Jedes Neugeborene ist Bote eines Neubeginns. Von einem Anfang kann man nur sprechen, wenn man über die Gegenwart hinaus eine, wenn auch ungewisse Zukunft im Blick hat, von der man sich etwas Neues erhofft.
Ein Säugling ist hilflos. Es kann sich nicht alleine entwickeln. Es braucht Mitmenschen, die sich um ihn kümmern, sonst stirbt er. Sein Leben ist abhängig davon, wie lebensfähig seine Umgebung ist. Nur eingebettet in deren Fürsorge gedeiht er, sonst nicht. So ist jedes Baby Symbol für Hilflosigkeit und Träumen von Entfaltung und Fortschritt zugleich. Das weckt Barmherzigkeit und Hoffnung, zwei starke Kräfte, die antreiben, Gutes zu tun.
Säuglinge von Filmstars oder aus Königshäusern sind mediale Ereignisse, bei denen viele Menschen mitfiebern, mitfühlen, sich mitfreuen, sich miteinander darüber austauschen, sich in gemeinsamen Gefühlen vereint wissen. Dieser Reiz zielt ins kollektive Unbewusste, wird ohne tiefere Missverständnisse in seltener Harmonie Freude auslösen.
So hat auch das Kind in der Krippe, das Christen weltweit zu Weihnachten feiern, eine nach wie vor ungebrochene Strahlkraft. Mich wundert immer wieder aufs Neues, weshalb die frühen Christen nur Ostern und Pfingsten kannten: Ostern als Beginn eines neuen Lebens bei Gott durch den Tod hindurch, bei dem Jesus Christus als „Erster der Entschlafenen“ voranging, und Pfingsten als Beginn der Kirche, weil dort sich jene Menschen sammelten, die sich von „Gott Vater“ geliebt, von „Gott Sohn“ begleitet und von „Gott Heiliger Geist“ geleitet wussten. Erst Jahrhunderte später erfassten sie in größerem Umfang, dass davor ja eine Zeugung und eine Geburt liegen müsse, die alles andere erst möglich machte und damit eine Zeitenwende einleitete, von göttlicher Weisheit von Anfang des Universums an gewollt und zum richtigen Zeitpunkt in die Tat umgesetzt. „Das Wort ist Fleisch geworden und hat unter uns gewohnt“ (Joh 1,14) steht doch schon in der christlichen Bibel. Das kann man doch nicht einfach zur Kenntnis nehmen und ein bisschen nebenbei verkünden! Das muss doch gefeiert werden! Wann denn sonst, wenn nicht an Weihnachten?