bin. Oder gar erst wenn ich schlafen will, wird mir bewusst, dass da etwas ist, was meinen Adrenalinspiegel ansteigen lässt, so dass ich nicht loslassen und schlafen kann, sondern erst noch mal richtig anfange innerlich zu diskutieren, zu streiten und zu kämpfen.

Beim Verdrängen meiner Wut sind auch noch andere Faktoren wirksam. Nämlich der Uralt-Faktor „braves Kind“ und der etwas neuere Faktor „guter Christ“. Ein gutes Kind überlässt sich – nach dem Wunsch seiner Eltern – eben nicht seiner Wut. Denn dann ist es „böse“. Ich will aber ein liebes Kind sein. Und so verdränge ich meine Wut – mit Mühe. Aber mit der Zeit lerne ich es ganz gut. Und jetzt kann ich es.

Und noch stärker sind die Argumente gegen die Wut, wenn ich ein Christ bin. Es geht dabei nicht nur um Selbstbeherrschung, sondern tiefer um das Gebot der Nächstenliebe und sogar Feindesliebe. Wenn ich wirklich gläubig wäre, sage ich mir, wenn ich ein wirklich guter Christ wäre, dann würde ich nicht wütend werden, sondern könnte in allen Wechselfällen des Lebens aus der Verbundenheit mit Gott heraus, ganz ruhig und friedlich, ganz souverän und frei reagieren. Ein guter Christ wird nicht wütend.

Und so schiebe ich die Gefühle weg. Und sie kommen oft erst wieder hoch, wenn ich abends im Bett liege und noch mal über den Tag nachdenke und merke: Ich bin noch ganz sauer und verletzt. Da ist sie wieder da die Wut. Sie ist nicht gut.

So habe ich lange gedacht und gefühlt und gehandelt. Heute sehe ich es anders. Heute sage ich: Wut ist gut. Oder besser, ich sage zu mir selbst: Lieber Thomas, heute bist du aber schön wütend.  Und du bist es mit Recht, denn der andere wollte dich gar nicht verstehen. Er hat sich über dich lustig gemacht. Er hat es auch noch immer weiter getrieben. Ja, Thomas, mit Recht bist du wütend. Und sobald ich das zu mir sage, beruhigt sich meine Wut, denn ich habe sie akzeptiert. Ich habe sie angenommen und nicht mehr weggeschoben und abgelehnt. Ich habe sie angehört. Ich habe ihr Recht gegeben.

Dazu sind die Gefühle da: sie zeigen uns, was mit uns passiert. Sie sind wie Lackmuspapier. Sie zeigen die Säure an. Meine Wut zeigt mir an, wie sauer ich bin, wie sehr ich verletzt wurde. Gefühle sind unwillkürlich. Sie sind gar nicht direkt mit dem Willen steuerbar. Sie stellen sich ein. Wie das Lackmuspapier rot wird bei Säure, werde ich rot vor Wut oder vor Scham. Das ist eine unmittelbare und unwillkürliche Reaktion. Ich kann damit so umgehen, wie ich es jahrelang gemacht habe: so tun, als wäre sie nicht da und mit Lächeln überspielen. Mit viel Kraft wegdrücken. Aber dann kommt sie eben später – beim Schlafengehen wieder zum Vorschein. Oder ich werde krank.

Wenn ich meine Wut das Ihre tun und sagen lasse, wenn ich meine Gefühle versuche wahrzunehmen und ihnen ihr Recht zu geben, geht es mir besser. Sogar gesundheitlich. Denn das Wegdrücken schlägt einem auf den Magen oder sonst eine schwache Stelle… Die Moral fängt erst nach dem Wahrnehmen und Beachten der Gefühle an. Was mache ich jetzt mit der Wut, die eine große Kraft ist, mit der ich tatsächlich etwas bewegen kann? Normalerweise will mir die Wut Kraft geben, Grenzen zu ziehen. Also: Wut macht Mut. Denn ich werde wütend, wenn Grenzen überschritten und verletzt werden. Wenn jemand in meinem schönen seelischen Vorgarten herumtrampelt. Mag er/sie es auch gut gemeint haben.

Und jetzt kann ich darüber nachdenken oder auch meditieren und beten, wie ich denn nun Grenzen ziehe. Wie ich erreiche, dass der/die andere die Grenze beachtet. Wie ich das erreiche, möglichst ohne selbst den/die andere/n wieder zu verletzen und wütend zu machen. Und da muss ich oft viel Phantasie und Einfühlungsvermögen einsetzen.

Allerdings kann es auch Fälle geben, wo ich mir nicht so viele Gedanken um das Wohlbefinden des Eindringlings machen kann oder muss, sondern mehr der Selbstschutz und die Selbstverteidigung an erster Stelle stehen. Also alle Fälle, in denen es um Formen des Missbrauchs und der physischen Gewalt geht. Da muss ich meine Wut einsetzen als große Kraft, die sofort ein Stoppzeichen setzt und einen Zaun errichtet.

Wenn ich das gut mache und erfolgreich Grenzen ziehe, dann bekomme ich Frieden. Ja, dann kann es eine Vertiefung und Verbesserung meiner Beziehungen geben. Wenn ich aus Konfliktscheu und Angst vor dem anderen oder aus Angst vor meiner eigenen Wut nichts tue, können Beziehungen auf die Dauer unrettbar zerrütten.

