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24. Dezember 2009 4 24 /12 /Dezember /2009 16:46

Einmal im Jahr da strömen sie und füllen die christlichen Kirchen, Menschen, die sonst das ganze Jahr keine Kirche von innen sehen, es sei denn, sie befinden sich im Urlaub und besichtigen eine solche, wenn der Reiseführer ein Kirchengebäude als mehr oder minder markantes Urlaubsziel kennzeichnet.

Für die einen ist
der Höhepunkt des Festes die Christmette am Heiligen Abend, dem 24. Dezember, für die andern der Festgottesdienst am ersten Weihnachtsfeiertag, dem 25. Dezember. Erst im Gottesdienst am zweiten Weihnachtsfeiertag sind die üblichen Christen wieder unter sich.

Dass Weihnachten, Ostern und Pfingsten die drei Hauptfeste des christlichen Kirchenjahres sind, wissen viele dieser Kirchgänger nicht. Noch weniger sind darüber informiert, dass Weihnachten am 25. Dezember erst seit dem 4. Jahrhundert in Rom belegt ist und dass dieses Fest das Fest des römischen Sonnengottes Sol abgelöst und Christus zum eigentlichen „Licht der Welt“ gekürt hat. Zum Fest des gegenseitigen Beschenkens wurde es in der Zeit der Reformation. So es ist noch
heutzutage bei Christen und vielen Nichtchristen Brauch.

Schichtdienst in den Betrieben schieben in dieser Zeit meist Singles ohne Anschluss, Kommunisten, Oppositionelle zum gängigen gesellschaftlichen System oder Moslems.

Von der letzteren Sorte hatten wir kürzlich ein gläubiges moslemisches Paar bei uns zu Gast, das seit vielen Jahren in Deutschland wohnt, fast perfekt deutsch spricht und sehr engagiert am öffentlichen Leben unserer Stadt teilnimmt. Mit ihnen zusammen wollen wir ein Projekt gegen Rassismus zum Schuljahresende organisieren.

Angenommen hatte der Ehemann meine Einladung zum Abendessen zusammen mit seiner Gattin wohl deshalb, weil er wusste, dass ich als katholischer Religionslehrer gläubiger Christ bin, Angehöriger einer Buchreligion also, die der Prophet Muhammad (Mohamet auf türkisch) als tolerierbar und daher besuchbar einstuft. Nach der religiösen Einstellung meiner Frau zu fragen, kam ihm gar nicht erst in den Sinn. Zugestimmt hat er dieser Einladung auf einem Seminar der Volkshochschule, bei dem ausführlichst jüdische und islamische Speisegesetze vorgestellt wurden.

Er konnte somit sicher sein, dass das servierte Rindfleisch von einem nach den Regeln des Koran geschächteten Rindes stammte, dass wir Salatdressing und Brühwürfel für die Bratensoße im Türkenladen gekauft hatten und daher weder alkoholhaltiger Essig im Salat noch Fettspuren vom Schwein dem Essen beigemengt waren. Den Käse zum Abschluss haben beide nicht angerührt, angeblich, weil sie keinen mögen.
Der wahre Grund aber war, wie wir schnell im Internet am Tag danach recherchierten, dass die hierzulande üblichen Käsesorten Magenlab von Rindern enthalten, die natürlich nicht korrekt geschächtet waren. (Darüber hatte das Seminar leider nicht informiert.)

So herzlich die Atmosphäre war, zeigte sich in dem Gespräch doch, wie weit unsere Kulturen auseinander liegen. Natürlich verstanden wir ihre Sorge, wenn der schon volljährige attraktive Sohn mit Gleichaltrigen in die Diskothek zieht, sich auf Partys mit Mädchen abgibt und seine Freunde
dort wie selbstverständlich Alkohol trinken oder gar kiffen. Wir ahnten ihr Glück, wie sie voller Stolz berichteten, dass ihre Tochter kurz vor dem Abitur stehend ihnen solche Probleme nicht bereitet. Minarettverbot, wie jetzt in der Schweiz geschehen, verletzt ihre Ehre. Sich einer demokratischen Mehrheitsentscheidung zu beugen, ist außerhalb ihrer Vorstellungswelt.

Während nun, wie alle Jahre, unsere schon erwachsenen Kinder sich bei uns im Wohnzimmer mit Krippe und Weihnachtsbaum einfinden, wandern meine Gedanken dieses Jahr doch immer wieder zu diesem netten türkischen Ehepaar. Da feiern wir daheim ein Familienfest und zumindest für mich auch das Fest, dass Christus geboren wurde, um als Retter und Erlöser die Menschen der ganzen Welt zu Gott zu führen. Der ganzen Welt? Welcher Welt? Wie lange noch?

 

 

libanikoneIkone aus dem Libanon

 

 

 

 

 

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  • Winfried Schley
  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
 Ich interessiere mich für alles, was dem friedlichen Zusammenleben der Menschen dient.
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