Seit Jahrzehnten beklagen unsere Politiker die viel zu niedrige Geburtenrate in Deutschland, die unsere Gesellschaft langsam, aber sicher aussterben lässt, und dennoch wussten sie bis jetzt kein Mittel, diesen Trend zu stoppen. Allen bisherigen politischen Konzepten ist gemeinsam, dass man gar nicht von Kindern her denkt, sondern von Eltern als arbeitende Steuerzahler ausgeht.
Wie wäre es mal für einige Jahrzehnte andersherum? Ich denke noch schmunzelnd an eine Studienfahrt nach Berlin, an der ich einst als Schüler in den siebziger Jahren teilnahm. Wie genau die Familienpolitik Berlins damals war, habe ich vergessen. Doch in Erinnerung blieb mir der Grundgedanke, das man als junges Paar ein Startkapital bekam, das man nicht nur mit günstigem Zins und Tilgung abstotterte, sondern auch mit der Kinderanzahl mindern konnte. In diesem Modell waren Kinder also noch bares Geld wert. Bares Geld als Ersatz für ein Lehrlingsgehalt brachte meinen Eltern mein Stipendium des Landes Baden-Württemberg, mit dem sie mich auf das Gymnasium gehen ließen. Mein Vater war, wie damals üblich, Alleinverdiener.
Heutzutage muss man schon sehr gut verdienen, wenn man als Alleinverdiener eine Familie nicht nur ausreichend ernähren, sondern seinen Kindern ihren Begabungen und Neigungen gemäß eine angemessene Entfaltung zukommen lassen will. Schleichend wurde für die Mehrheit der Bevölkerung die Zweigehälterfamilie, oft sogar im Schichtdienst rund um die Uhr, eingeführt und die Zeit, die Eltern mit ihren Kindern verbringen, immer mehr gekürzt, Kindererziehung immer mehr ausgelagert.
Brauchen wir nicht eher das Gegenteil? Kann denn die Allgemeinheit nicht einen Lebensabschnitt finanzieren, in dem junge Eltern schwerpunktmäßig für ihre Kinder da sind? Das muss doch gar nicht das frühere Modell von Mutter als weitgehend Alleinerziehende sein! Sobald die Kinder aus dem Gröbsten raus sind, bringen sich beide Elternteile wieder als Steuerzahler für andere ein.
Mietwohnungen bestehen heute in der Regel aus Wohnzimmer, Schlafzimmer und einem weiteren Zimmer, neben Küche und Bad. Unbewusst und unhinterfragt wird so bei einer Bevölkerungsmehrheit einer Einkindfamilie Vorschub geleistet, will man seine Kinder nicht wie Schafe einpferchen. Aus zwei wird in der nächsten Generation eins, also die zukünftige Bevölkerung in dieser doch recht großen Zielgruppe halbiert. Familienfreundliches Bauen sieht anders aus. Wie wäre es mit einer neuen Form der Subvention auf dem Bausektor?
Schwangere Frauen sind für kleine und mittlere Betriebe oft ein Horrorszenario. Teilweise Abhilfe wäre ein Mutterschutz ab Beginn der Schwangerschaft.
Eltern kann man im Bewusstsein der hiesigen Bevölkerung, ganz besonders unter den oft kinderlosen Lobbyisten in den politischen Entscheidungsgremien und Ausschüssen, aufwerten, indem man ihnen ein zusätzliches Wahlrecht für ihre noch nicht selbst wahlberechtigten Kinder einräumt. Ein staatlich garantierter Mindestlohn für Kindererziehung zu Hause, warum nicht? Kostenloser öffentlicher Personennahverkehr für Kinder wie in Italien? Familiensplitting ähnlich wie in Frankreich? Hausfrau und Mutter oder Hausmann und Vater als Beruf, zumindest auf Zeit?
Natürlich muss man dabei den Staatshaushalt umkrempeln, neue Verteilungsmuster entwerfen. Das braucht Zeit, Mut und Phantasie. Manche Ideologie muss man über Bord werfen, wie z.B. die staatliche Abtreibungsfinanzierung, die auch ein wenig mitverantwortlich ist, dass uns jetzt etwa fünf Millionen Mädchen als zukünftige Mütter aus den letzten zwanzig Jahren „Familienpolitik“ fehlen. Oder das ideologische Einknicken vor den multinationalen Konzernen, die uns die Zweigehälterfamilie aus angeblichen Wettbewerbsgründen in der weiten Welt reingedrückt haben. Denen ist das schnurzpiepegal, wo auf dieser Welt sie ihre billigsten Arbeitsplätze einrichten. Die drückt der Schuh erst, wenn die Kaufkraft einer einst reichen Region mangels ausreichend vorhandener Menschen wegfällt. Genau darin sollten sie investieren lernen. Das muss ihnen aber jemand behutsam beibringen. Wer soll das sein, wenn nicht die jetzige Eltern- und Großelterngeneration? Liebespaare und Eltern, seid Wutbürger! Vereinigt euch!