80% der mexikanischen Bevölkerung sind Mestizen. Damit wird deutlich, was den spanischen Eroberern wohl am wichtigsten war – Mayafrauen. Von diesen stammen wohl auch die dominanten Erbmerkmale der heutigen Bevölkerung, mit dunkelbrauner Haut und etwas kleinerem und stämmigerem Wuchs als bei europäischen Weißen. Entsprechend war unser Reisebus, mit dem wir etwa 2 500 km durch Yucatán gefahren wurden, mit Sitzabständen vor allem auf der rechten Seite in Fahrtrichtung für europäische Oberschenkel eine Qual. Selbst ich als kleiner Mensch konnte nur mit gespreizten Beinen darin sitzen, wenn ich im Gepäcknetz vor mir mittig eine Wasserflasche verstaut hatte.
Die Modellpuppen an den Touristenorten, wo luftigste Strickkleider angeboten wurden, waren sicher nicht auf Einheimische ausgerichtet. Einen Käufer für diese Kleidung habe ich nie wahrgenommen.
Für unsere Enkelkinder entschieden wir uns für zwei Fächer mit Vogelmotiven der Mayas für die beiden Mädchen und für den Jungen für einen Jaguarkopf aus Ton, mit dem man recht gut den Schrei des Jaguars nachahmen kann.
Bei 36° im Schatten blieben die sehr ausführlichen Erzählungen unseres Reiseführers mit vielen fremden Namen und Besonderheiten der einzelnen Maya-Pyramiden nur oberflächlich hängen. Beeindruckender für mich waren die Größe mancher Anlagen und dass die Mayas offensichtlich mit rechtem Winkel und halbem rechten Winkel für die bauliche Sichtbarmachung der Tag- und Nachtgleichen hervorragend zurechtkamen.
Wichtig war der Tipp des Reiseleiters, sich gleich in der ersten Apotheke ein Insektenspray auch gegen das Denguefieber und Elektrolytengetränke zu kaufen. Der Reisebus hielt extra dafür an. Letztere gab es auch auf den Autobahnraststätten, allerdings ein wenig teurer. Bei den Besichtigungstouren zu Fuß floss der Schweiß für uns unangepasste Touristen in Strömen. Die Elektrolyte hielten Kreislauf und Darm stabil.
Das Konzept des Reiseunternehmens, geologische, botanische, kulinarische und bauliche Programmpunkte aus Maya- und Kolonialzeit geschickt zu mischen, kam mir sehr entgegen, auch wenn es äußerst anstrengend war. Höhepunkt für mich waren die Museos INAH Campeche. Sehr einfach wurde dort das Zahlensystem der Mayas erklärt. Sie kannten die Null und stapelten die Zahlensymbole in Einerstufe, Zwanzigerstufe, Vierhunderterstufe usw. in die Höhe. Damit hat ihr Zahlensystem also die gleiche logische Struktur wie unsere Einer-, Zehner-, Hunderterpakete usw. , vgl. z.B. sehr gut beschrieben in
Allerdings muss ich gestehen, dass ich auf den Steinglyphen selbst ich diese Zahlendarstellung nicht wieder erkannt habe. Offensichtlich fehlt mir der Blick dafür. Laut diesem Museum stellten sich die Mayas die Erde als flaches Rechteck vor mit vier Haupthimmelsrichtungen, einer Unterwelt und einer Himmelswelt, alle drei mit dem magischen Lebensbaum verbunden.
Frisch gemahlene Schokolade schmeckt übrigens bitter, wie wir bei der Besichtigung einer Schokoladenfabrik feststellen konnten. Schokolade gilt als Luxus und hat seinen entsprechenden Preis. Sie wird in heißem Wasser aufgelöst und warm getrunken, für Touristen heute auch mit Eiswürfeln serviert.
Der Reiseausklang in einem All-inklusiv-Hotel am Strand von Cozumel mit Schwimmen im gut 26° warmem Meer ließ den Reisestress etwas vergessen und tat vor dem langen Rückflug von über neun Stunden recht gut.
„Die eindrucksvollsten griechischen Tempelreste stehen nicht in Griechenland, sondern in Sizilien“, ließ uns eine französische Bekannte wissen. Bildungshungrig ergänzten wir also unsere Griechenlandreise durch einen Abstecher dorthin. Unsere 48-köpfige Reisegruppe war vom Reiseunternehmen eine Woche lang vom 08.11. bis 15.11.2023 in Acireale untergebracht, von wo aus wir die entsprechenden Sternfahrten unternahmen. Wir begannen mit der Besichtigung der weitgehend barocken Stadt Caltagirone, die als „Hauptstadt der Keramik“ gilt. Diese knallig bunte Kunst passte nicht in unser Wohnzimmer, war obendrein in allen anderen sizilianischen Städten, wo wir Touristen uns aufhielten, angeboten, zum Teil in unterschiedlichsten Preisen. Made in China? Den Atem nahmen mir erst die Bodenmosaiken der kaiserlichen „Villa Romana del Casale“ in Piazza Armerina. Die Mosaiksteine waren so kunstvoll verlegt, dass sie sogar einen leicht perspektivischen Eindruck in mir hinterließen. Hier waren sicher die besten Künstler jener Zeit am Werke. Die Vorspeisen, welche die Restaurantkette Primavera in ihrem Programm hat, boten einen ersten Gaumenschmaus der sizilianischen Küche.
Meine Klischeevorstellungen von Sizilien gleich Meer, Ätna und Ruinen kurz vor Afrika begannen sich zu erweitern. Schon auf etwa 2 000 m Höhe am Vulkan Ätna (3 340 m) pfiff der Wind lausig kalt um den Gefrierpunkt herum und so böig, dass er eine zierlich gebaute Reiseteilnehmerin unserer Gruppe zu Boden warf. Handschuhe hatte ich wohlweislich eingepackt. Der eingeplante Spaziergang hielt sich damit in engsten Grenzen, ein Blick in einen erloschenen Krater und auf den rauchenden Gipfel genügte, kurz zum Aufwärmen un caffè, ein winziger Espresso, danach gab es als Plan B eine Busfahrt zu einem Gehöft, das verschiedene Honigsorten und Pistazienprodukte zum Probieren anbot. So trat auch eine kleine Flasche Pistazienlikör (17%) mit uns später die Heimreise an. Er schmeckt ein wenig wie Eierlikör, ist grün und cremig, einfach lecker.
Am Nachmittag besuchten wir das Städtchen Taormina mit seinem griechisch-römischen Theater, mit seinen steil abfallenden Gärten und mit seinen engen, pittoresken, zum Einkaufsbummel einladenden Gassen, die vor allem die weiblichen Teilnehmer unserer Reisegruppe ins Schwärmen brachten. „Schatz, kann ich da mal kurz reinschauen?“ „Aber gerne, wenn es nicht zu lange dauert.“ Die männlichen Begleiter bangten wohl mehr um das Schmälern ihrer Geldbörse oder das Abnehmen ihres Bankkontos. Mit meiner eigenen Frau hatte ich es leichter. Ihren Bewegungsdrang bremste lediglich eine italienische, Verzeihung, sizilianische Eisdiele aus.
