„Man besorge sich einen gesunden Geschlechtspartner und versuche, ihn sich ein Leben lang zu erhalten. Das ist der beste Schutz gegen AIDS“. So pflegte ich als Lehrer meinen Schülern zu diesem Thema zu antworten, wenn sie mir, ihrem Religionslehrer, nach ihrem Biologieunterricht mal wieder den Kondomgebrauch als einzig selig machenden Schutz anpriesen. Geradezu selbstverständlich hatten ich und meine Schüler wohl auch dabei ein heterosexuelles Paar im Blick.
Welch ewig gestriger, reaktionärer, rechtspopulistischer und diskriminierender Homohasser ich damit damals war, zeigt mir nun die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württembergs auf, die im demütigen Gehorsam zum neuen Bildungsplan der grün-roten Landesregierung die dort angepriesene, aber nirgends klar umrissene, sexuelle Vielfalt anhimmelt und in ihrem bahnbrechenden Unterrichtmaterial ab Klasse 7 Lesbische und schwule Lebensweisen – ein Thema für die Schule (aktuelle Fassung von Februar 2013) den Stein der Weisen gefunden hat: „Wähle lesbische Lebensweise, dann bist du laut Statistik am besten gegen Geschlechtskrankheiten und AIDS geschützt.“
Aha, es scheint also die genetische Veranlagung zur Lesbe oder zum Homosexuellen, wie sie die GEW sonst immer so gern verkündet, doch nicht ganz so wissenschaftlich fundiert zu sein, sonst wäre die schulische Erziehung dazu ja vollkommen überflüssig. Und wie schlecht kommen die armen homosexuellen Männer dabei weg! Selbst die GEW kann eine gesundheitlich riskante Ansteckungsgefahr beim Analverkehr mit Kondomen nicht weglügen.
Da meine Frau an derselben Schule unterrichtet hat wie ich und obendrein unsere drei Kinder dort neun lange Schuljahre erfolgreich durchgehalten haben, war unsere Familie für viele Schüler ein unbewusstes Vorbild für ihre eigene Sehnsucht nach stabilen, treuen und partnerschaftlichen Beziehungen. Sie setzten sich, teilweise notgedrungen, mit ihrer eigenen familiären Situation auseinander und bekamen ganz nebenbei mit, wie schwierig heutzutage die grundgesetzlich geschützte Ehe und Familie sich in einer multikulturellen und vielfältigen Gesellschaft behaupten müssen. Wir diskutierten lebhaft und durchaus gegensätzlich miteinander, wie man Berufswahl und Familiengründung in einen im Alltag lebbaren Einklang bringen könne.
Nicht alle meine Schüler hatten in ihrer Lebensgeschichte das Glück, in einer solchen Familie aufzuwachsen. Bei den einen verstärkte das ihre Sehnsucht, es selbst einmal anders als ihre daran gescheiterten Eltern zu versuchen. Für andere wiederum waren wir ein lebendiger Vorwurf, der ihnen die Zerbrechlichkeit von Beziehungen und die damit verbundene innere Zerrissenheit schmerzlich vor Augen führte.
Wohl eher unbewusst trösteten sie sich mit den heutigen Medien, mit Fernsehen und Filmen, die fast ausnahmslos zerrüttete Ehe- und Familienverhältnisse, Lesben und Schwule oder alleinerziehende Mütter vorführen. Treue eheliche Beziehung und ihre Bedeutung für Staat und Gesellschaft kommen dort in der Regel nicht mehr vor. Nur die Zeichentrickserie „Die Simpsons“ kennt noch die Rollenverteilung Vater, Mutter und drei Kinder. Ob unser Jüngster wohl deshalb so ein Simpson-Fan war? Dass diese verstellte Medienwelt Menschenrechte verletzt, weil sie ein gelingendes Ehe- und Familienleben mit ihrem beharrlichen Durchhaltevermögen als wesentlichen Bestandteil in unserer vielschichtigen Gesellschaft verdrängt, darf man nach dem neuen Toleranzbegriff des grün-roten Bildungsplanes nicht mehr unterrichten. Dass ich auf meine Familiensituation dankbar zurückblicke und sie für wertvoller halte als andere Lebensentwürfe, gilt nun offiziell als diskriminierend und homophob. Ich selbst bin nach den Vorstellungen der grün-roten Landesregierung von Baden Württemberg ein religiös imprägnierter Homohasser und intoleranter Hetzer, der in unserer modernen Gesellschaft keinen Platz mehr hat.
Der Gedanke, dass es neben anderen auch meine Kinder und deren Kinder sind, welche die Rente dieser weitgehend kinderlosen herrschenden Riege finanzieren werden, tut mir sehr weh.