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1. Januar 2017 7 01 /01 /Januar /2017 22:04

Seit über 38 Jahren bin ich immer noch mit derselben Frau verheiratet und habe mit ihr drei erwachsene Kinder. Wie wir seit kurzem uns von einem österreichischen Politikwissenschaftler sagen lassen mussten, leben wir damit in einem rechtspopulistischen und daher unerwünschten und überholten Verhältnis. Von allein wären wir nie darauf gekommen. Wir bildeten uns immer ein, dass es sich lohnt, wenn man mit seinem Ehepartner Höhen und Tiefen des gemeinsamen Lebens auch gemeinsam übersteht und den heranwachsenden Kinder einigermaßen Grundvertrauen in die Zukunft und Förderung ihrer Bildung und Ausbildung zuteil werden lässt.

 

Offensichtlich haben wir nicht nur die Entwicklung in eine neue Gesellschaft verschlafen, wir sind mit unserem Lebensentwurf sogar ein unerwünschtes Auslaufmodell. Seitdem treibt mich die Frage um, wer denn eigentlich festlegt, was erwünscht oder unerwünscht ist, was einer Gesellschaft gut tut und was nicht. Wer steuert mit welchen Interessen diese globale Entwicklung in eine andere Gesellschaft in einer anderen neuen Welt?

 

Vergleiche ich unseren eigenen Freundes- und Bekanntenkreis mit denen unserer Kinder, so zeigen sich gewaltige Umbrüche. Sie leben bereits in einer anderen Sozialordnung. Ihre Partnerschaften sind in der Regel kurzlebiger und sie leben deshalb vermehrt in Single-Haushalten, ihre Kinder bei Alleinerziehenden. Das kurbelt Bau- und Haushaltswarenindustrie gewaltig an. Solidaritäts- und Synergieeffekte eines festen (Groß-) Familienverbundes sind ihnen fremd. Ihr Freizeitverhalten ist nicht mehr an einer gemeinsamen Gestaltung eines Familienlebens ausgerichtet, sondern an zwanglosen Treffen mit etwa Gleichaltrigen zu den verschiedensten Aktivitäten. Sport- und Freizeitindustrie verdienen an ihnen eine goldene Nase. Sie arbeiten, um zu konsumieren. Ein Beruf wird zum veränderbaren Job, den man je nach günstigerer Geldquelle auswechselt. Sie sind Lohn-, Arbeits- und Konsumsklaven zugleich. Den Traditionen ihrer Eltern sind sie weitgehend entfremdet. Sie wirken auf mich entwurzelt, haben ein Stück ihrer Identität, wie ich sie verstehe, verloren. Grob festgefügte Werteordnungen einer Großgruppe, die ihnen Heimat bieten könnte, vermissen sie nicht. Sie leben in einer Mischbevölkerung aus aller Herren Länder, die sich unauffällig im Laufe ihres Heranwachsens in ihrer Umgebung ansammelte.

 

Den Hauch der großen weiten Welt mit ihren verschiedenartigen Kulturen, wie ich ihn in meiner Studentenzeit an der Universität erlebt und genossen habe, weil es den beengten Horizont meines eigenen Elternhauses und meiner Kindheit sprengte, verspüren sie nicht. Sie nehmen daher auch nicht mehr, wie ich einst als junger Mensch, wahr, was an ihnen selbst anders ist als an ihrem Gegenüber aus einem anderen Kulturkreis und wo sich ihre eigene Identität von jenen unterscheidet. Eigentlich haben sie gar keine mehr und das scheint von irgendwem auch so gewollt. Internationale Namen von Freunden und Bekannten sind ihnen von Kindesbeinen an von Kindergarten, Schule, Ausbildungsorten und schnell wechselnden Arbeitsplätzen her unhinterfragt vertraut. Mehrheitlich verläuft ihr Leben unpolitisch. Sie sind weitgehend eingebettet in ein System von öffentlicher Ruhe und Ordnung, das die Wirtschaftseliten dieser Welt um sie herum aufgebaut haben, damit sie ungestört die von der augenblicklichen Mode verordneten Konsumgüter genießen, solange sie diese halt bezahlen können. Wenn nicht, beginnt die Jagd nach einem besseren Job. Gesundheit ist Nebensache.

 

Biologische Unterschiede dienen der sexuellen Entspannung als Ausgleich zum Arbeitsstress, nicht mehr zur Weitergabe von Leben. Die Frau als unverzichtbare Wiege des Lebens für die Zukunft einer Gesellschaft, die es sorgsam zu behüten und zu pflegen gilt, erscheint ihnen als rückständiger Lebensentwurf einer vermeintlichen Ungleichheit aus verkrusteten patriarchalischen Strukturen, die es zu überwinden gilt, weil es ihren Individualismus empfindlich stört. Dass sie sich damit einer großen Lebenslüge und der Manipulation durch die Mächtigen einer globalen Weltwirtschaft unterwerfen, kommt ihnen nicht in den Sinn, obwohl sie mehrheitlich ihre eigene Existenz eben diesem aus ihrer Sicht veralteten Familienbild verdanken.


Vielleicht merken sie es erst, wenn sie alt und einsam sind und auf Pflege durch Menschen anderer Kulturen oder anderer Lebensentwürfe angewiesen sind, falls diese sie nicht rücksichtslos durch Sterbehilfe entsorgen. Gesetzlich ist ja schon alles bestens vorbereitet.

 

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  • Niemals in Gleichgültigkeit verfallen, unabhängig davon, was im Leben auf mich zukommt !  
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