Tags darauf pilgerten wir durch das „Tal der Tempel“ in Agrigent. Unsere Bekannte aus Frankreich hatte nicht übertrieben. Die griechischen Tempelreste wirken wuchtig und gewaltig, damalige Prestigeobjekte, die in etwa 80-jähriger Bauzeit von etwa 40 000 Sklaven aus Karthago errichtet wurden. Was bewegte die Griechen dort, über Generationen hinweg Zeit und Energie in solche Bauten zu stecken, anstatt den fruchtbaren Vulkanboden für ihre mannigfaltigen Früchte und Ernten einfach zu genießen, ganz zu schweigen von dem Hass, den sie damit in Karthago nährten? Kurz danach schien in Karthago das Maß voll und seine militärische Macht groß genug. Seine Rache war grausam und erfolgreich.
Auf der Rückfahrt versöhnte uns der Ätna mit einem schaurig schönen, feuerroten Schauspiel am dunklen Nachthimmel. Zum Glück fiel die Vulkanasche nur bis kurz vor Acireale, wo sich unser Hotel befand. Die Einheimischen in der Nähe des Vulkans hatten eine Kehrwoche der besonderen Art.
Palermos Ruf als Mafiastadt dürfte dank erfolgreicher Politik und beginnender Restaurierung der Altstadt der Vergangenheit angehören. In nächsten Jahren wird hier ein bauliches Juwel glänzen, das bestimmt die Touristen in noch größeren Massen anziehen wird, als es heute schon der Fall ist. Meine Frau und ich gönnten uns dort das berühmte Streetfood, nämlich ein arancino siciliano con carne, ein mit Hackfleisch gefülltes und gegrilltes Reisbällchen, das in Form und Farbe einer Orange gleicht. Zu Boden fallende Reiskörnchen werden von den städtischen Tauben flugs aufgepickt. Brioche con gelato ist eine Art Brötchen mit etwa zwei Kugeln Eis nach Wahl, sehr sättigend und an den immer noch sehr heißen Mittagen im November trotz bereits kühler Nächte recht angenehm zu verspeisen. Übrigens gibt es die bei uns gängige Kugelform von Eis nicht. Es wird einfach grob eine entsprechende Menge in eine bestimmte Bechergröße, in eine passende Waffeltüte oder eben in jenes Brötchen gepresst.
Wo Touristen flanieren, sind Straßenmusiker nicht weit. Man kann es genießen oder auch nicht. Eine Frauenstimme aber ließ mich aufhorchen. Sie erreichte mit ihrem Gesang sofort meine Seele. Leider spielte sie nur ein Lied, so ging ich zu ihr hin, wollte mit einer Spende ein weiteres Lied erkaufen. Da entdeckte ich vor ihr eine Pappkiste, in ihr eine CD mit dem Titel STRADA Facendo, als Künstler genannt ein Jakob Rizman an der Harfe und sie, Raquel Romeo mit Gitarre, Bass und Gesang. Zu Hause in Deutschland genoss ich zusammen mit meiner Frau diese wohl schönste Erinnerung an Palermo. Raquel Romeo ist als „Straßensängerin von Palermo“ auch auf Youtube zu hören, wie ich inzwischen herausgefunden habe.
Der Tagesausklang gehörte der mächtigen, normannischen Kathedrale von Monreale mit ihren einzigartigen Mosaiken, die nicht nur biblische Szenen darstellte, sondern mit ihrem Zusammenspiel aus romanischer, arabischer und byzantinischer Kunst auch eine kluge und ausgleichende Machtpolitik abbildete. Monreale ist ein Muss für jeden Touristen, der sich nach Sizilien verirrt.
Wie hoch Acireale, wo wir untergebracht waren, wirklich über dem Meeresstrand liegt, merkten meine Frau und ich erst, als wir einen Tag aus der Reisegruppe ausscherten. Morgens bummelten wir durch die sehenswerte Altstadt mit ihrem wunderschönen Dom, wobei das weltberühmte Marionettentheater leider montags geschlossen war, aßen im Freien eine Pinsa, eine Art Teigfladen mit Pizzabelag, die als Mittagsmenü angeboten wurde, und tranken dazu ein Bier vom Fass. Pizza essen die Sizilianer erst abends und trinken ebenfalls Bier dazu. Pizza mit Rotwein scheint nur in Deutschland als typisch italienisch, genauer sizilianisch zu gelten.
Der vorgesehene Verdauungsspaziergang zum Meer erwies sich als Halbtageswanderung. Zunächst ging es rechts vom Dom die engen Gassen hinunter zu einem steinigen, sehr steilen, in vielen Serpentinen gewundenen Weg voll sandartiger Vulkanasche zum Strand, wo zu unserer Überraschung Baden verboten war und viele dunkle Blöcke aus Vulkangestein das Ufer säumten. Wir verweilten etwa eine halbe Stunde am vollkommen ruhig daliegenden Wasser, bis die Sonne vom Steilhang bedeckt uns in Schatten hüllte, bevor wir zurück den Umweg über ein benachbartes Dorf wählten, weniger steil, aber entsprechend lang. Rechtzeitig vor dem Abendessen erreichten wir unser Hotel, unerwartet erschöpft und müde. Die Zeit reichte noch für ein kleines Nickerchen. Sandalen waren wohl nicht das richtige Schuhwerk für dieses Abenteuer.
26° mittags in Syrakus am letzten Tag unserer Rundreise ließen die Lust auf weitere Besichtigungen abschlaffen. Die kühle Meeresbrise am Hafen mit kleinem Imbiss und kaltem Getränk war angenehmer. Nachdenklich machte mich das deutsche Flüchtlingsschiff dort, dass nicht mehr auslaufen kann, weil es keinen Treibstoff bekommt, solange die von ihr aufgenommenen Flüchtlinge nicht nach Deutschland weitergeleitet, sondern in Italien abgeladen dort bleiben sollen. Die derzeitige Ampel-Regierung finanziert mit Steuergeldern drei solcher Schiffe bis 2026 mit. Die italienische Regierung will jetzt 3 000 Flüchtlinge nach Albanien auslagern.
Die Sichtweise der deutschen Außenministerin Annalena Baerbock, dass es sich hierbei um die moralische Pflicht zur Lebensrettung handle, erschließt sich mir nicht. Am sichersten rettet man vor dem drohenden Ertrinken, wenn man Flüchtlinge gar nicht erst in eigens dafür geschaffene Schlauchboote steigen lässt, sondern sie gleich am sicheren Hafen in Afrika abholt. Ohne die GPS-Daten, die von den Schleusern weitergereicht werden, sieht man je nach Wetterlage in spätestens zwei bis drei Kilometer Entfernung im Dunst über der Meeresoberfläche kein flaches Boot mehr. Was soll dieser lebensgefährliche Zwischenschritt? Braucht man die Mitleidsmasche für ausreichend Spenden? Gilt diese moralische Verpflichtung erst dann, wenn ein Flüchtling in einem solchen selbstmörderischen Boot sitzt oder gar erst dann, wenn sein Ertrinken unmittelbar bevorsteht? Der schale Nachgeschmack auf der Zunge bleibt auch im Bus bei der Weiterfahrt nach Catania. Der wird in der nun eintretenden Kühle des Abends erst bei Don Peppinu überdeckt, der laut unserem Reiseführer Nino das beste Eis Siziliens, wenn nicht gar Italiens, haben soll.