Um meine eigene Wut anzunehmen und ihr ihr Recht zu geben, hat mir geholfen den Zorn und die Wut Jesu zu betrachten. Natürlich spricht man bei Jesus nicht von seiner Wut, aber immerhin von seinem Zorn. Seinem heiligen Zorn. Es gibt mehrere Texte, die sind erschreckend, weil sie diesen zornigen Jesus zeigen, zum Beispiel die Tempelreinigung (Mk 11; Joh 2) oder auch sehr scharfe Worte an die Pharisäer. Von ihnen grenzt sich Jesus so heftig ab, weil sie ein Gottesbild vertreten, das dem Bild Jesu entgegengesetzt ist. Und für Jesus ist Gott der Wichtigste und an erster Stelle. Er ist ein barmherziger und liebender Vater, kein kleinlicher Paragrafen-Gott, aber auch kein harmloser Opa, sondern derjenige, der kommt und nahe ist mit seiner Herrschaft. Gerade an Jesu Verletzbarkeit, an seinem Zorn erkennen wir, was ihm wesentlich und heilig ist.

(11.08.2009)



 

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6. August 2009 4 06 /08 /August /2009 07:52

Frei nach den Seligpreisungen der Bergpredigt:

Ich, Jesus, den ihr den Christus nennt, sage euch:

Ihr sozial Benachteiligten vertraut mir. Ihr seid mehr wert, als die Gesellschaft euch einreden will.

Ihr ungerecht Behandelten vertraut mir. Wendet eure ohnmächtige Wut in Einsatz für eine gerechtere Welt.

Ihr Misshandelten vertraut mir. Wandelt eure Rachegefühle um in Energie für eine barmherzigere Welt.

Ihr Unterdrückten vertraut mir. Lernt das Böse weglieben.

Ihr Verfolgten vertraut mir. Euer Schicksal wird Gehör finden.

Ihr Trauernden vertraut mir. Ihr werdet in mir Trost finden.

Ihr Einsamen vertraut mir. Ich werde euer beständiger Begleiter sein.

Ihr Verängstigten vertraut mir. Mut wird in euch wachsen.

Ihr Friedfertigen vertraut mir. Ihr werdet zum Frieden in der Welt beitragen.

Ihr Liebenden vertraut mir. Ihr werdet die Menschen erneuern.

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27. Juli 2009 1 27 /07 /Juli /2009 07:03
Wenn man den fetten Schlagzeilen der hiesigen Presse glauben darf, wurde in Dresden eine Ägypterin erstochen.
Die Folgen: Medienbegleitete Trauerfeier in Alexandria mit wutentbrannten Männern und ihren Plakaten:„Nieder mit Deutschland!“, sieben angezündete Kirchen im Irak, ein in Brand gestecktes koptisches Gotteshaus in Ägypten, Freitagsgebet für die Erstochene in deutschen Moscheen und Brandmarkung der abscheulichen Tat im Fernsehen durch deutsche Spitzenpolitiker.

Wenn man den bescheidenen Randnotizen der hiesigen Presse glauben darf, wurde in München eine Afghanin erstochen.
Die Folgen: Keine medienbegleitete Trauerfeier, keine angezündeten Kirchen, Gotteshäuser oder Moscheen, kein Freitagsgebet für die Erstochene und keine Brandmarkung der abscheulichen Tat im Fernsehen durch deutsche Spitzenpolitiker.

Der feine Unterschied:
In ersten Fall stach ein Russlanddeutscher aus Fremdenhass zu, im zweiten Fall der in seiner Ehre gekränkte afghanische „Ehemann“.

Für mich sind das zwei Tragödien und zwei Verbrechen mit gleichem Gewicht. Mit welch verschobener Wahrnehmung gehen wir damit in den öffentlichen Medien in unserer angeblich so demokratischen und rechtsstaatlichen Gesellschaft in Deutschland um?

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25. Juli 2009 6 25 /07 /Juli /2009 20:20
frei nach Ex 20, 1-17:
Ich habe dich ins Leben gerufen und zur Freiheit bestimmt.

Indem du dich an mir festmachst, durchschaust du leichter Modeströmungen, Fremdbestimmungen und Zwänge. Damit kannst du dich und die deinen schneller davon lösen und unheilvolle Nachwirkungen vermeiden.

Ich bin der stete Wandel und niemals dein Besitz und schon gar nicht du selbst. Habe dies immer vor Augen.

Mache es dir zur guten Gewohnheit, dich regelmäßig daran zu erinnern.

Gemäß meinem Willen verdankst du deinen Eltern deine Existenz und manches mehr. Sorge nach besten Kräften für ihren Lebensabend.

Du bist Leben, das leben darf, inmitten von Leben, das leben darf. Gehe sorgsam damit um.

Ordne dein Sexualleben verantwortungsvoll und überlasse es nicht der Laune; denn es ist Trieb und Antrieb zugleich.

Eigne dir nicht an, was einem anderen zusteht.

Hüte dich vor Begehrlichkeiten, die zerstören.
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  • : Blog von Winfried Schley
  • : Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.
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  • Winfried Schley
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
 Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.
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