Es belustigt mich immer wieder aufs Neue, wenn, vor allem im Internet, bekennende Atheisten mit geradezu religiösem Eifer ihren Nichtgottglauben verkünden. Dass dieser selbst von
Werthaltungen geprägt ist, die oft abendländisch jüdisch-christliche Wurzeln haben, lassen sie meist nicht an sich heran.
Wie unheilbar religiös Menschen sind, erkennt man heutzutage daran, dass Kinofilme mit mythischem Hintergrund Kassenschlager sind. Mythen ziehen magisch an. Esoterische Literatur, Spiritismus, Okkultismus, Anthroposophie, Astrologie, Teufelskulte, transzendentale Meditation mit fernöstlichen Anklängen, New-Age-Exerzitien, Esoterik-Urlaub füllen die Kassen der Buchverlage und der Tourismusbranche.
Offensichtlich kann der Mensch auf Dauer nicht ohne religiösen Anklang leben, sehnt sich nach einer Reise zu seinem Innern, nach Stille und Einkehr.
Der Mensch kann diesem Grundbedürfnis nicht ausweichen, er kann nur wählen, was er zu seinen Gottheiten macht und was nicht.
Erfährt der Mensch Angst, die er besiegen will, eine innere Leere, die er ausfüllen möchte, eine Erschöpfung, vor der er sich erholen muss, sieht er sich gezwungen, alltäglichen Kleinkram zu meiden und den Weg in die Tiefe zu wagen. Worin er Geborgenheit oder gar seelische Heimat findet, ob und wie er sich selbst annehmen lernt, wie er lieben und geliebt werden erfährt, dazu muss er sich auf den Weg machen. Er kann gar nicht anders, will er nicht an sich selbst in Oberflächlichkeit ersticken. Ein wenig frei ist er nur in der Wahl seiner Wege. Doch
auch hier prägt ihn sein Vorwissen, sein Horizont, seine Erziehung darin, wie und was er auswählt. Er muss wählen, will er seelisch nicht zu Grunde gehen.
Warum heute viele Menschen die klassischen Angebote des Christentums außen vor lassen, ist mir ein Rätsel. Was macht es ihnen so schwer, einen personalen Urgrund des Seins, einen Schöpfer und Vater aller Menschen anzuerkennen? Er muss ja nicht jeder gleich durch meditative Selbstversenkung oder mystische Vereinigung diesen Geist, diese Energie, diese
Schöpfungskraft in sich selbst erfahren, wo alles miteinander verwoben und gegenseitig beseelt ist. Eine dumpfe Ahnung davon genügt, um sich als von Gott angenommen zu fühlen, sich auf ihn einzulassen, sich an ihm fest zu machen.
Erst wer auf mehr brennt, sollte sich mit Jesus Christus und der biblischen Verkündigung befassen und damit, wie sich Gott hierbei den Menschen selbst mitteilt. Orte der Information darüber sind die christlichen Kirchen.
Gelebter Glaube braucht Anhaltspunkte. Religiöse Feste gliedern die Zeit, zum einen die Jahreszeit zum Innehalten, zum andern wollen die Knotenpunkte des Lebens gefeiert werden: Geburt als geschenktes Leben, Geschlechtsreife als Verlassen der unmündigen Kindheit und Übergang zur Eigenverantwortung, Familiengründung als Ausblick in die Zukunft, Grenz- und Ohnmachts-erfahrungen in Krankheit oder Unglück als Weichenstellung und Neuanfang, Tod als Übergang. Christliche Glaubensgemeinschaften bieten eine solche Möglichkeit. Das Feiern der
christlichen Sakramente hat hier seinen Ursprung. Ihre Ausprägung unterscheidet sich je nach Kirchenzugehörigkeit.
Bald beginnt das neue Jahr 2016 mit seinen Vorsätzen an Neujahr.
Wie wäre es mit einer Weichenstellung in Richtung Gott?
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