Beim Rückflug von Catania nach München musste ich beim Scannen die Schuhe ausziehen, erst danach piepte der Scanner nicht mehr. Ich war in München mit denselben Schuhen problemlos durchgescannt worden. Die Flugreise mit Zwischenlandung in Rom verlief pünktlich und problemlos. Die Heimfahrt mit dem Zug war wieder typisch DB: 3 Minuten bis zur Abfahrt der S8 am Flughafen, wegen Verspätung nur 3 Minuten bis zur vorgesehenen Abfahrt mit dem ICE am Münchner Hauptbahnhof, der wegen Personalwechsel erst 8 Minuten später losfuhr, aber vier Minuten Verspätung aufholte, so dass 4 Minuten Umsteigezeit in den Regionalzug bis nach Crailsheim gerade noch reichten, wo dieser tatsächlich mit nur zwei Minuten Verspätung ankam, Reisestress pur, aber heimatlich vertraut. Schon auf der Hinfahrt fiel der gebuchte ICE aus.
Zu einer Zeit, als unsere Vorfahren noch als Jäger und Sammler in Germaniens Wäldern hausten, gab es in Sri Lanka zwei noch heute gebrauchte Schriften, nämlich Singhalesisch und Tamilisch, und ein Staatswesen, dass ein durchdachtes Bewässerungssystem auf die Beine brachte. In unseren schulischen Lehrplänen kam das alles nicht vor und so blieben diese asiatischen Kulturen ein blinder Fleck in meiner Wahrnehmung. Erst als alter Mann änderte sich das grundlegend.
Einen wesentlichen Anteil daran hatte vom 31.03. bis 09.04.2023 unser Reiseunternehmen mit seinem ausgewogenen und durchdachten Reiseprogramm mit den Stationen Colombo, die alte Königsstadt Anuradhapura, die Höhlentempel von Dambulla, die frühere Hauptstadt Kandy mit ihrem augenfällig hergerichteten und reichhaltigen Gemüsemarkt, der botanische Garten von Peradeniya und einem Reiseführer, der akzentfrei Deutsch sprach. Seine Fehler am Tag in unserer Sprache konnte man an einer Hand abzählen. Die ausgesuchten Hotels hatten westlichen Standard und gaben einen sehr guten Einblick in die mannigfaltigen und uns unbekannten Köstlichkeiten dieser Insel als Gaumenschmaus.
hinduistischer Tempel mit Tuk-Tuk davor
So waren die ersten Tage unserer Rundreise geprägt von religiösen Informationen und Besichtigungen, hauptsächlich über Buddhismus, ein wenig über Hinduismus. Unser Busfahrer zündete jeden Morgen vor Reiseantritt zwei Räucherstäbchen auf der Kühlerhaube seines Busses an als Dankopfer, dass ihm dieser Bus seine Tageseinnahmen ermöglichte. Mir als pingeligem Deutschen wäre es lieber gewesen, er hätte Geld in neue Wischerblätter gesteckt, denn bei den plötzlichen Platzregen schien mir seine Sicht auf Augenhöhe alles andere als verkehrssicher. Es kann durchaus sein, dass er sich dafür gar nicht zuständig fühlte und es eben als sein Karma hinnahm, wenn es zum Unfall gekommen wäre.
Danach folgte ein Szenenwechsel in die Kolonialzeit mit der von den Briten vor 160 Jahren erbauten und immer noch voll funktionsfähigen eingleisigen „Main-Line“-Zugstrecke nach Nuwara Eliya und deren ausgeklügeltem Sicherheitssystem. Erlebnisgastronomie High Tea, Dambatenne-Teemanufaktur, Elefantenfütterung im Aufzuchtgehege Udawalawe und Jeep-Safari bei Morgendämmerung im dortigen Nationalpark ließen Genießer und Natur- und Tierliebhaber voll auf ihre Kosten kommen.
Ein Schnappschuss aus dem Bus mit Seltenheitswert:
Ein Elefantenbulle mit Stoßzähnen.
Für historisch Interessierte bot das koloniale Weltkulturerbe Galle eine Erweiterung ihres Horizontes. Mir fielen dort vor allem die vielen Juweliergeschäfte auf, die nach meinem Eindruck auch problemlosen Geldwechsel ermöglichten.
Sehr gut gefallen hat mir, dass unser Reiseunternehmen das derzeitige Regierungsprogramm unterstützt, welches Frauen behutsam auf einen Rollenwechsel mit eigenen Verdienstmöglichkeiten schult, sei es bei Streetfood in Kandy oder bei Dorffrauen als Gastgeber mit ausgesuchten Rezepten aus der einheimischen Küche. Unser Reiseleiter saß übrigens dabei abseits von der Reisegruppe und leerte seinen Teller nach Landessitte mit der rechten Hand. Besteck brauchen offensichtlich nur die Touristen.
einfache Küche auf dem Land
Der Wasseranschluss ist im Freien.
Die violette Seerose ist das Wahrzeichen Sri Lankas.
Als Vase dient eine geköpfte gelbe Königskokosnuss,
deren Kokoswasser man zuvor mit Strohhalm ausgetrunken hat.
Ein Unbehagen will ich trotz aller phantastischen Eindrücke nicht verhehlen. Der Tourismus über Reisegruppen unterliegt anderen Gesetzen als der einzelne Rucksacktourist. Unserer ältester Sohn als Globetrotter begegnete in Sri Lanka der Frage nach Trinkgeld nie. Es wurde ein Preis ausgemacht und auch bezahlt. Bei den Essen unterwegs waren 10 % Service aufgeschlagen, aufgerundet auf den nächsthöheren Papiergeldschein, um sich die lästigen Kleinmünzen zu ersparen. Mir selbst begegneten Kleinmünzen in den Opferschalen der Tempel und auf dem Bazar von Kandy, wo manche Verkäufer auf ihrem sorgfältig aufgebauten Warenangebot mitten im Geld standen. Ein 500-Rupienschein war dabei eher selten, einige 100-Scheine schon häufiger. Das meiste bestand aus Münzen, 20- und 50-Rupienscheinen, gemessen an der Kaufkraft des Euros also fast nichts, gemessen am Tageseinkommen eines Lastenträgers auf dem Markt von etwa 3 000 bis 4 000 Rupien, zur Zeit etwa 9 bis 12 Euro, eine schöne Stange Geld.
