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Anekdoten, Gedanken, Gedichte, - mal heiter, mal nachdenklich, Theologisches und Philosophisches im Alltag, dt.-frz. Beziehungen und Städtepartnerschaft, Kunst und Kunstausstellungen, ... und was mir sonst noch in den Sinn kommt.

Meine Schuld

Selbstverständlich anonym wie heutzutage üblich warf mir ein Schüler in einer Abiturzeitung vor, dass Leute wie ich schuld daran seien, dass Menschen massenhaft aus der Katholischen Kirche austreten. Nun kann ich mich an keine lebhafte Auseinandersetzung in meinem Unterricht zu diesem Thema erinnern, so dass ich stark vermute, dass hier ein Schüler einen ganz privaten Konflikt mit der Lehre der Katholischen Kirche hat, die vermutlich nicht seiner wohl durch Medien vorgeprägten Geisteshaltung entspricht, der er sich unbewusst, vielleicht auch unhinterfragt, angepasst hat, um modern zu wirken. Altmodisch und hinterwäldlerisch bin für ihn auf jeden Fall ich.

Immer wieder mache ich die gleiche Beobachtung. Geht ein Glaube verloren, wird er rasch durch einen anderen ersetzt, meist durch den augenblicklichen Hauptstrom in den Medien verursacht. Ganz ohne Glaube scheint der Mensch nicht auszukommen.

Sehr oft erfuhr ich als katholischer Religionslehrer am Gymnasium Ablehnung. Man warf mir Indoktrination und Intoleranz gegenüber Andersdenkenden vor und ich fragte mich, warum mein Gegenüber nicht einfach meine Haltung neben der seinen stehen lassen kann, wenn er selbst doch angeblich ach so tolerant ist. Offensichtlich wirke ich als lebendiger Vorwurf und berühre wohl unbewusste Schuldgefühle, deren man sich mit allen Mitteln erwehren muss.

Nichts ist für mich z.B. widersprüchlicher als ein Atheist, der mit missionarischem Eifer seinen Nichtgottglauben verkünden muss. Sein manchmal selbstgerechter Wahrheitswahn spricht Bände, an denen jeder Tiefenpsychologe seine helle Freude hätte. Welche tiefsitzenden Ängste müssen verdrängt bleiben?

Zur Zeit feiert eine Diktatur des Relativismus, einer sinnenleeren Aufklärung, einer gedankenlosen Gleichmacherei, getarnt als Gleichberechtigung, in den Medien Triumphe. Dass Wasser bergauf fließt, ist in diesem Gedankengebäude genauso gültig wie die Gegenbehauptung, dass Wasser bergab fließe. Beide erscheinen in diesem Denkmuster als gleichberechtigte Sichtweisen, die gefälligst zu tolerieren sind.

Ein solches Musterbeispiel dafür ist für mich die im Familienpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) vollzogene Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften mit der richtigen Ehe zwischen Mann und Frau. Hier kuscht man vor einer kleinen Gruppe von Menschen, die ihre sexuelle Neigung zum nachahmungswürdigen Kult erhebt und jeden der Intoleranz oder Diskriminierung bezichtigt, der hier Kritik wagt. Unbekümmert und moralisch überheblich beschimpft diese Gruppe einen Kritiker, dass dieser sich im Sumpf eines Homophobenmorastes befinde. Dass eine solche Haltung selbst diskriminierend ist, fällt vielen nicht mehr auf. Man hat hier einen neuen, moralisch scheinbar höherwertigen Glauben geschaffen, der es erlaubt, Andersdenkende moralisch tiefer einzustufen und damit als minderwertig zu bekämpfen.

Weitere zeitgeistige Haltungen finde ich im Internet, wo praktizierende Katholiken einfach nur lächerlich gemacht werden, als wären sie abartige, vogelfreie Wesen, pure Kathophobie also. Umgekehrt aber achten diese Blogger meist peinlich genau, manchmal fast unterwürfig darauf, dass Ansprüche anderer Minderheiten politisch korrekt eingehalten werden müssen und diese keinesfalls diskriminiert werden dürfen. Sachliche Argumente scheinen dort in der Auseinandersetzung nicht mehr nötig zu sein. Es genügt ein Hinweis auf die christliche, wenn nicht gar katholische Religiosität einer Person, um nach Herzenslust abwertend über sie herziehen zu können.

Aber all das muss ich ertragen lernen. Denn ich bin ja selbst schuld. Schließlich sind es Leute wie ich, die Menschen massenhaft aus der Katholischen Kirche austreten lassen, wie der anonyme Schüler in der Abiturzeit so selbstsicher feststellte .