Als Reisegruppentourist scheint die kleinste Trinkgeldwährung der 100-Rupienschein zu sein, oft für lächerlichste Handgriffe. Ging eine Dienstleistung über einen längeren Zeitabschnitt hinaus, wurden 500 Rupien pro Person erwartet. Eine Ausnahme davon erlebte ich bei der Toilette beim Zahntempel in Kandy. Artig bekam ich das Rausgeld ausbezahlt, das über die 20 Rupien für Einheimische hinausging. Einmal überließ der Kofferträger im Hotel das Bewachen unserer zwei Koffer vor dem Zimmer einer jungen weiblichen Putzkraft. Auf uns zu warten, war wohl unter seiner Würde. Ob sie mit ihm ihr Trinkgeld von 200 Rupien teilen musste, weil er ihr eine solche Gelegenheit ermöglichte? Ein andermal zögerte der Kofferträger, mit uns gemeinsam in den Lift zu steigen. Er ließ uns hochfahren zum Zimmer und kam dann mit dem nächsten Lift nach.
Eine dauerhafte Anschaffung fürs Reiseleben erstand ich auf dem Pettah-Markt in Colombo, einen Adapter mit rechteckigen britischen und einen mit runden indischen Anschlussbuchsen (Made in China) für je etwa 1,10 €. In Deutschland zahlt man dafür mindestens das Zehnfache, meist mehr. In jedem unserer Hotels waren beide äußerst nützlich.
Westliche Touristen, insbesondere deutsche, scheinen als reich und dumm und selbst schuld zu gelten, wenn sie sich über den Tisch ziehen lassen. Wir wollten uns bei der Ankunft in Colombo mit einem kleinen Spaziergang nach dem langen Sitzen auf der Flugreise ein wenig die Beine vertreten, als ein sehr höflicher junger Mann auftauchte und sich als Mitarbeiter unseres Hotels vorstellte, der gerade Mittagspause hatte. Er erzählte uns auf Englisch von seinen angeblichen Verwandten in Kandy, die er finanziell unterstütze. Als er aus uns herausgebracht hatte, dass wir an der Kultur des Landes interessiert seien, schlug er uns den Besuch eines buddhistischen Rituals vor, nur zwei Minuten weit weg. Wir willigten naiv ein. Die zwei Minuten dehnten sich. Weil wir ihm zu langsam zu gehen schienen, schlug er uns ein Tuk-Tuk vor, das augenblicklich auf seinen Wink hin neben uns anhielt. Wir wollten aber zu Fuß weiter. Irgendwann meinte er, dass die Veranstaltung gleich beginne und nur noch mit einem Tuk-Tuk pünktlich zu erreichen wäre. Und schon war wieder eines zur Stelle. Wir lehnten ab und wollten lieber umkehren. Er gab uns zum Abschied mit einem höflichen Bückling die Hand, stieg allein in das Tuk-Tuk und vermutlich an der nächsten Straßenbiegung wieder aus. Das buddhistische Ritual fand ohne uns statt, falls es überhaupt je existiert hatte. Einem gleichaltrigem Ehepaar ging es mit dieser Masche schlechter, sie wurden ins Museum und zu einem Juwelier geführt und nur gegen 50 € Devisen wieder ins Hotel zurückgebracht, die sie zähneknirschend bezahlten, weil sie nicht wussten, wie sie sonst wieder im Hotel angelangt wären. Ein Einzelreisender unserer Gruppe bekam von seinem angeblichen Hotelmitarbeiter ebenfalls diesen Museums- und Juwelierbesuch untergejubelt. Ein jüngeres Paar aus unserer Gruppe war resoluter. Als aus ihrer 100-Rupien-Kurz-Tour eine 10-Dollar-Tour wurde, drohten sie mit der Polizei und kamen mit 500 Rupien aus dieser Masche raus. In Kandy wiederholte sich das Spielchen mit drei angeblichen Mitarbeitern, diesmal von vornherein vergeblich, wobei einer dabei rotzfrech aufs Ganze ging und ein Cityhotel als unser Quartier nannte, womit er voll daneben lag.
Noch dreister waren die jungen Burschen beim Sigiriya-Löwenfelsen. Einer fassten mich ungeniert an, interpretierte das als Gehhilfe und wollte dafür 1 500 Rupien. „Ich bin kein Baby. Ich kann schon alleine laufen.“ Er ließ erst locker, als wir uns den nächsten drei lächerlichen Stufen näherten. Offensichtlich endete hier sein Revier. Dort unterfasste mich sofort der nächste. „Don’t touch me!“, herrschte ich ihn in scharfem Ton an. Unterwürfig zuckte er zusammen, zog sich sofort zurück und zu meiner großen Überraschung die anderen Burschen im näheren Umkreis auch. Diese aufdringlichen Fummler wissen ganz genau, dass sie niemals einen Einheimischen auf diese Weise anfassen dürfen, ohne seine Würde zu verletzen. Weiter oben, wo wirklich in der steilen Leiter zum Felsengipfel der eine oder andere um eine Unterstützung froh gewesen wäre, waren sich die Herren zu fein oder zu faul. Ich habe mir den Aufstieg angetan und gelangte schweißgebadet mit klatschnass durchtränktem Hemd oben an. Die Aussicht rundherum war diesig, also nicht gerade der Knüller. Die fein säuberlich auf gleicher Höhe in den Boden eingelassenen Ziegel sollten wohl Umrisse eines Palastes mit mehreren Gebäuden darstellen. Das kann stimmen oder auch nicht. Ruinen sehen anders aus. Lachen musste ich dort oben über eine ziemlich clevere Geschäftsidee. Einige Ziegelsteine markierten den höchsten Punkt auf dem Felsen. Jemand bot an, mit den Smartphones der Touristen diese auf jener künstlichen Anhöhe zu fotografieren. Das versprach Trinkgeld am laufenden Band.
Dass man beim Abstieg die berühmten Wolkenmädchen nicht mehr fotografieren darf, kann ich nachvollziehen. Vergleicht man sie mit früheren Bildern aus dem Internet, sind die Farben durch wohl meist ungewolltes Blitzlicht reichlich verblasst.
Beim Abstieg begegneten wir einem fliegenden Händler. Seine kleinen bunten Elefanten schienen meiner Frau ein ideales Souvenir für unsere drei Enkelkinder zu sein. Leider hatten wir uns auf Deutsch unterhalten und schon stieg der Preis von 1 000 Rupien auf 2 000. Sollten wir ihn stehen lassen und auf eine andere Gelegenheit hoffen? Gab es diese überhaupt? Unsere Reisegruppe war inzwischen weitergegangen. Lohnte es sich zu handeln? 12 € zu viel, wie wir später erfuhren, tun uns nicht weh und verschafften ihm in Windeseile einen satten zusätzlichen Tageslohn.
Reingefallen bin ich beim singhalesischen Abend des Reiseveranstalters. Das Hotel stellte zusätzlich Wein auf die Gruppentische. Ich hielt ihn zur Einladung zugehörig und öffnete den Schraubverschluss eines chilenischen Feld-Wald-Wiesen-Merlots und schenkte in meiner Umgebung ein. Als ich mich beim Kellner über diesen 27° warmen Wein beschwerte und ihn auf 18° als Serviertemperatur hinwies, teilte er mir zuerst mit, dass ich die geöffnete Flasche bezahlen müsse. Es handle sich nur um ein Sonderangebot mit 10% Ermäßigung, von welchem Ausgangspreis wusste er angeblich nicht. Er erkundigte sich und nannte umgerechnet 45 € als Preis. Ich weigerte mich zu bezahlen, wenn der Wein nicht gekühlt werde. Er brachte einen Eiskübel als Notbehelf. Auf der Rechnung standen dann umgerechnet 33 €.
Dreist fand ich es, als in Galle die beiden Reisegruppen in einen viel zu kleinen Bus gepfercht wurden. Alle Notsitze waren besetzt. Manche mussten stehen. Eingespart wurde damit ein etwa 10-minütiger Rückweg zu den beiden Reisebussen. Der Reiseleiter der anderen Gruppe erwähnte ein Trinkgeld für den Fahrer von 500 Rupien pro Person. Nach meiner Beobachtung ging der arme Kerl leer aus, weil jeder Teilnehmer heilfroh war, diese heikle Situation hinter sich zu lassen. Aus den erwarteten 16 000 Rupien, etwa 45 €, für knappe drei Minuten Fahrt wurde wohl nichts. Die restliche Zeit beanspruchte das Ein- und Aussteigen. Auf diese 8 % seines vermuteten Monatslohns wartete er also vergebens. Waren wir zu hartherzig?
Mit Reiseleiter, Fahrer und Begleiter waren wir mehr als zufrieden. Sie erhielten ihr Trinkgeld in Euro-Scheinen als einzig sicherer Hafen bei einer instabilen Währung. Tourismus kommt in Sri Lanka als Einnahmequelle an vierter Stelle und das zu Recht. Dieses Traumland hat viel zu bieten. Gastfreundschaft halte ich für ausbaufähig. Die Maßnahmen zu Covid-19 zwei Jahre lang für diesen Bereich waren sicher eine volkswirtschaftliche Katastrophe. Wie wichtig Devisen sind, merkt man besonders im Duty-Free-Shop mit westlich orientierten Preisen am Flughafen von Colombo. Rupien werden dort nicht angenommen.
Ausfuhr strengstens verboten, was den Händler wohl nicht kümmerte.
Dass unsere Reisegruppe außer einem jungen Paar nur aus Rentnern bestand, war wohl zu erwarten. Sie hatten sicher alle in ihrer Jugend griechische Götter- und Heldensagen verschlungen und waren daher entsprechend vorbelastet. Es sieht ja auch nach Kulturtripp aus, wenn Delphi, Mykene, Olympia, Mystras, Sparta, Epidauros und Nauplia auf unserem Reiseprogramm vom 06.03. bis 13.03.2023 stehen. Überrascht hat mich dann doch, dass wir Schulklassen aus Spanien, Frankreich, Italien und Deutschland begegneten. Offensichtlich gibt es in ganz Europa noch Lehrer, die ihren Schülern die hellenistische Kultur aufs Auge drücken. Wir werden dies mit dem Griechenlandalbum, das meine Frau angefertigt hat, unseren Gästen ebenfalls antun. Die meisten Fotos davon kann man sich heute im Internet anschauen. Deshalb will ich den Internetleser damit verschonen, nicht ohne mir den Spott zu verkneifen, dass ihm damit die Vorstellung von der wahren Größe dieser Bau- und Kunstwerke verloren geht. Aber das kann er ja nachholen, wenn er in Ehren ergraut ist und das nötige Kleingeld dafür übrig hat.
Entlarvend war für mich der Ausspruch meiner elfjährigen Enkelin, die auf WhatsApp entdeckte: „Da ist ja Opa!“ Die wesentlich älteren Steine und Tempelreste um mich herum waren wohl nicht in ihrem Wahrnehmungsmuster.
Prokinitaria, die kleine Kirche am Straßenrand oder im Garten. Ursprünglich verrichteten die Menschen davor ihre Tagesgebete oder gedachten ihrer Unfallopfer. Im Innern sind meist ein Öllämpchen und Heiligenbilder.
Was dem Naturliebhaber in Griechenland ins Auge sticht, ist die strahlende Schönheit der im Frühjahr noch schneebedeckten Gipfel, während im Tal sich schon recht farbenprächtig Blumenteppiche entfalten.
Gewöhnungsbedürftig war für mich, dass das Toilettenpapier nicht perforiert war und in einen Eimer neben der Kloschüssel geworfen werden musste. Mir wurde mit einem Schlag bewusst, wie pingelig wir Deutschen in solchen Kleinigkeiten des Alltags doch vorgeprägt sind. Ein Deutscher will auch wissen, wie kalt das Wasser im Golf von Korinth sich Anfang März anfühlt. Die Füße meiner Frau tippten auf 17°. Dass Abfall irgendwo in der Natur entsorgt wird, erregte meinen Widerwillen. Da die beobachtete Menge sich in Grenzen hielt, muss es irgendwann wohl immer wieder Heinzelmännchen geben, die korrigierend eingreifen.
Außerhalb des Hotels mit seinem auserlesenen und hervorragenden Essen war das Leben an einer Dorfdurchgangsstraße schon schlichter. Zum griechischen Mokka, dem Ellenikos, gibt es eine kleine Flasche Wasser, einfachst belegte Brötchen oder eine Art Toastbrot mit Käse und Schinken. Die Biersorten Mythos und Alpha brauchen den Vergleich mit deutschen Bieren nicht zu scheuen. Wer auf Plastikstühlen im Freien in der wärmenden Frühjahrsonne sitzt, ist Tourist. Griechen bevorzugen Schatten und laute Geselligkeit. Gyros in Bratwurstform, industriell vorgefertigt mit Pommes Frites, überlebt man überraschend gut. Choriatiki, der griechische Bauernsalat, ist genauso schmackhaft und reichlich wie in einem Griechenlokal in Deutschland, ebenso die traditionelle Hausmannskost wie gemischte Platte mit Tzatziki, falls sie überhaupt angeboten wird.
Wie kommt man am besten von Georgien nach Armenien? Ganz einfach zu Fuß über die Grenze! Nachdem die Toilette auf georgischer Seite überraschenderweise umsonst war, bekam die Georgierin Tea noch ein nicht eingeplantes kleines Zusatztaschengeld, bevor sie unsere Reisegruppe an die Armeniern Narine Hoveshyan übergab. Der Bankautomat auf armenischer Seite streikte bei allen deutschen Karten, weil er einer russischen Bank gehörte. Hier holte uns der Krieg Russlands gegen die Ukraine zum ersten und einzigen Mal ein. Zum Glück gab es eine Wechselstelle, die unsere Notration an Euro schmälerte, was am Flughafen in Tiflis auch schon der Fall war. Der Vorteil von Wechselstellen ist manchmal, dass man für den nächsten Toilettengang schon etwas Münzgeld in der Tasche hat. Der vermeintliche deutsche Reisebus hinter der Grenze entpuppte sich als Gebrauchter aus dem Internethandel, dessen Stoßdämpfer glücklicherweise die ganze Rundreise durchhielten. Fahrtüchtig sind in Armenien auf dem Land alle Fahrzeuge, die noch nicht auseinandergefallen sind.