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M
<br /> Weil ein Homosexueller dieser Meinung ist und Ihre stützt muss das für alle gelten?<br /> All jene, die diese Meinung nicht teilen werden in sofern von Ihnen abgewertet, dass Sie denen unterstellen, dass sie manipuliert sind und sich keine eigene Meinung bilden können?<br /> Sind Sie eigentlich nur noch RELIGION oder noch Mensch - eigenständige Persönlichkeit? Was tun Homosexuelle Ihnen an? Nix!<br /> Vielleicht gehen Sie mal ein wenig in sich und forschen dort nach, WARUM Sie derart verbiestert auf all das reagieren, was Sie nicht nachempfinden können.<br /> Wer stark ist, kann gelten lassen.<br /> <br /> <br /> Toleranz bedeutet, dass man andere Menschen ihren eigenen Weg finden und gehen lässt. so wie Sie es für sich auch in Anspruch nehmen.<br /> <br /> <br /> Dass sie katholisch Leben wollen, durften alleine Sie entscheiden, denn wir leben glücklicherweise in einem Land, wo jeder das für sich entscheiden kann.<br /> <br /> <br /> <br />  <br /> <br /> <br />  <br />
Antworten
M
<br /> Herr Schley, fällt Ihnen nicht auf, dass Sie selber ständig verurteilen und anderen Menschen vorschreiben möchten, wie "richtiges" Leben und Lieben zu sein hat? Was hat es mit Toleranz zu tun,<br /> wenn Sie unterstellen, dass die Leute unfähig sind, eine eigene Meinung zu bilden, sondern sich von den Medien manipulieren lassen? Was hat das mit Toleranz zu tun, wenn Sie glauben zu wissen,<br /> was die einzig erlaubte Form von Liebe und Sexualität zu sein hat? Wohlgemerkt, ich spreche vom sexuellen Miteinander erwachsener Menschen. Ich kenne viele charmante, liebenswerte Homosexuelle<br /> Männer, weil die Herren mit mehr weiblichem Anteil nun mal sehr kreativ sind und somit in Kunst und Kultur reichlich vertreten sind. Ich möchte sie nicht missen.<br /> <br /> <br /> Wenn Gott gewollt hätte, dass Menschen nur zum Zwecke der Fortpflanzung der Liebe frönen, hätte er ihnen die Lust an der Erotik nicht derart reichlich in die Wiege gelegt.<br /> Offensichtlich war Gott schlauer als die Vertreter der Weltreligionen, denn er hat es so eingerichtet, dass es immer schon homoerotische Paarungen gab unter vielen Lebewesen und auch Menschen,<br /> die keine Kinder bekommen können, denn sonst wäre die Welt wg. Überbevölkerung schon längst perdu!<br /> <br /> <br /> Eines steht aber für mich fest, die ich doch so ganz normal im Leben stehe; Toleranz fängt immer bei einem selber an. Ich lasse jeden so leben, wie er möchten, rede ihm nicht in seine<br /> persönlichen Entscheidungen hinein, noch interessiert mich seine Lust und sein Sexualleben, solange er sich sozial verträglich verhält. Das ist sein Intimbereich, der mich nicht zu interessieren<br /> hat, sonst stünden die Betten auf dem Marktplatz. Diese Toleranz erwarte ich auch für mich und gut ist.<br /> Bei dem Eifer, mit dem Sie - Herr Schley - sich offenbar am Thema "erlaubte" Sexualität und was das zu sein hat, festbeißen, drängt sich mir der Verdacht auf, dass Erotik für Sie ein<br /> unanständiges Fremdwort ist und nicht lustvolles, liebevolles Miteinander. Ich gönne es jedem, nach seiner Façon glücklich zu werden. Es muss im sexuellen Bereich KEINER<br /> etwas tun, was er nicht will, auch Sie nicht.<br /> <br /> <br />  <br />
Antworten
W
<br /> <br /> Madame<br /> Federkiel, rein zufällig hat uns heute ein homosexueller Freund seinen neuen Partner vorgestellt. Ihm ist voll bewusst, dass er seine Existenz einer normalen Ehe zwischen Mann und Frau verdankt<br /> und sieht in der lebenslangen Ehe seiner Eltern qualitativ etwas anderes als in seinen eigenen sexuellen Partnerschaften. Den Begriff Ehe will er für seine eigene Partnerschaft ausgespart wissen,<br /> weil dieser Begriff in den Köpfen der Mehrheit heterosexuell vorgeprägt ist. Er fühlt sich durch die scheinbare Gleichstellung in den Medien in seiner Andersartigkeit manipuliert und verletzt.<br /> Ihm genügt gesetzliche Rechtssicherheit. Er weiß, dass die große Linie der Schöpfungsordnung auf Nachkommen ausgerichtet ist, was auch aus seiner Sicht vollkommen in Ordnung geht. Er denkt nicht<br /> im Traum daran, seine private Befindlichkeit zum gesellschaftlich gleichwertigen Maßstab hochzujubeln und alle anderen, die nicht mitjubeln, als homophob zu beschimpfen.<br /> <br /> <br /> <br />