Als weiterer Vorteil entpuppte sich, dass in unserer Reisegruppe sechs Russlanddeutsche waren, die sich hervorragend als Dolmetscher oder Erklärer eigneten, wenn ich unsere Reiseführerin nicht belästigen wollte. Russisch scheint jeder Armenier zu beherrschen, Englisch nur das Personal an der Hotelrezeption. Mit dieser unerwarteten Hilfestellung bestellte ich an der Rezeption den notwendigen, dank meiner Zimmernummer kostenlosen Bademantel, wusste, dass ich im etwas weiter entfernten Schwimmbad beim Empfang rutschfeste Einmalsandalen und einen Schlüssel zu einem Kleiderschrank ausgehändigt bekommen werde. Umkleidekabine war der Flur vor den Schränken. Somit konnte ich im Nobelkurort Tsaghkadzor das zum Hotelkomplex gehörige Schwimmbad benutzen. Der Bankautomat im Hoteleingang schien die Bankfiliale für das ganze Tal zu sein.
Dass Armenien das Land der Aprikosen sein soll, ist an uns vollkommen vorbeigeglitten. Für uns war es das Land der sehr guten Rotweine, der weniger guten Biere und der allgegenwärtigen armenisch-apostolischen Kirche mit ihren vielen Klöstern und Kreuzsteinen.
Das Kloster Khor Virap mit Blick auf den schneebedeckten, auf türkischer Seite liegenden Fünftausender Ararat gilt als Wiege des Christentums in Europa. Entsprechend gestaltete sich das Programm des Reiseveranstalters mit Kloster- und Kirchenbesichtigungen und drei einzigartigen Musikdarbietungen, vom Volkslied über Kirchenchoral bis zur konzertanten Musik auf alten armenischen Musikinstrumenten. Durch Zufall erlebten wir zusätzlich einen ergreifenden, wunderschönen Gesang bei einer armenischen Eucharistiefeier im Inselkloster Sewanawank am Sewan-See, dem größten Gewässer im Kaukasus.
Der musikalische Höhepunkt für mich war jedoch, als bei unserem letzten Abendessen in Jerewan am Nebentisch eine Gruppe armenischer Lehrerinnen den Geburtstag einer Kollegin feierte. Alle Damen waren sehr festlich angezogen, ließen sich ein abwechslungsreiches Mahl servieren und tanzten anschließend begeistert auf armenische Popmusik, zu der eine kleine Musikgruppe mit ihren typisch armenischen Instrumenten aufspielte. Manche mögen über mich Kulturbanausen die Nase rümpfen. Mir ging diese Lebensfreude richtig zu Herzen.
Schon zu Sowjetzeiten gab es für den ländlichen Raum ein Förderprogramm für die Landbevölkerung mit Speisesaal und Toiletten für Reisegruppen, bei denen die Einheimischen ihre hervorragende rustikale Küche auftischen konnten. Wir waren heute noch Nutznießer davon, ein Genuss ohne Reue.
Den weindurchtränkten Käse einer noch jungen Käserei verspeisten wir im Hotelzimmer, zusammen mit einem Fladenbrot aus dem Supermarkt und einer Flasche Weißwein, die uns ein georgischer Winzer geschenkt hatte, weil wir zufällig bei unserer Einkehr dort unseren 44. Hochzeitstag hatten. War der Einkauf im Supermarkt für uns preiswert, muss er einheimischen Rentnern mit etwa 120 Euro monatlicher Rente fast unerschwinglich erscheinen. Wie in Georgien erstaunte mich das Preisgefälle. In irgendeinem Dorf hing vor einem kleinen Textilladen ein kurzärmliges Sommerhemd für umgerechnet etwa 1 Euro. Für diesen Preis bekam man an den Touristenständen bei den Sehenswürdigkeiten nicht einmal ein Flasche Mineralwasser.
Wie in Georgien sah man auf dem Land oberirdische Gasleitungen, der die einzelnen, mit einem Gaszähler ausgerüsteten Haushalte verband und mit russischem Gas versorgte. Die Freundschaft mit Russland wird sich bei einem diktierten Gaspreis in Grenzen halten.
Im armenischen Vulkanmassiv lagen die schwarzen Obsidiane zuhauf herum. Drei kleine Steine für unsere Enkel kamen ins Reisegepäck. Ein Blick ins Internet verriet, dass nicht nur Armenier diesem vulkanischen Glas eine Heilkraft zusprechen.
Das Kostbarste an Jerewan war für mich die berühmte Sammlung uralter Handschriften im Museum Matenadaran. Welches Gespür für Kultur, Schrift und Wissen müssen die so oft verfolgten Armenier gehabt haben, wenn sie allen Lebensgefahren zum Trotz diese Handschriften versteckten und so einmalige Kulturzeugnisse unter anderem auch ihre eigene Schrift vor dem Vergessen bewahrten! Ich hätte an ihrer Stelle wohl nur meine nackte Haut gerettet.
Charles Aznavour und Winston Churchill mögen mir verzeihen, armenischer Brandy, so weltberühmt er auch sein mag, ist nicht meine Welt. Ich ziehe armenischen Rotwein vor.
Kurz, eine Reise durch Armenien ist wie die Reise durch Georgien eine exotische Reise der Sinne. Kleiner Zusatztipp am Rande: Man nehme einen zu sich passenden Sexualpartner mit.
Die Heimreise steckte voller Pannen. Wir waren erst nach zwanzigeinhalb Stunden wieder glücklich zu Hause.
Beschämt muss ich eingestehen, dass ich die Länder Georgien und Armenien zeitlebens nicht besonders bewusst wahrgenommen habe. Vielleicht geht es Fluggesellschaften genauso. Direktflüge aus Deutschland nach Tiflis scheinen rar, der Umweg über Warschau ein Glücksspiel. Hatten meine Frau und ich von München kommend noch Glück, dass wir bei der Zwischenlandung etwa eine Viertelstunde vor dem Boarding am richtigen Gate standen, erreichten andere erst 24 Stunden später unsere Reisegruppe.
So schlenderten wir mit unserer Reiseführerin Tea Seperguli mit einer verkleinerten Gruppe zur georgisch-orthodoxen Metechi-Kirche auf dem Gelände der früheren georgischen Könige und danach durch das Bäderviertel von Tbilisi. Für mich klang das wie „Tvilissi“ mit Betonung auf dem zweiten i. Frauen müssen in Georgien beim Betreten einer Kirche ihr Haar verschleiern. Unsere Tea besaß mehrere Schleier in verschiedenen Größen, falls sie sich nicht einfach der Kapuze ihrer Windjacke bediente. Ihre Schleier wurde umso größer, je mehr sie einer Kirche eine tiefere religiöse Bedeutung beimaß. In der Grabeskirche der georgischen Nationalheiligen Nino im Bodbe-Nonnenkloster trug sie den größten. So wurde sie für mich zum Sinnbild georgischer Orthodoxie und Nationalstolz.
Beides braucht man dort wohl zum seelischen Überleben, hatte dieses Land doch im Laufe seiner Geschichte immer einen hohen Blutzoll an die augenblicklichen Großmächte gezahlt, die auf diese Weise ihre großen Handelswege militärisch absicherten. So war es naheliegend, dass täglich mehrere Kirchen auf dem Besichtigungsprogramm standen. Offensichtlich war mein Blick dafür nicht geschult genug, denn auf mich wirkten sie mit Ausnahme der prachtvollen Swetizchoweli-Krönungskathedrale in Mzcheta alle irgendwie gleich, viele mehr oder minder gut gemachte Ikonen in alten Gemäuern mit einer brennenden Öllampe davor, die mir den Blick zu näherem und sorgfältigerem Betrachten versperrte. In jeder Kirche gab es einen Sandkasten auf Stelzen, in dessen Sand viele kleine schmale brennende Kerzchen steckten, die man meist am Kircheneingang billig kaufen konnte. Offensichtlich besuchten viele Einheimische tagsüber kurz ein solches Gotteshaus und verlängerten im Geiste ihr Gebet durch das Anzünden einer solchen Kerze, die noch weiter brannte, während sie schon längst wieder weggegangen waren.
Doch das erste, was mir auffiel, waren die zahllosen streunenden Hundemischlinge, meist friedlich schlafend an den unmöglichsten Stellen, alle vier Pfoten weit von sich gestreckt. Vermutlich schonten sie damit ihren Kreislauf; denn wie, wann und womit sie sich ernährten, schien Glücksache. Sie hatten fast alle einen Knopf im Ohr als Zeichen dafür, dass sie geimpft und sterilisiert waren, ihrer Anzahl nach zu schließen dennoch wohl ein ziemlich uferloses Unterfangen.
Auffallend war für mich auch das Preisgefälle. In den Cafés und Restaurants waren die Preise knapp unterhalb dessen, was mir aus Deutschland vertraut war. Neugierig, wie die Bevölkerung sich während der Mittagspause ernährte, besuchten meine Frau und ich gleich am ersten Tag unserer Reise einen Imbissstand im Supermarkt und aßen zum ersten Mal Khatchapuri, käsig, salzig, sehr sättigend und spottbillig. Zur Sicherheit unserer Verdauung blieben wir bei Cola und Mineralwasser. Dass warmes Khatchapuri noch besser schmeckt, bekamen wir erst viel später mit. Alkohol gönnten wir uns bei den organisierten Mahlzeiten. Für deutsche Bierliebhaber ist georgisches Bier nicht immer der erwartete Genuss. Wer dagegen wie wir trockene Rotweine liebt, liegt ab 13,5 Volumprozent immer goldrichtig. Andere Teilnehmer der Reisegruppe schwärmten vom gekühlten Weißwein.
Wer im Laufe seiner wechselhaften Geschichte ständig von militärischer Vorherrschaft bedroht ist, soll wenigstens gut essen und trinken. Georgische Küche ist ein meisterlicher Lebenströster. Allein nur ihretwegen nach Georgien zu reisen, ist Grund genug.
Was mich an Tiflis noch beeindruckte, war die U-Bahn. Sie liegt, im Kalten Krieg gebaut, sehr tief unter der Erdoberfläche, damit sie als Bunker gegen Bomben verwendet werden kann. Die Rolltreppen ans Tageslicht sind sehr lang, sehr steil, sehr schnell und stoßweise proppenvoll. Gedankenlos dösen geht nicht, hochriskant für Gehbehinderte. In der U-Bahn galt Maskenpflicht wegen Corona. Sonst begegneten wir diesem Thema nur bei vier Kontrollen auf den Flughäfen während der Hinreise. Ohne gültigen QR-Code einer Impfung ist ein teurer PCR-Test Pflicht. Genesung zählt nicht.
Im Bäderviertel band eine ältere Frau Wiesenblumen zu Sträußen und versuchte, sie an Touristen zu verkaufen. Sie reagierte schmollend und beleidigt, weil wir nicht kauften. Woher sollte sie auch ahnen, dass wir nur für eine Nacht eingecheckt waren, im Hotelzimmer keine Blumenvase und obendrein wie alle Touristen das Problem hatten, die großen Geldscheine vom Umtausch in passendes Kleingeld umzuwandeln.
Überrascht hat mich die spontane Hilfsbereitschaft von Passanten, als ein Teilnehmer unserer Reisegruppe an der für uns ungewohnt abgeschrägten Bordkante abrutschte und sich die Schläfe aufschlug. Helfende Hände waren sofort verfügbar. Ein junger Mann reichte eine Flasche Wasser, ebenso verlangsamte im dichten Straßenverkehr sofort ein Auto und der Fahrer reichte ebenfalls eine Flasche Mineralwasser durchs heruntergekurbelte Autofenster herüber. Sind die Bewohner dieser Stadt mit einer Trinkflasche ausgerüstet, sobald sie das Haus verlassen?
In der Nähe unseres Hotels befindet sich der Fluss Kura, der mir missfiel, weil auf seiner Wasseroberfläche sich Abfälle floßartig sammelten und gemeinsam stromabwärts trieben. Es störte das schöne Bild der Brücke mit Blick auf die Anhöhe mit der Sameba-Kathedrale. Ältere Menschen bekreuzigten sich hastig dreimal von oben nach unten, und anders als bei uns von rechts nach links, wenn ihr Blick beim Überqueren der Brücke auf die Kathedrale fiel. Es hatte für mich aber nichts Andächtiges. Es wirkte eher wie ein magisches Beschwörungsritual, damit man als Nichtschwimmer heil über die Flussbrücke gelangte.
Die Grünanlage auf der anderen Seite des Flusses war voller Menschen, die an diesem frühsommerlichen Abend auf dem Rasen eine Decke ausgebreitet hatten, dort miteinander schwatzten oder gar gemeinsam Mitgebrachtes als billiges Feierabendvergnügen verzehrten. Auf der Halfpipe erprobten viele Kinder mit Rollern oder Skateboards ihre Tricks. Manche zeigten dabei ein bewundernswertes Talent. Die langsam dahinrollenden Autos am Rande der Grünanlage erinnerten mich eher an einen Straßenstrich. Der Flohmarkt auf der Brücke und der Kunstmarkt auf der anderen Seite waren schon längst geschlossen. Davon konnten wir nur noch Reste erhaschen, als wir drei Tage später noch einmal im selben Hotel für zwei Nächte einquartiert waren. Aber das genügte, um festzustellen, dass Tiflis begabte Künstler beherbergt.
Wer Georgien bereist, sollte auch den Heldenmythos im Stalin-Museum in Gori kennenlernen. Um die Armut seiner Kindheit sichtbar zumachen, versetzte man Stalins Geburtshaus in ein größeres Gebäude, um es vor dem Zerfall zu bewahren. Ein winziges Zimmer genügte der Familie zum Essen und Schlafen. Nachdenklich verließ ich das Museum. Wie viel demütigende Unterdrückung seiner kindlichen Bedürfnisse musste der kleine Josef in dieser winzigen und ärmlichen Behausung erfahren haben? Was davon setzte sich im kirchlichen Internat bei ihm, dem begabten Stipendiaten, fort? Welche Niedertracht erlebte er bei seinen Gefängnisaufenthalten unter dem zaristischen Regime? Kein Kind kommt als Verbrecher auf die Welt. Welche Entwicklung hat ihn dazu gebracht, für seine politischen Ziele jegliches Menschenleben rücksichtslos zu opfern? Von welch panischer Überlebensangst muss er besessen gewesen sein? Wer hat sie ihm eingeflößt? Die stolze Museumsführerin hat meine Fragen sicher nicht verspürt. Sie dient aus ihrer Sicht dem Gedenken dieses großen Georgiers.
In einem kleinen Supermarkt in Gori wiederholten wir unseren Versuch, unser Mittagessen dort einzukaufen, je eine Flasche Mineralwasser und eine an den Enden bereits angetrocknete Wurst in einer Art Brotfladenrolle, die uns der Verkäufer aufwärmte. Damit setzen wir uns auf eine ziemlich verwitterte Bank bei einem heruntergekommenen Plattenbau. Die Wurstenden bekam eine junge Hündin mit Knopf im Ohr. Diese Bank gehörte vermutlich zu ihrem Nahrungsrevier. Sie wartete geduldig, bis sie auch die Brösel unserer Kekse auf dem Boden auflecken konnte. Satt wurde sie damit sicher nicht.
Die folgende Nacht verbrachten wir in einem Sporthotel im in der Nachsaison ausgestorben wirkenden Skiort Gudauri bei letzten Schneeflocken um die 0° und voll abgenutzten Skipisten, auf denen kein Gras mehr wuchs. Das Abendessen mit Wein mundete ausgezeichnet. Bewirtet wurden wir von sehr jungen Leuten, die heilfroh schienen, noch einmal etwas zu verdienen. Außer unserer Reisegruppe gab es keine Gäste mehr. Auf dem Weg dorthin entlang der Georgischen Heerstraße nahe der Ananuri-Burg mit ihrer dazugehörigen Klosteranlage stellten wir belustigt fest, dass die Toilettenfrau am Aussichtspunkt oberhalb des Schinwali-Stausees eine auffallende Ähnlichkeit mit Angela Merkel, unserer ehemaligen Bundeskanzlerin, hatte.
Kurz, Georgien ist ein Land krasser Gegensätze, das wir voller Erinnerungen an Hunde, Kirchen, Berge, gutes Essen und der ganz privaten Religiosität Teas sehr nachdenklich im Reisebus Richtung Armenien verließen.
Das Konzept dieser Rundreise durch Nordspanien über Bilbao, La Encartada, San Bernabé, Altamira, Comillas, Covadonga, Gijón, Oviedo, León, Burgos, Santo Domingo de la Calzada, Rioja-Region, Laguardia, Pamplona, San Sebastián, Euskotren, Guernica und wieder Bilbao, das uns unser Reiseleiter Jörg Volkmann mit viel Charme und Geschick erfolgreich vermittelt hat, ist ein Knüller – für die richtigen Leute. Meiner Frau und mir hat es jedenfalls sehr gut gefallen. Vor allem die Mischung zwischen Spanisch und deutscher Übersetzung ließ uns das fremde Land sehr gut erspüren. Die Restaurant- und Tapasbarbesuche außerhalb der Übernachtungshotels brachten uns das gesellschaftliche Leben der Spanier näher, weil dort auch Einheimische anzutreffen waren.
Allerdings zeigt die äußerst deftige nordspanische Küche für Vegetarier oder gar Veganer nur wenig Erbarmen. Diese müssen sich mit sehr einseitiger Kost begnügen.
Wo Berge und Meer nah beieinander sind, kann das Wetter schnell umschlagen. Ich hatte mit einem täglichen Regenguss gerechnet, der für unsere Reisegruppe glücklicherweise ausblieb. Temperaturschwankungen zwischen -2° und +28° innerhalb dieser zehn Tage zeigten aber deutlich, wer hier das eigentliche Sagen hat, das Wetter. Die „Spazierwanderung“ (laut Prospekt) zum Bergsee Enol de Covadonga ist kein Sonntagsspaziergang im Grunewald von Berlin! Warme Beinkleidung, damit der raue Bergwind die Beinmuskulatur nicht vorzeitig auskühlt, und trittfeste Schuhe mit rutschsicheren Sohlen mindern das Unfallrisiko. Rentnerknochen brechen leicht und schnell und die nächste Klinik liegt nicht um die Ecke. Ich möchte keinem Reiseleiter zumuten, im Tragegriff einen Oberschenkelhalsbruch oder ein verdrehtes Kniegelenk bis zum Busparkplatz zurückzuschleppen. Unsere Gruppe hatte das große Glück einer für Gebirge traumhaften Wetterlage.
Obendrein ist diese Gegend bis jetzt noch nicht für das kleine und große Geschäft von Bustouristen ausreichend gerüstet. Ein Fünfzigcentstück über den Tresen versteht dort jeder Wirt ohne Worte, wenn man sich nicht mit Cafe solo vollpumpen will. Einen entsprechenden Vorrat an Münzen sollte man sich also vorneweg ansparen.
Ist das die holländische Art, unangenehmen Nachrichten auszuweichen?
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The mail system
<info@zaanse-schans.nl>: connect to zaanse-schans.nl[37.97.135.129]:25:
Connection refused
in der deutschen Broschüre zu 1 Euro steht: Mit der Zaanse Schans Card erleben Sie Zaanse Schans kostengünstig. Doch der dort angegebene Preis von 11.50 Euro stimmt nicht mehr und es sind auch nicht mehrere Mühlen kostenlos, wie der Prospekt behauptet, zu besuchen, sondern nur eine einzige. Bei allen anderen muss man zuzahlen. Als wir am 25.05.2016 dort waren, standen wir beim Honig Breedhuis Museum und bei der Zinngießerei vor verschlossenen Türen. Die junge Dame an der Kasse des Zanns-Museum, die wir danach darüber informierten, zuckte nur die Achseln.
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Mit freundlichen Grüßen
Winfried Schley
Vorsitzender des Pamiers-Städtepartnerschaftskomitees in Crailsheim
Président du Comité de Jumelage Crailsheim - Pamiers
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Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.
Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !
Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.